Köln | Nein, den griffigsten Bandnamen haben sich „AnnenMayKantereit“ ganz bestimmt nicht ausgesucht. Aber er ist in mehrerer Hinsicht eine logische Konsequenz. Zum einen setzt er sich einfach aus den Nachnamen der drei Bandmitglieder, Christopher Annen (Gitarre und Mundharmonika), Henning May (Gesang und Klavier), Severin Kantereit (Schlagzeug und Percussion), zusammen. Zum anderen drückt er auch das aus, was die drei Jungs aus Sülz mit ihrer Musik zu erreichen wünschen: Etwas Eigenes kreieren.

„Wir wollten einfach bei uns selber bleiben und nichts Dummes erfinden“, erläutert der 22-Jährige May. In eine Rolle schlüpfen wolle man nicht. Vorteil des etwas sperrigen Namens: Hat man ihn für sich ein paar Mal wiederholt, bleibt er im Kopf drin – ähnlich wie die Musik des Trios.

Debütalbum: Live und selbstfinanziert im Wald aufgenommenen

„Und du bist 21, 22, 23. Und du kannst noch gar nicht wissen, was du willst.“ Diese Zeile singt May mit seiner markant-rauchigen Stimme im Song „21, 22, 23“. Doch obwohl sie genau im besungenen Alter sind, wissen „AnnenMayKantereit“ sehr wohl, was sie wollen: Gute Songs schreiben, zu denen alle drei voll und ganz stehen können. Da ist es auch egal, in welcher Sprache die Texte sind, ob Deutsch oder Englisch – beide sind auf dem selbstbetitelten, live und selbstfinanziert im Wald aufgenommenen Debütalbum vertreten. Hauptsache die Qualität stimmt. Mit dieser einfachen Formel schreiben sie bislang zeitlose rockige bis bluesige Gitarrenmusik mit erstaunlich reifen Texten über das Leben und seine Herausforderungen. „Mir ist einfach wichtig, dass uns allen dreien der Text gefällt. Dann habe ich auch keine Angst mehr, den vor anderen zu singen“, erklärt May.

Zusammen Musik machen sie seit dreieinhalb Jahren. Alle gingen auf das Schiller-Gymnasium in Sülz, richtig kennengelernt haben sie sich aber erst in der Oberstufe. „Mein Bruder war bei denen in der Stufe, und er hat zu mir gesagt, ich soll mal mit Henning Musik machen“, erinnert sich Annen, der Bandälteste. Kantereit machte schließlich das Trio komplett, und was sich dann – ohne Label im Hintergrund – entwickelte, lässt sich gut mit der Bushido-Zeile „Vom Bordstein bis zur Skyline“ beschreiben: Ohne das so richtig geplant zu haben und mit der Hilfe der sozialen Netzen, haben sie sich von den Straßen und Grünflächen Kölns in die Clubs und Festivals dieses Landes gespielt. Die Release-Party des selbstbetitelten, live im Wald aufgenommenen Debütalbums im Gebäude 9 war bereits Wochen vorher ausverkauft. Im September stehen sie in Berlin im Finale des „New Music Award“, der von den Jugendsendern der ARD-Radioprogramme verliehen wird.

Gloria-Konzert im Rahmen des „c/o Pop-Festivals“

Vorher werden sie aber bestimmt noch das eine oder andere Mal bei einer spontanen Session in ihrer Heimat zu entdecken sein. Denn mit dieser sind alle drei „sehr zufrieden“. Die Proberaumsituation sei zwar, so Annen, „sehr hart“. „Aber ansonsten“, fügt Kantereit hinzu, „ist es hier schon nicht so schlecht, es gibt eine große Musikszene.“ Und May vollendet: „Es ist alles vorhanden, aber man geht nicht so schnell unter wie in Berlin, hat dafür aber eine größere alternative Szene als in München.“ Auf alle Fälle wird am 20. August das Gloria im Rahmen des „c/o Pop“-Festivals bespielt werden (Tickets ab für 15 Euro bei Kölnticket). Eine Tour steht wahrscheinlich im Oktober und November an.
Dominic Röltgen

Autor: dr