Köln | Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hat heute seine Zahlen für das Jahr 2014 vorgelegt. Demnach stieg die Zahl der Fahrten im Verbundraum auf 533,2 Millionen. Zudem hat der VRS eine leichten Zuwachs bei den Fahrgastzahlen zu vermelden. Neue Ticket-Angebote für Kindergartenkinder und Absolventen sollen in diesem Jahr Bedarfslücken schließen.

Freie Fahrt für Kindergartenkinder – Einführung Absolventen- und Dual-Ticket

Kindergartenkinder fahren im VRS-Gebiet ab dem 1. August 2015 generell kostenlos – und zwar auch Kinder, die bereits sechs Jahre alt sind. In Köln betreffe dies rund 800 Kinder, so Anja Höhn, zuständig für die Abteilung Marketing / Tarif beim VRS. Bislang werden Kinder bis zum Erreichen des 6. Lebensjahres unentgeltlich befördert, ab dann sind bislang jedoch für die Beförderung zum Kindergarten Tickets erforderlich. Dies soll nun ab August hinfällig werden.

Eine weitere Lücke soll durch das neue Absolventen-Ticket geschlossen werden. Für die Zeit zwischen Schulabschluss und Beginn von Ausbildung oder Studium war für junge Erwachsene bisher kein spezieller Tarif vorgesehen. In dieser rund dreimonatigen Zeit soll nun das Absolventen-Ticket, das in diesem Jahr vom Beginn der Sommerferien am 29. Juni bis zum 30. September gültig ist, zum Tragen kommen. Das Ticket kostet für den gesamten Zeitraum 90,45 Euro und soll in der Woche ab 9 Uhr und am Wochenende ganztägig im kompletten VRS-Netz gültig sein.

Ebenfalls neu: das „Dual-Ticket“, das zum 1. September diesen Jahres eingeführt werden soll und sich sowohl an berufsbegleitende Studierende („Teilzeitstudenten“) als auch an Schülerinnen und Schüler von Weiterbildungskollegs richtet. Es kostet pro Semester 244,80 Euro und ist wie das reguläre Semester-Ticket im VRS-Netz gültig.

533 Millionen Fahrten – leichtes Umsatzplus

Insgesamt haben die Fahrgäste im vergangenen Jahr 533,2 Millionen Fahrten mit Bus und Bahn unternommen, im Vergleich zum Vorjahr sind dies 2,07 Millionen Fahrten bzw. 0,39 Prozent mehr. Das Fahrtenplus spiegelt sich auch auf der Einnahmeseite wider: Die 27 Verkehrsunternehmen im VRS erwirtschafteten 2014 insgesamt 609,7 Millionen Euro. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 21,58 Millionen Euro (plus 3,67 Prozent). Aus diesen Erträgen inklusive aller Zuschüsse erreiche man einen Kosten-Deckungsgrad von rund 65 Prozent,  so VRS-Geschäftsführer Dr. Wilhelm Schmidt-Freitag. Der anhaltende Kundenzuwachs sei Beleg dafür, dass der Trend zu Bus und Bahn weiter anhalte.

Zuwachs bei den Zeit-Tickets – Rückgang im Bartarif

Erneut gibt es im Bartarif (bei Einzeltickets, Mehrfahrtentickets, Tages- und Gruppentickets) einen leichten Rückgang zu verzeichnen: die Zahl der Fahrten sank von 60,5 Millionen in 2013 auf 59,7 Millionen Fahrten (- 1,32 Prozent). Dabei handelt es sich laut VRS jedoch größtenteils nicht um Kundenverluste an andere Verkehrsmittel, sondern um Fahrgäste, die sich für den Erwerb eines VRS-Abonnements entschieden hätten. Denn gleichzeitig stieg die Zahl der VRS-Kunden mit Zeitfahrausweisen oder Abonnements: So fanden 2014 215,7 Millionen Fahrten mit den Zeit-Tickets für Erwachsene (+1,6 Prozent/+3,4 Millionen Fahrten) statt.

Bedingt durch die sinkenden Schülerzahlen ist laut VRS-Bericht die Zahl bei den Zeit-Tickets für Schüler und Auszubildende erstmals rückläufig: von 209,1 Millionen auf 208,3 Millionen Fahrten (- 0,35 Prozent/-0,73 Millionen Fahrten). Bei den Zeit-Tickets für Erwachsene liegt der Hauptanteil bei so genannten Job-Tickets: 204.100 Kunden (+1,4 Prozent/2.900 Kunden) pendelten 2014 damit zur Arbeit, nutzten es aber auch für Freizeitfahrten.

Rückläufig dagegen ist das Formel-9-Ticket. hier ist die Kundenzahl um 2.400 (- 7 Prozent) auf 32.000 Kunden gesunken. Jedoch handelt es sich laut VRS größtenteils nicht um verlorene Kunden, sondern um Umsteiger auf das Aktiv-60-Ticket für Fahrkunden ab 60 Jahren. 43.300 (+ 3,3 Prozent/+ 1.400 Kunden) nutzen laut VRS diesen Tarif.

Als „sehr erfreulich“ bezeichnet der VRS die Akzeptanz des zum 1. Januar 2014 eingeführten Pauschalen Anschluss-Tickets, das für einzelne Fahrten über den Geltungsbereich des jeweiligen VRS-ZeitTickets, etwa für Fahrten ins VRR-Gebiet gültig ist. Lag die verkaufte Zahl zum Start im Januar noch bei unter 20.000 Tickets, würden mittlerweile monatlich rund 50.000 solcher Tickets vertrieben, so der VRS.

VRS entwickelt Kundeninformation weiter

Der VRS legt größten Wert auf die Weiterentwicklung und Optimierung seiner Fahrgastinformation. Dabei ist der Trend zur mobilen Kundeninformation ungebrochen. Inzwischen sind insgesamt rund 360.000 Nutzer (iPhone 172.000/Android 188.000) damit mobil unterwegs. Pro Werktag wird die VRS-App bis zu 95.000-mal von Fahrgästen für Routenabfragen genutzt. Das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von rund 20 Prozent. Auch in Punkto Kundenzufriedenheit schneidet die VRS-App sehr gut ab: Von möglichen fünf Sternen wurde die App von den Nutzern mit 4,01 bewertet (Beispiel Android). „Die VRS-App wird weiterhin sehr gut angenommen und gehört zu den Top Fünf der beliebtesten Apps im Bereich Verkehr. Das ist für uns Ansporn, die App regelmäßig für unsere Kunden auf der Basis von Nutzerrückmeldungen und technischen Weiterentwicklungen zu verbessern“, erläutert VRS-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober. So können die Nutzer seit einigen Monaten über die VRS-App nicht nur Verbindungen erfragen, sondern auch direkt das passende Ticket erwerben. Aktuell kaufen rund 60.000 Kunden ihr VRS-Ticket mobil, alleine im März 2015 gab es 2250 Neukunden. Angeboten in allen Preisstufen werden bisher größtenteils Einzel- und 4erTickets für Kinder und Erwachsene sowie TagesTickets für eine und fünf Personen, die Ausweitung des Angebotes auf Wochen- und MonatsTickets ist zudem in Planung.
Auch die elektronische Fahrplanauskunft über die VRS-Internetseite ist weiterhin sehr beliebt: Täglich informieren sich bis zu 65.000 Fahrgäste über ihre Route auf www.vrsinfo.de – ein Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Kölner Dieselnetz: alle 56 neuen Fahrzeuge im Einsatz

Das Kölner Dieselnetz ist nach Angaben von VRS-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober seit einem Monat stabil. Im Januar hatte es von Seiten des VRS noch Kritik an Betreiber DB Regio wegen zahlreicher Ausfälle und Verspätungen gegeben. Die DB Regio arbeite derzeit noch an der Abstimmung der Türöffnungszeiten der 56 neu eingesetzten Züge aus der Serie Coradia LINT 54 und 81. Parallel zu den nun vollzählig eingesetzten Bahnen verkehren laut VRS jedoch nach wie vor Ersatzbahnen älteren Typs, um etwaige Ausfälle der neuen Bahnen, die durch „Kinderkrankheiten“ zustande kommen, kompensieren zu können.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Symbolfoto