Köln | Im Behindertenzentrum der Dr. Dormagen-Guffanti Stiftung im Kölner Stadtteil Longerich wurde gestern die Ausstellung „Zwei Körper“ über das Zusammenleben mit behinderten Menschen eröffnet. Jedes Jahr vergibt die Stiftung ein Stipendium an eine Künstlerin oder einen Künstler, die über sechs Monate ein Kunstprojekt im Behindertenzentrum entwickelten. Die Ausstellung läuft noch bis einschließlich Donnerstag.

In diesem Jahr vergab die Stiftung das Stipendium an die Künstlerin Vera Drebusch. Zu Beginn wollte die Künstlerin den Begriff Schönheit thematisieren und wie Menschen, die fernab der heutigen Trends wie Instagram, Facebook oder den sogenannten Selfies leben, diese wahrnehmen. Ansonsten ging sie mit leeren Händen in den sechs monatigen Entstehungszeitraum. Sie sagte, der Prozess über diese lange Zeit prägte das, was jetzt Teil der Ausstellung ist.

In den sechs Monaten arbeitete Drebusch viel mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Heimes zusammen und entwickelte so im Umfeld des Heims ihre Ideen für die Ausstellung. „Das Schöne ist, dass die Bewohner selber zu Künstlern werden“, sagt Drebusch. So lernte sie mit der Zeit viel über die persönlichen Hintergründe oder die Krankheitsgeschichten der einzelnen Menschen und baute Vertrauen zu den Bewohnern auf, die der Hauptbestandteil der Ausstellung sein sollen.

Papierberge zeigen Kreativitätsprozess

Alle Ausstellungsobjekte stammen aus dem Behindertenzentrum selbst oder sind in Zusammenarbeit mit den Bewohnern entstanden. Auffällig sind in dem Ausstellungsraum direkt neben dem Behindertenzentrum zum Beispiel drei große Papierberge. Verziert sind diese unter anderen mit Schwarz-Weiß-Bildern von den Bewohnern oder bunt bemalten Keramiktellern.

Bewohnerin schreddert künstlerisch Knöllchen

Drebusch erzählt, dass sie auf die Idee nur durch die Arbeit mit einer Bewohnerin gekommen sei. Diese leide unter Autismus und liebe es, einzelne Papierseiten zu schreddern. Die Papierberge in ihrer Ausstellung bestehen deshalb aus alten städtischen Akten, die nicht mehr gebraucht würden – zum Beispiel Knöllchen.

Zur Ausstellung gehören zudem zwei Künstlerbücher – eines mit Beobachtungen der Künstlerin, sowie Zitaten und das andere mit Fotos aus Umfeld und Alltag des Heims. Für Drebusch sei die Zusammenarbeit mit den Menschen ein wichtiger Punkt gewesen: „Für mich findet Kunst nicht nur im Atelier statt. Ich finde es interessant, was in der Welt im Hier und Jetzt passiert.“

[infobox]Noch bis einschließlich Donnerstag läuft die Ausstellung im Ausstellungsraum des Behindertenzentrums der Dr. Dormagen-Guffanti Stiftung (Lachemer Weg 22, 50737 Köln). Die Künstlerin Vera Drebusch ist immer von 11 bis 17 Uhr anwesend.

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Autor: Sean Magin
Foto: Bewohnerin schreddert Papier – darunter Knöllchen und Künstlerin Vera Drebusch inszenierte diese zu Papierbergen und garnierte mit Fotos von Bewohnern des Behindertenzentrums der Dr. Dormagen-Guffanti Stiftung im Kölner Stadtteil Longerich.