Köln | Mit seiner analogen Kamera fotografierte der Kölner Fotograf Martin Claßen die 611 Meter lange Straße, die Via Appia. Die erste römische Staatstraße, auch bekannt als Via Publica, benannt nach ihrem Bauherrn Appius Claudius Caecus führt von Rom nach Brindisi. Der aus dem Hochadel Roms stammende Censor gab den Auftrag zum Bau dieser Straße im Jahr 312 vor Christius. Die Sonderausstellung mit 46 Aufnahmen sind vom 24. September bis 11. Dezember im Römisch Germanischen Museum zu sehen.

Die Aufnahmen zeugen nicht nur von den technischen Errungenschaften des römischen Imperiums, sondern auch vom Umgang der Moderne mit der eigenen Geschichte, so Dr. Marcus Trier, Direkt des Römisch Germanischen Museums. Sowohl die Moderne, als auch die Antike sind auf der Via Appia untrennbar und miteinander verwoben, erklärt Dr. Joachim Blüher, Direkt der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.

„Ich habe instinktiv nach verlassener Architektur gesucht“, erzählt der Fotograf Claßen und ergänzt: „dabei habe ich eine Strecke von rund 30.000 Kilometer zurückgelegt und 210 analoge Aufnahmen gemacht.“ Seine Beziehung zu Italien begann bereits in den frühen 80er Jahren erzählt Claßen, als er sich auf die Architekturphotographie konzentrierte. „In meiner Fotografie versuch ich auch die Verlassenheit und Trostlosigkeit widerzuspiegeln, denn das ist auch eine Seite Italiens. Italien ist eben nicht nur Gelato, Pasta, Venedig oder Florenz.“

Die Idee zu dieser Ausstellung hatte der Fotograf bereits im Jahr 2009 als Praxisstipendiat der Villa Massimo. Damals beschäftigte er sich zum erste mal mit der Via Appia und hinterfragte sowohl die Strecke als auch die Geschichte dahinter. 2014 begann er mit seinen Aufnahmen, von denen ab morgen 46 im Römisch Germanischen Museum erstmals zu sehen sind.

Das Buch zur Ausstellung

Das Buch zur Ausstellung „Via Appia – Photographien von Martin Claßen –“ sechshundertausendmetergeschichte beinhaltet insgesamt 101 Aufnahmen die Geschichte entlang der Appia dokumentieren. „Das Buch ist als Eigenständigkeit gedacht, ebenso wie die Ausstellung“, erklärt Claßen. Erhältlich ist es für 24,90 Euro im Shop des Römisch Germanischen Museums.

Hintergrund Via Appia

Für Straßenbauer waren es damals selige Zeiten, denn die Antike kannte keine bürokratischen Hürden, keine zeitaufwändigen Planfeststellungsverfahren oder Umweltverträglichkeitsprüfungen. Es wurde direkt gebaut. Hindernisse und Strecken galt es im Gelände auf möglichst direktem Weg zu überwinden.

In der Blütezeit des Imperiums im 2. Jahrhundert nach Christus vernetzten dann mindetens 100.000 Kilometer aufwändige ausgebaute Fernstraßen das römische Territorium. Sie war damals die Lebensader des römischen Weltreichs, unabdingbar für den Erhalt der römischen Macht – und sie führten alle nach Rom.

Autor: Irem Barlin
Foto: Martin Claßen