Das Foto zeigt die Penny-Filiale am Ehrenfeldgürtel in Köln Ehrenfeld am 31. Juli 2023. | Foto: Schiefer

Köln | Eine Woche lang werden neun Produkte bei dem Discounter Penny teurer verkauft als sonst. Warum? In dem Zeitfenster vom 31. Juli bis zum 5. August rechnet der Discounter europaweit die Umwelt- und sozialen Folgekosten zu dem Verkaufspreis dazu. So kosten die Wiener Würstchen plötzlich 6,01 Euro und nicht mehr 3,19 Euro.

„Wahre Kosten“ sind Preise, die fällig wären, wenn man die bei einer Produktion entstehenden Umwelt- und Gesundheitsschäden einrechnet. Diese wurden von der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald entwickelt. Für neun Produkte aus dem Penny-Sortiment haben die Wissenschaftler:innen für konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte sowie ein veganes Lebensmittel die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit auf den Verkaufspreis mit eingerechnet – daraus ergeben sich die „Wahren Kosten“. Das Experiment soll eine Grundlage schaffen, um die Diskussion über Lebensmittelpreise breiter zu fassen.

Anhand der Berechnungen kommt das wissenschaftliche Team um Tobias Gaugler und Amelie Michalke zu folgendem Ergebnis: Die betroffenen Bio-Lebensmittel haben Umweltfolgekosten in Höhe von durchschnittlich 1,15 Euro, die konventionellen von durchschnittlich 1,57 Euro und das vegane Food For Future Schnitzel von 14 Cent, teilt Penny mit.

Unbequemes Bewusstsein schaffen

Vom 31.0 Juli bis zum 5. August beteiligen sich alle 2.150 PENNY-Märkte an der Kampagne „Wahre Kosten“. Dabei werden die wissenschaftlich berechneten Umweltfolgekosten gezeigt. | Foto: PENNY Markt GmbH

„Wir sehen, dass viele unserer Kundinnen und Kunden unter den unverändert hohen Lebensmittelpreisen leiden. Dennoch müssen wir uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln“, erklärte sagte Stefan Görgens, Chief Operating Officer (COO) für Penny-Deutschland. Mit der Kampagne solle ein Bewusstsein bei den Kund:innen geschaffen werden. Es solle niemandem die Schuld zugeschoben werden, ergänzt er. „Wir sind davon überzeugt, dass wir als Gesellschaft vor einer Herausforderung stehen. Und ich glaube, dass wir als Gesellschaft die Antworten darauf finden müssen.“ Aller könne es nicht die Lösung sein, den wahren Preis an der Kasse zu verlangen. „Lebensmittel dürfen nicht zu einem Luxusgut werden.“

Differenz wird gespendet

Die Differenz zwischen dem aktuellen Marktpreis und dem Wahre-Kosten-Preis – plus weitere 50.000 Euro will Penny nach eigenen Angaben dem „Zukunftsbauer“, einem Gemeinschaftsprojekt von Penny, der Molkerei Berchtesgadener Land und Landwirten, spenden. Das Projekt verfolgt das Ziel einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der familiengeführten Bauernhöfe im Alpenraum zu leisten.

Penny’s „Wahre Kosten“ gab es bereits 2020

Bereits im September 2020 hatte Penny die „wahren Kosten“ im Rahmen der Eröffnung des Nachhaltigkeitserlebnismarktes in Berlin vorgestellt. Laut Penny-COO Görgens bestanden Pläne, die Thematik auszuweiten – jedoch habe man das Projekt aufgrund der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg aufschieben müssen. Jetzt solle das Thema an die Gesellschaft herangetragen werden: „Jedes Aufschieben von Handlung – von uns als Gesellschaft – macht das Thema nur noch teurer und das Problem nur größer“, sagt Görgens.

rs