Köln/Paris | Eine Einzelausstellung widmet die Galerie Karsten Greve der Kölner Künstlerin Luise Unger in Paris. Noch bis zum 28. Mai sind in der französischen Hauptstadt Skulpturen und Zeichnungen der sechzigjährigen Rückriem-Schülerin zu sehen.

Luise Unger wurde 1956 im schwäbischen Bad Saulgau geboren und studierte zuerst Fashion Design an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim und danach von 1981 bis 1989 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf: Das bevorzugte Arbeitsmaterial der Kölner Künstlerin sind dünne Edelstahldrähte. Aus ihnen formt sie filigrane, halb transparente metergroße Drahtobjekte, die von der Decke herabhängend oder auf einem Sockel montiert frei im Raum zu schweben scheinen. Obwohl unkonkret, scheinen sie wegen ihrer biomorphen Formen doch immer an irgendetwas zu erinnern und lösen vielfältige Assoziationen aus. [www.luiseunger.com]

Für Luise Unger stellt die Ausstellung in gewisser Weise eine Rückkehr nach Paris dar: Bereits 2009 hat sie schon einmal in der französischen Kulturmetropole ausgestellt.

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Für mich ist Paris wie ein Meer

3 Fragen an Luise Unger

Was bedeutet es für Sie, in Paris auszustellen?

Luise Unger: Eine äußere Grenze zu überschreiten, kann einen Anstoß dafür geben, sein Inneres zu entgrenzen, um einen freieren, vielleicht distanzierteren Blick auf die eigene Arbeit zu haben. Das Wandern der Gedanken von außen nach innen und von innen nach außen interessiert mich. Es ist eine Bewegung, vergleichbar mit den Wellen im Meer, die sich gegenseitig durchdringen, verlieren und neu formen. Für mich ist Paris wie ein Meer.
 
Sie haben bereits im Jahr 2009 in der Galerie Greve Paris ausgestellt. Reagiert das französische Publikum anders auf ihre Arbeiten als das Publikum in Köln?

Meine Arbeiten können als Gehäuse für Gefühlszustände betrachtet werden. Ich glaube, dass die Gefühle, oder deren Auslöser, wie zum Beispiel Liebe, Tod, Angst, Sehnsucht in jedem Land ähnlich sind, deswegen reagiert auch das Publikum nicht anders. Immer wird etwas Unsagbares bleiben.

Gibt es französische Künstler, die/deren Arbeiten Sie besonders inspiriert haben?

Die Quelle meiner Inspiration ist nicht ortbar. Sie ist zusammengesetzt aus vielem. Von etwas, das meine Seele berührt, werde ich inspiriert.

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In Köln hat Luise Unger mehrfach ausgestellt, u.a. in der Galerie Karsten Greve, in der (ehemaligen) Galerie Kudlek van der Grinten und der Galerie am Nil.

Die Pariser Niederlassung der Galerie Karsten Greve, in der Luise Unger heute ausstellt, wurde 1989 eröffnet und wurde seitdem von Judith Greve, der Tochter des Galeristen geleitet. In gewisser Weise wurde der Kölner Galerist hier zum Vorreiter, siedelten sich in dem Viertel rund um das Picasso-Museum (das Ende 2014 nach längerem Umbau wiedereröffnete www.museepicassoparis.fr) doch auch andere internationale Star-Galeristen mit einer Depandance an, Thaddaeus Ropac (ropac.net) etwa oder die US-amerikanische Gerhard Richter-Galeristin Marian Goodman (mariangoodman.com)

Unterdessen jedoch hat Judith Greve die Galerie verlassen. Auf Anfrage bestätigte man den Weggang. Der Verbleib der Galeristentochter ist unklar; Judith Greve war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Im Handelsregister von London ist eine Judith Greve Ltd. eingetragen. Auf ihrem Instagramm-Account (www.instagram.com/judith_greve/) finden sich vor allem Urlaubsphotos – aus Mexico.

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Galerie Karsten Greve
5, rue Debelleyme
F-75003 Paris
www.galerie-karsten-greve.com/de

Autor: Von Christoph Mohr, Köln/Paris
Foto: Faksimile der Einladungskarte der Galerie zur Ausstellung von Luise Unger