Köln | Seit Februar ordnet das Wallraf-Richartz-Museum seine Barock-Abteilung neu. In diesem Rahmen wird jetzt eine kleine Sonderausstellung eröffnet: Ein Jahr lang zeigt sie unter dem Motto „Sonntag des Lebens“ wie die reichen Bürger damals die Kunst zur Selbstdarstellung nutzten. Parallelen zu heutigen Lifestyle-Magazinen sind dabei durchaus beabsichtigt.

Barock – das bedeutete das Aufkommen einer selbstbewussten reichen Bürgerschicht. Und wie zuvor nur Adel und Klerus ließen sich nun auch dessen Angehörige mit ihrem Wohlstand und Besitz von Malern porträtieren. Ein Zeichen von stolzem Selbstbewusstsein, mit dem sich Eindruck schinden ließ.

Kölner Bankier ließ sich schon mit 18 Jahren von van Dyck porträtieren

Das zeigen auch die 15 Gemälde meist weniger bekannter Künstler, die Kuratorin Anja Sevcik ausgewählt hat. Viele wurden restauriert und neu gerahmt, waren lange nicht zu sehen. Eine Leihgabe aus Antwerpen ist darunter: Ein Porträt des Kölner Eberhard Jabach IV.(Köln 1618–1695 Paris).Gerade 18 Jahre alt war das Mitglied der Kölner Handels- und Bankiersfamilie, als er sich bei einem Besuch in London von Anthony van Dyck porträtieren ließ. Etwa um 1650 ließ er sich noch zweimal von Peter Lely porträtieren.

Hinter diesen Bildern steckt Jabachs Biografie, stecken seine Gefühle. Im erklärenden Bildtext lässt die Kuratorin sie durch den Porträtierten selber lebendig werden. Ein gekonnter Dreh, um durch eine einfache und anschauliche Sprache (kunst-)wissenschaftlichen Hintergründe zu erklären.

Dies geschieht bei allen Bildern. Etwa bei Jacob van Loos Porträt von Magdalena Stockmans. Es entstand 1660, wenig später muss die Niederländerin 62-jährig gestorben sein. Sie könnte – so suggeriert es der Text – eine Lebensbilanz ziehen. Die recherchierten Fakten sind: Einem verliebten Dichter gab sie einen Korb, heiratete einen Seidenhändler, zog mit ihm nach Neapel. Er starb, als sie gerade mit dem sechsten Kind schwanger war. Den zweiten Ehemann verließ sie im Streit. Mit dem Taschentuch, das sie in ihrer Hand hält, kann sie ihre Tränen trocknen.

Ausstellungs-Katalog kommt als zeitgemäßes „Lebensgefühl-Magazin“ daher

Sieht man auf den Bildern zudem noch Luxusobjekte wie Papageien oder einen schwarzen (Sklaven-)Pagen, dann ähnelt dies in der Tat verblüffend aktuellen Hochglanz-Lifestyle-Magazinen oder der etwas billigeren Klatschpresse, in der Prominente einen Blick in ihr Privatleben erlauben.

Der kleine Ausstellungskatalog greift das auf und kommt gleich in Hochglanz daher. Er bildet auf 60 Seiten nicht nur die „Sonntag des Lebens“-Exponate ab. Daraus leitet er – ganz modern – die „must haves“ von damals auf, sie sind Grundlage für Erziehungs-, Würz- und Reise-„Tipps“, für die Trends bei Mode und Frisuren. Und er enthüllt manch kleines Geheimnis der Abgebildeten. Etwa den versteckten Wasserbehälter, der die Blumen frisch halten soll, die ein Dekollete zieren. Kurz – der Katalog trägt seinen Namen zu Recht: „Baroque – Das Magazin für barockes Lebensgefühl“. Mit fünf Euro preiswerter als ein „Vogue“-Exemplar, weitere Ausgaben sollen folgen.

Autor: ehu
Foto: Jacob Toorvliet stellt im Familienporträt, das sein Bruder Dirck etwa um 1690 malte, selbstbewusst seinen Wohlstand zur Schau. © Wallraf-Richartz-Museum