Vorsichtig taucht sie den Farbroller in die hellgelbe Farbe, tropft die Rolle sorgfältig ab und rollt das zarte Gelb ordentlich auf Wand. Ines Schippers, 32, kümmert sich normalerweise um Arbeitslose in der ARGE Köln-Mülheim. Aber heute streicht sie die Wände des Tagestreffs des Diakoniehauses am Salierring. Mit vier weiteren Mitarbeitern der Stadt will sie helfen, den Treffpunkt für Wohnungslose und Strafentlassene in der Südstadt auf Vordermann zu bringen. Ines Schippers macht zum erstenmal beim Freiwilligen Tag mit. „Ich wusste bisher gar nichts davon. In unserem Intranet in der ARGE bin ich darauf gestoßen und dachte mir, das ist eine gute Sache. So kann man etwas für die Stadt tun, in der man lebt.“  Das Projekt im Tagestreff des Diakoniehauses Salierring hat die gebürtige Kölnerin sich ausgesucht, weil es ihr am meisten lag. „Ich habe keine grünen Daumen, deshalb schied Gartenarbeit aus. Aber Wände streichen geht, und ich wollte mich einbringen mit etwas, das ich kann“, erzählte sie.

 

Arbeitseinsatz statt Spende
Insgesamt 350 Mitarbeiter aus 15 Kölner Unternehmen und der Stadt Köln unterstützen den diesjährigen Freiwilligen Tag mit ihrer Arbeitskraft. Der Freiwilligen Tag findet zum siebten Mal statt und geht auf die Initiative der Kölner Freiwilligen Agentur zurück. Ziel: Ideen und Projekte gemeinnütziger Organisationen sollen unterstützt werden, die diese ohne Unterstützung nicht verwirklichen könnten. Auch die Mitarbeiter der Unternehmen sollen etwas von der Aktion haben: Sie erhalten Einblicke in neue Lebenswelten und können sich auf eine neue Art mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. Die Unternehmen erhalten Gelegenheit, sich – auf eine andere Weise als über eine Spende – sozial zu engagieren.

 

Tagestreff für Wohnungslose umfangreich renoviert  
Rolf Tolzmann, Leiter des Diakoniehauses am Salierring, hat sich zum ersten Mal bei der Kölner Freiwilligen Agentur um Unterstützung am Freiwilligen Tag beworben. „Ich bin natürlich froh, dass wir den „Zuschlag“ bekommen haben“, erzählte er. Den Tagestreff, der vor allem von Wohnungslosen besucht wird, gibt es seit elf Jahren. Bis zu 70 Menschen kommen am Tag vorbei, essen etwas, sitzen, unterhalten sich, suchen sich vielleicht etwas in der Kleiderkammer aus. Den Freiwilligen Tag hält Rolf Tolzmann für einen guten Anstoß, ein Projekt wie eine Renovierung anzugehen. Im Tagestreff wurde in den elf Jahren zwar immer wieder das eine oder andere ausgebessert worden, aber so umfangreich renoviert wird der um die 50 m² große Raum jetzt zum ersten Mal. Das allerdings nicht nur an diesem einen Tag, sondern schon seit Anfang der Woche. Der Rotaryclub Köln-Bonn hatte neue Möbel gesponsert, ein Internetzugang wurde gelegt und ganz am Anfang stand eine Großputzaktion. Außer den Fachkräften, die alle vom Rotaryclub bezahlt wurden, haben auch Mitarbeiter des Hauses geholfen. Von den Besuchern des Tagestreffs waren in der Woche auch einige im Einsatz, heute aber nicht. „Das wäre schwierig zu organisieren gewesen“, meinte Rolf Tolzmann. Der Platz sei begrenzt und er hätte auch nicht dem einen sagen können „Du kannst helfen“ oder zu dem anderen „Du nicht“.

 

 

Mitarbeiter der Stadt beim Freiwilligen Tag im Diakoniehaus Salierring

 

Neue Einblicke gewonnen
Ines Schippers zeigte sich zufrieden mit der Arbeit und dem Tag. „Ich kenne solche Einrichtungen wie den Tagestreff am Salierring von meiner Arbeit her, die Namen, die Adressen. Aber so konnte ich mal sehen, was sich dahinter verbirgt. Ich fand es interessant, die Leute kennen zu lernen, die hier arbeiten und einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen.“ Die Kölnerin kann sich gut vorstellen, auch bei zukünftigen Freiwilligen Tagen dabei zu sein. 

Stephanie Broch für report-k.de / Kölns Internetzeitung