Köln | Die Kölner Kunst- und Museumsbibliothek präsentiert vom 8. September bis 12. November 2012 unter dem Titel „Fleißige Biber“ Künstlerbücher von der Kölner Künstlerin Inge Schmidt. Ihre Werke überraschen durch ihre Vielseitigkeit und überzeugen durch Schmidt’s Lust am Experiment.

Eigentlich ist Inge Schmidt Bildhauerin und Plastikerin. Vor gut drei Jahren packte sie jedoch die Lust nach Neuem. Schon zuvor hatte sie immer wieder auch einzelne Zeichnungen angefertigt. „Mich interessierte jedoch die Abfolge“, berichtete die Künstlerin heute. Und so entstand in einer schleichenden Entwicklung ein für sie ganz neuer Werk-Zyklus aus Künstler-Büchern. Der umfasst inzwischen bereits rund 240 Arbeiten – entstanden in nur drei Jahren. Zu finden sind darunter selbst gefertigte Hefte, Bücher, Leporellos, Blatt-Objekte und gebundene Mappen vom Kleinst- bis zum Großformat.

Jede Seite ein Raum

Der gesamte Zyklus zeugt von der Lust Schmidt’s an Spontaneität und ihrem Ideen-Reichtum. Das beginnt schon bei den assoziativen und teilweise durchaus witzigen Titel der Arbeiten. Sie lauten etwa „gesunde Füße“, „wirklich schmutziges Buch“ oder auch „nicht unbedingt zu öffnendes Buch“. Was in diesem tatsächlich steckt, wollte die Künstlerin auch heute nicht verraten. Die Freude am Ausprobieren zeigt sich vor allem in der Vielfältigkeit der Objekte: Mal sind die Seiten nur sparsam mit einzelnen Linien bespielt, mal scheinen sie vor Farbe und Ideenreichtum schier zu bersten. In allen Büchern ist jedoch Schmidt’s „Herkunft“ aus der Bildhauerei zu spüren. So ähneln die Künstlerbücher eher Objekten oder Skulpturen als einfachen, flachen Büchern. „Jede Seite und jede Abfolge begreife ich als Raum“, erklärte Schmidt.

Aus diesem Gedanken heraus entwickelte sie nicht nur verschiedenste Linien-Führungen und Farb-Welten, sondern auch experimentelle Bindungen er einzelnen Seiten. Diese sind lose in Schachten verpackt, streng als Buch gebunden oder auch als Schriftrolle aufgerollt. Immer wieder baut Schmidt zudem Fremdkörper in die Buchseiten ein – etwa Bilder von Gemälden, Gips-Skulpturen als Lesezeichen oder Schnüre. Auch die Seiten selbst bearbeitet Schmidt: So werden Blätter gerissen, zerschnitten und geknickt. „Ich will keine heile Bücherwelt“, verriet die Künstlerin. Vielmehr reizt sie auch das Unkonventionelle. So testete sie etwa den Effekt von Fett als Material und bestrich einige Seiten damit oder brachte an einem Buch einen Henkel an.

Entstanden ist so ein spannendes Sammelsurium an Künstlerbüchern. Eine Auswahl ihrer Werke stellt Schmidt nun erstmals der Öffentlichkeit vor. Zu sehen sind die Arbeiten vom 8. September bis zum 12. November in der Kunst- und Museumsbibliothek Köln.

Infobox
Fleißige Biber – Künstlerbücher von Inge Schmidt
8. September bis zum 12. November 2012
Kunst- und Museumsbibliothek
Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstraße 1

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 21 Uhr,
Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Montag von 14 bis 21 Uhr
Der Eintritt ist frei

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Künstlerin Inge Schmidt vor ihrem Werk „Lügen“