Design "augenzwinkernd und mit einer Prise Humor"
Die Ausstellung "unpolished" versucht zeitgenössisches, polnisches Design auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Was 2009 als Idee entstand, hat sich inzwischen zu einer ganzen Serie von Ausstellungen unter diesem Titel entwickelt. Gezeigt werden die in ganz Europa. In jeder Stadt zeigen die Kuratoren Agnieszka Jacobson-Cielecka und Pawel Grobelny dabei neue Exponate. Berücksichtigt werden dabei kein industriell gefertigtes Design, sondern Unikate und Prototypen von jungen Designern. Auch bei ihnen machen die Kuratoren einige "typisch ponischen" Aspekte aus. So verwenden die Designer fast ausnahmslos Materialien, die industriell gefertigt und bereits gebraucht wurden. Aus ihnen bilden sie neue, innovative Kreationen. So entstehen etwa aus Reagenzgläsern individuelle Aufbewahrungsbehälter für Gewürze, aus Wäscheklammern USB-Sticks oder aus Beton eine Lampe.

Oftmals spielen die Künstler dabei mit der Frage, in wie weit sie die Objekte verfremden dürfen bzw. mit ihnen dem Verbraucher dienen müssen.  Ganz praktisch gedacht und doch formschön ist etwa ein Trinkglas mit eingedellter Fingerstruktur für den besseren Griff oder eine Vasen-Gruppe die sich dank ihrer Struktur mit einem Band zusammenbinden lässt. Auf diese Art nähern sie sich der Kritik an der modernen Wegwerf-Gesellschaft nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern "augenzwinkernd und mit einer Prise Humor", so Petra Hesse, Direktorin des MAKK.


Den Praxistest bestanden – Wäscheklammern als USB-Sticks


Bequem und ausgefallen: Ein aufblasbares Sofa


Aufblasbare Sofas – alltagstauglich und mit Pfiff
Dieser Umgang mit Recycling und Konsum ist bei vielen der polnischen  Designern durch historische Erfahrungen geprägt, erklärten die Kuratoren heute. So sind sie alle zwischen 30 und 40 Jahre alt und wuchsen in Polen während oder gleich nach dem Systemwandel auf. "Damals war es nicht wichtig, wie das Sofa aussah, sondern, dass man überhaupt eines hatte", so Jacobson-Cielecka. Erst in den vergangenen Jahren sei nun auch ein Wille zur Gestaltung und ein Bewusstsein für Design entstanden.

Wichtig sei den jungen Designer dabei, dass ihre Projekte nicht allein dem Konsum dienen. Daher entwerfen viele nicht nur, sie kümmern sich auch um die Produktion selbst. Einige der ausgestellten Exponate werden inzwischen in Kleinserien hergestellt. Dazu gehört etwa ein in der Schau zu sehendes aufblasbares Sofa. Es wurde aus Segeltuch gefertigt und lässt sich bei Umzügen prima mitnehmen. Dass es auch wirklich stabil ist, bewies bei der heutigen Vorstellung der Schau Katarzyna Sokolowska, Direktorin des polnischen Instituts in Düsseldorf. Sie wurde von den Kuratoren spontan dazu gebeten auf dem Sofa Platz zu nehmen und war von der Bequemlichkeit durchaus angetan.

Weitere ausgefallene Ideen der Ausstellung: Ein Baumstamm als Hocker, ein Teppich aus Fischschuppenartigen Stofffetzen genäht, Radios in Holzblöcken, verzierte Einmachgläser oder eine Keramikschale mit angebissener Seite. Entwickelt wurden die Ideen von: AZE Design, Agnieszka Bar, Beton, Joanna Bylicka, Agnieszka Czop + Joanna Rusin, DBWT, Gogo Design, Kosmos Project, Bogdan Kosak, Malafor, Karina Marusinska, Bartosz Mucha, Monika Patusynska, Poor Design, Magdalena Trzcionka.

Unpolished – Junges Design aus Polen
15. Juli bis 28. August 2011
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule, 50667 Köln

Öffnunsgzeiten:
Di bis So: 11 bis 17 Uhr
Jeden 1. Do im Monat: 11 bis 22 Uhr

Eintritt:
Nur für "Unpolishd" 3,50 Euro, erm. 2 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung