Köln | Kommunalwahlkampf 2020 in Corona-Zeiten: Normal ist die Zahl der Plakate die überall im Stadtgebiet herumhängen, aber Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer auf der Straße und den Plätzen sind eher selten zu sehen. Am Barthonia-Forum war die Ehrenfelder SPD stilecht mit rotem Bollerwagen unterwegs. Auf dem Brüsseler Platz traf diese Internetzeitung den SPD-Kandidaten Thomas Hegenbarth beim Straßenwahlkampf.

Mittagszeit am Brüsseler Platz. Direkt dort, wo ein Straßenschild die Verweildauer auf dem Platz regelt stellte das vierköpfige Wahlkampfteam um Thomas Hegenbarth, SPD, seinen kleinen Wahlkampfstand und ein paar Plakate auf, die der Wind immer wieder umwarf. Wenigstens ein Utensil, dass zum Wahlkampf gehört, wie der Flyer und der Parteikugelschreiber, war auch dabei: Ein roter SPD-Sonnenschirm. Nebenan saßen die ersten Gäste an den Tischen der Außengastronomie. Großstädtisches Leben mitten im Belgischen Viertel meets Kommunalwahlkampf.

Bei einer nicht repräsentativen Umfrage dieser Internetzeitung stellten viele Wählerinnen und Wähler fest, dass sie noch wenig Direktkandidatinnen und Direktkandidaten und selbst die OB-Kandidaten live gesehen haben. Hegenbarth und sein Team standen am Brüsseler Platz Rede und Antwort. Ein Bürger wollte etwa wissen, wie Hegenbarth und die SPD mit dem Thema Party-Hotspot Brüsseler Platz umgehen wolle. Im Dialog versprach Hegenbarth, die Themen mit in die nächste Ratsperiode zu nehmen und wie wichtig ihm der Austausch auch und gerade um kontroverse Themen sei.

Für Wahlkämpfer wie Hegenbarth, der den persönlichen Austausch mit den Menschen vor Ort nach eigener Aussage schätzt, stellt die Corona-Zeit eine besondere Herausforderung dar. Persönlich zieht er von Haus zu Haus und versucht mit seinen Flyern zumindest jeden zweiten Haushalt in seinem Wahlkreis zu erreichen. Daneben versucht er jede freie Minute auf der Straße mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Auch seine Plakate – bis auf ganz wenige Ausnahmen hing er selbst auf.

Sein Wahlbezirk 4 in der Kölner Innenstadt wurde viele Jahre von der CDU gewonnen. Jetzt sind die Grünen die schärfsten Konkurrenten. Die schicken Derya Karadag ins Rennen und die CDU Dirk Michel. Er spüre in seinen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern eine große Unzufriedenheit mit der Politik der letzten Jahre des Kernbündnisses aus CDU und Grünen, sofern die Menschen dies überhaupt wissen. Hier sieht er den Wahlkampf als Möglichkeit Aufklärungsarbeit zu leisten. Vor allem im Bereich der steigenden Mieten sei vielen Menschen nicht klar, dass die Verantwortung für die Stadt sechs Jahre lang in Händen des schwarz-grünen Kernbündnisses und dessen Oberbürgermeisterin Henriette Reker lag. Viele Wählerinnen und Wähler müssten die SPD wieder neu für sich entdecken, so Hegenbarth, der genau darum kämpfen will und klarstellt, dass etwa in der Wohnungsfrage die Kompetenz bei der SPD liege. Nämlich dafür zu sorgen, dass auch noch Normalverdiener in der Innenstadt leben können.

Das Corona-Thema spiele eine Rolle vor allem in der Frage, wie es mit der Gastronomie in der Innenstadt weitergehe. Viele Anwohnerinnen und Anwohner hätten aktuell Verständnis für die Nöte der Gastronomen und auch Ausnahmegenehmigungen. Das Thema Lautstärke sei latent, wie auch die Frage nach der Sicherheit in der Innenstadt. Also die Themen die, die Bürger nachfragten seien sehr von Aktualität geprägt. Hegenbarth sieht daher die Innenstadt auch als eine Art Brennglas, wo die Themen der Gesamtstadt oft zuerst diskutiert und Lösungen gefunden werden. Dazu zählt er auch die Frage nach einer digitalen Veedelskultur in Zeiten von Corona und darüber hinaus. Die Kölner SPD legte zu diesem Thema die Idee eines Kölschen Amazons auf – sinnvoll, wie Hegenbarth findet.

Die Verweildauer für Wahlkämpfer am Brüssler Platz ist übrigens nicht begrenzt und so flyerte der SPD Kandidat und sein Team munter weiter.

Autor: Andi Goral