So ganz hatten die Gastgeber vor dem Spiel die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Trotz eines 14-Tore-Rückstandes aus dem Hinspiel (39:25) fragte ein spanischer Radio-Reporter nach der richtigen Aussprache für das deutsche Wort „Handball-Wunder“. Eine solche Sensation wollten die Oberbergischen auf jeden Fall verhindern – und sie verhinderten sie mit einer engagierten Leistung.

„Wir wollen unbedingt ins Finale“, hatte VfL-Coach Sead Hasanefendic schon vor dem Spiel konstatiert. Dementsprechend konzentriert gingen die Blau-Weißen auch ins Spiel. Im mit 4300 Zuschauern besetzten Pabellon Principe Felipe war der VfL von Beginn an konzentriert und hielt sich an die taktische Marschroute. Den erwarteten Hexenkessel gab es nicht, die Aragon-Fans glaubten wohl nicht, dass der Mannschaft von Trainer Veroljub Kosovac die Aufholjagd gelang. Sie sollten Recht behalten. Obwohl Aragon alles versuchte, den VfL zu überrollen, behielten die Oberbergischen die Nerven und verloren nie den Überblick. „Wir haben heute unsere Qualität gezeigt und routiniert das Finale erreicht. Jetzt haben wir eine gute Chance, den Pokal zu gewinnen. Man hat heute gesehen, wie unglaublich gut unsere Hinspiel-Leistung war“, sagte Kapitän Momir Ilic, der mit acht Toren einmal mehr bester VfL-Werfer war.

Hasanefendic begann das Spiel mit Nándor Fazekas im Tor, davor agierten Audrey Tuzolana, Geoffroy Krantz, Drago Vukovic, Momir Ilic, Robert Gunnarson und Vedran Zrnic. Der VfL erzielte die erste Führung des Tages: Nach einer Fazekas-Parade traf Kapitän Momir Ilic per Rückraum-Shoot. Die nächsten zwei Tore gelangen zwar den Gastgebern, doch erneut Ilic sorgte für den Ausgleich. Aragon versuchte das Tempo zu erhöhen und besonders Vatne und Stankovic sorgten für Tore, doch der VfL ließ sich nur bedingt beeindrucken – das Hasanefendic-Team hielt den Rückstand stets in Grenzen. Mehr als einen kurzfristigen Drei-Tore-Vorsprung (10:7) ließen die Oberbergischen nicht zu. Es wurden sogar einige Möglichkeiten vergeben, das Spiel noch offener zu gestalten. So ließ das Hasanefendic-Team eine kurzfristige doppelte Überzahl ungenutzt und kam dem Ausgleich nicht näher.

Andererseits gestatteten die VfL-Profis der Heimmannschaft auch nicht viel. Selbst als Aragon in den letzten Minuten der ersten Halbzeit den Druck erhöhte und nach zwei Abspielfehlern des VfL Oberwasser bekam, blieb die Defensive um den sehr gut aufgelegten Fazekas unbeeindruckt. Durch ein Siebenmeter-Tor von Ilic hielt der VfL den Abstand gering und ging mit einem 12:14 in die Halbzeit.

Der VfL kam gut aus der Kabine: Audrey Tuzolana erzielte in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit gleich drei Tore. In der 35. Minute traf Pfahl zum 16:17 – die erste Gummersbacher Führung seit dem 1:0. Die Führung musste das Hasanefendic-Team zwar wieder abgeben, doch ins Wanken kamen die Oberbergischen nicht mehr. „Wir hätten das Spiel lieber gewonnen, aber Aragon war sehr, sehr stark“, sagte VfL-Spieler Jörg Lützelberger nach dem Spiel. Nach dem Schlusspfiff tanzten das Team in der Halle und feierte mit den 20 mitgereisten Fans. „Wir sind alle sehr zufrieden. Es ist etwas ganz besonderes, dass der VfL nach vielen, vielen Jahren wieder ein Finale erreicht hat“, freute sich Sead Hasanefendic. Es habe sich gezeigt, wie wichtig die starke Hinspielleistung war. „Ich habe immer gesagt, dass es besser ist, wenn man das Hinspiel zuhause hat. Wir stehen völlig verdient im Finale“, sagte der Coach.

Auch VfL-Geschäftsführer Francois-Xavier Houlet war begeistert von ersten Finaleinzug des VfL nach 23 Jahren: „Es ist fast historisch: Wir sind im Finale des EHF-Pokal. Dass wir verloren haben, ist Nebensache, wir haben ein Ziel erreicht, dass wir beim VfL seit über einem Vierteljahrhundert nicht erreicht haben. In Frankreich sagt man: Ein Finale spielt man nicht, ein Finale gewinnt man. Also wollen wir nun auch das Finale gewinnen. Davor warten aber noch schwere Aufgaben auf uns in den nächsten Wochen. Schon nächsten Samstag spielen wir bei den Final Four. Wir müssen weiterhin  konzentriert bleiben. Ich bin sehr froh und stolz, dass wir ins Finale eingezogen sind.

Tore Aragon: Sorli Lahuerta (2), Vatne (5),  Ortega Martinez (4), Alvarez Fernandez (4), Borges Dutra (7), Lamardrid Agudo (1), Carton Llorente (2), Stankovic (7)

Tore VfL: Krantz (1), Vukovic (3), Ilic (8/3), Lützelberger (1), Gunnarsson (2), Alvanos (1), Pfahl (2), Zrnic (6), Tuzolana (4)

Zuschauer: 4300
Zwei-Minuten-Strafen: 7/5

[ag, Quelle: VFL]