Köln | Vor der Lanxess Arena versuchten einige den Wind einzufangen, der kräftig blies und gegen den manch eine Dame in viktorianischem Stil gekleidet ankämpfen musste. Das Sturmtief „Zeljko“ hatte auch das Amphi-Festival durcheinandergewirbelt, vor allem das Programm und die Fans noch enger zusammenrücken lassen.

Fotos vom Amphi Festival 2015: DAF, The Crüxshadows und [X]-RX >

Neue Location für das Amphi-Festival 2015

Nach vielen Jahren im Kölner Tanzbrunnen präsentierte sich das Amphi-Festival zum ersten Mal in neuer Location: Der Lanxess Arena. Bei den Fans waren die Meinungen sehr geteilt. Nun war der Beginn des Festivals vor allem von der Unwetterwarnung und den damit einhergehenden Einschränkungen geprägt. Das Außengelände stand nicht zur Verfügung und auch die beiden Bühnen „Orbit Stage“ und „Green Stage“ waren nicht bespielbar. Alles drängte sich in die Arena und auch dort improvisierte der Veranstalter mit dem Programm um ein möglichst breites Angebot zu bieten. So verlegte man etwa DAF – die Deutsch Amerikanische Freundschaft – eigentlich Headliner der Green Stage des Samstages – am Nachmittag auf die Arena Stage.

DAF – die Helden der Jugend

Sänger Gabi Delgado-Lopéz überschüttete sich immer wieder mit Wasser oder dieses auf die Fans, die er immer mit Jungs und Mädchen ansprach. Neben neueren Titeln wie der Sheriff gab es auch das Kultstück „Der Mussolini“. Die Arena tanzte und war begeistert. Nach der Kölner Band [X]-RX und The Crüxshadows war DAF absolutes Kontrastprogramm mit ihrer Reduziert- und Klarheit in Sprache und Musik. Der Moderator nennt DAF die Helden seiner Jugend und würdigt damit eine Band, die wohl wie wenige andere gerade die elektronische Musik geprägt hat. Auf der Arena Stage des Amphi brilliert DAF mit ultrahartem elektronischen Sound der manchmal am Rande der Schmerzgrenze durch seine Exaktheit agierte und vor allem durch die Stakkatos von Gabi Delgado-Lopéz-Gesang, der zwischen poetisch-philosophisch bis politisch kontrovers kontrastierte, brillierte. „Ich will das mein Herz hart schlägt“ schreit Gabi Delgado-Lopéz in die Arena, die das physisch erlebt. Als DAF spielt ist, wie bei The Crüxschadows, die Arena voll besetzt bis auf den letzten Platz.

Rundgang eingeschränkt aber trocken

Dies ist auch der größte Unterschied an diesem ersten Tag des Amphi-Festivals auf dem neuen Festivalgelände. Alles wirkt dicht gedrängt und übervoll. Die Weitläufigkeit des Tanzbrunnen-Areals wird vermisst. Allerdings zeigen die Fans auch Verständnis für die Enge und waren froh, ob des drohenden Unwetters und zeitweiligen Regens einen trockenen warmen Raum zu haben. Aber das Flanieren im Outfit von Grande Dame der viktorianischen Zeit, Steam-Punk oder Latexboy oder Girl und das Sehen und Gesehen werden fehlte ein wenig in der drangvollen Enge des Arena-Rundganges.

Am heutigen Sonntag mit Sonnenschein und geöffnetem Außenparcours dürfte sich die Enge entspannen und auch das Musikprogramm wieder auf allen Bühnen stattfinden. Dies tut auch der musikalischen Mixtur gut, denn die Brüche zwischen The Crüxshadows, der Band aus Florida, die ihre Europa-Tour auf dem Amphi-Festival zunächst beendete und der Kölner Band [X]-RX waren doch extrem. [X]-RX, die nur drei Songs spielen konnten, schimpften auch auf die Band aus den USA, weil diese ihr Zeitkontingent überzogen hatte. Rogue der Sänger von The Crüxshadows leuchtete mit zwei Lichtern immer wieder in die fast vollständig schwarzdunkle Lanxess Arena. Ein grandioser Effekt, vor allem in der großen Halle und nahm am Ende des Auftritts intensiven Kontakt zu seinen Fans auf. [X]-RX, schon 2013 auf dem Amphi-Festival, legten Tempo vor und verbanden ihre düsteren Rave-Klänge mit harten elektronischen Beats, die vor allem vor der dann folgenden musikalischen Ausgefeiltheit und Vielfalt der Klangwelt von DAF als extrem monoton wahrzunehmen waren. Aber [X]-RX brachte vor allem die Jüngeren im Publikum zum Tanzen, was bei der Härte der Beats die sie über den Hallenboden schickten, nicht verwunderte. Später standen noch Goethes Erben und Front 242 auf der Arena Stage.

Das Festival geht heute Mittag weiter mit Lesungen von Christian von Aster oder Bands wie Oomph!, The Mission oder VNV Nation. Karten gibt es noch an der Abendkasse.

Autor: Andi Goral
Foto: Gabi Delgado-Lopéz von DAF übergoß sich immer wieder mit Wasser