70 Millionen mittels „radikalen Stellenabbau“
Für den Betriebsrat von Euler Hermes und ver.di ist die Allianz eine „Heuschrecke“: Die Allianz erwarte von der Euler-Hermes einen höheren Beitrag am Konzernerfolg. Obwohl bereits „immense“ Erträge zu verzeichnen seien und „enorme“ Dividenden gezahlt werden, reiche das dem „Primus der Versicherungsbranche“ nicht, schreibt Ver.di in einer öffentlichen Stellungnahme. Man behauptet, dass durch einen radikalen Stellenabbau noch einmal 70 Millionen Euro pro Jahr an die Allianz abgeführt werden sollen. Zudem sollen alle Tätigkeiten in Hamburg zentralisiert werden.

Während der laufenden Tarifverhandlungen hat der Gesamtbetriebsrat von Euler Hermes deshalb ein Gegenkonzept vorgelegt. „Wir würden damit die wirtschaftlichen Forderungen erfüllen und dennoch die betroffenen Stellen retten“, erklärte heute der Betriebsratsvorsitzende von Euler Hermes in Köln, Hans-Jörg Wagner. Bis zum 30. Juni müsse eine Einigung erfolgt sein, um ein Scheitern der Verhandlungen zu verhindern. Ansonsten werde wohl ein Plan ohne Einigung erstellt. „Das wäre das erste Mal in der Geschichte des Allianz-Konzerns. Es ist beschämend. Wir verlangen, dass unsere Mitarbeiter nicht in Existenzangst versetzt werden, denn allein am Standort Köln sollen rund 20 Stellen entfallen“, so Wagner.


Der Kölner Betriebsrat von Euler Hermes: vorne: Ludger Czyborra, Kirstin Hemmelrath und Michael Lippki; hinten: Hans-Jörg Wagner


Arbeitgeberseite will sich nicht äußern
Seitens der Arbeitgeberseite von Euler Hermes möchte man, auf Nachfrage von Report-k.de, diesen Behauptungen nicht zustimmen. Zu einem geplanten Stellenabbau wollte das Unternehmen sich nicht äußern. Dazu müsste zunächst der Ausgang der Tarifverhandlungen abgewartet werden. Der Stand des langfristig geplanten Projektes „excellence“, zur gesamtwirtschaftlichen Verbesserung, sei unverändert, sagte ein Unternehmenssprecher. Jedoch sei dieses Projekt eine reine Maßnahme von Euler Hermes. Die Allianz als Aktienteilhaber, habe sicherlich auch ein Interesse in der Durchsetzung, ein direkter Einfluss sei jedoch nicht bekannt.

Ver.di bezeichnet Forderungen als „Unverschämtheit“
Laut ver.di macht die Arbeitgeberseite ihr Angebot für einen neuen Gehaltstarifvertrag abhängig von folgenden Forderungen: der Ausweitung des Niedriglohnbereiches (Tarifgruppen A und B), der Möglichkeit befristete Beschäftigungsverhältnisse auf vier Jahre bei bis zu sechsmaliger Verlängerung auszudehnen, die Sonderzahlungen in Abhängigkeit von Leistung und Erfolg zu variabilisieren. Werden diese Forderungen von Ver.di akzeptiert, soll wolle Euler Hermes auf weitere Forderungen verzichten. So wäre man laut Ver.di „bereit den Wegfall der so genannten Versicherungsfeiertage (Heiligabend und Silvester), die Erzwingbarkeit der Samstagsarbeit und die Herausnahme der übertariflich bezahlten Angestellten aus dem Tarifvertrag“ nicht weiter zu verfolgen. Die von der Arbeitgeber-Seite angebotene Gehaltserhöhung bezeichnete Ver.di als „Unverschämtheit“. Nicht bereit sei die Arbeitgeberseite zudem, Regelungen zum Gesundheits- und Belastungsschutz, zur Auszubildenden-Übernahme und zur Erhöhung der Auszubildenden-Zahl zu vereinbaren.

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung