Liest man, dann wird man viele Aspekte und Ideenansätze finden die spannend und anregend sind. Vor allem die Beschäftigung mit der Frage nach öffentlichem, privaten und "Nachöffentlichem Raum" reflektiert ganz famos unser urbanes Leben, kulturellen Anspruch und Realitiät. Klarer formuliert, die private Aral-Tankstelle gegenüber des Josef Haubrich Hofes ist in privatem Besitz, aber so lange der Betreiber es will, 24 Stunden für die Öffentlichkeit offen, die dort an der Wand angebrachte Inschrift und Arbeit von Bik van der Pol 24 Stunden betracht- und reflektierbar. Die Vitrine im öffentlichen Raum der Stadtbibliothek, mit den Arbeiten von Jesko Fezer und Axel John Wieder hat feste Öffnungszeiten. Alleine dieser Denkansatz ist neu und interessant. Nur er ist theoretisch und vermittelt sich durch Sprache, gesprochen und geschrieben. Eine Ausstellung im öffentlichen Raum ist dagegen nicht neu, aber in Anbetracht der Tatsache das die "European Kunsthalle" keine eigenen Räume hat die einzigste Möglichkeit die 1. Ausstellung zu präsentieren.


Bik van der Pol, "Untitled" an der Aral Tankstelle Cäcilienstrasse 32

Das sich die künstlerischen Arbeiten zum Teil im öffentlichen Raum verlieren, das mag Konzept sein, ist aber eigentlich schade. Und hier liegt auch ein Dilema der Ausstellung. Nehmen wir noch einmal die Arbeit in der Aral-Tankstelle. Der Ort auf der anderen Straßenseite, an dem einst das Kunstloch entstanden ist, warum sich in Köln überhaupt ein "Loch e.V." gegründet hat. Bik van der Pool hat eine Installation mit Typografie über der Werbetypografie der Aral-Tankstelle angebracht. Der Text des Künstlers ist in Englisch verfasst: "Ideas you believe are absurd ulitmately lead to success" – "Eigentlich absurde Ideen führen führen schließlich zum Erfolg". Wir wollen dazu den Text des Ausstellungskataloges zitieren: "Der Text aktiviert Gedanken zum konkreten Ort, seiner Vergangenheit und einer möglichen Zukunft. Er visualisiert, dass dort, wo eigentlich nichts vorhanden ist Räume entstehen können, die mehr als kurzlebige Gedankengebäude sind. Mittels Licht in Szene gesetzt, macht die Arbeit deutlich, dass jede Idee und sei sie auch noch so zerbrechlich, mit Hilfe von Medialisierung und Vermittlungswerkzeugen konkrete Gestalt annehmen kann". Für sich genommen ist die Idee des Künstlers, der Denkimpuls künstlerisch legitim und gedanklich anregend. In der Verortung auf das konkrete Thema "das Loch und European Kunsthalle" funktioniert es nicht, da bleibt die künstlerische Äußerung zu vage im übergeordneten Denkraum, wenn man die Äußerung Bik van der Pol´s überhaupt verorten kann und darf und findet außer der Konstruktion im Katalogtext im konkreten Umfeld keinen Bezug. Es stört nicht, daß es eben nur eine Ausstellung von künstlerischer Aussage an nichtmusealen Orten Kölns ist, denn das Dilema ist gleichzeitig auch Ausweg.

Denn als Ausstellung hält sie den Diskurs über den Raum für Kultur wach und zwar nicht nur bei öffentlichen Mandats-, oder Funktionsträgern, sondern führt diesen Diskurs in die Öffentlichkeit. Und das das Ausstellungsprojekt dies im internationalen Kontext tut beeindruckt umso mehr. Etwas das man in Köln viel zu selten erleben darf in den letzten Jahren. Ob sie dies mit den teils leisen Tönen auch an allen Orten schaffen wird, diese Frage müssen sich Künstler und Kuratoren stellen, eine Frage die durchaus spannend zu bewerten sein wird. Zudem wird die Frage nach dem Ort und Raum einer "European Kunsthalle" in Köln damit lebendig gehalten und vielleicht ist gerade der offene städtische Raum die Antwort.  Oder doch ein radikal anderer Raum, wie ihn einige Künstler fordern, ein Raum der mehr finanzielle Mittel auf die künstlerische Bespielung verwendet, als auf die Representativität der Architektur. Oder braucht Kunst gerade diesen representativen Ort um überhaupt ihre bürgerlich höheren Weihen und damit auch materielle Wertschätzung im Kunstmarkt zu empfangen? Eine Frage der sich Tobias Rehberger mit seiner Arbeit im Dinea Restaurant der Galeria Kaufhof annähert. Prof. Georg Qaunder, der bei der Pressekonferenz anwesend war, zeigte sich sensibel für das Thema: "Die Kunsthalle ist ein zentrales Thema, das uns nicht wegrutschen darf, nur weil es das Gebäude nicht mehr gegeben hat". Quander formulierte auch klar, dass sich nach seiner Auffassung die Stadt aus dem Thema "Kunsthalle" nicht verabschieden darf.

Das Ausstellungsprojekt "Modelle für Morgen, Köln" der "European Kunsthalle" hat damit seinen Zweck schon erfüllt, der Diskurs findet wieder statt, es bleibt zu hoffen dass er lebendig bleibt und offen mit dem nötigen Weitblick geführt wird.

Katalog: Der Katalog zur Ausstellung liegt der aktuellen Ausgabe der Kölner StadtRevue bei und an vielen Kunstorten und Kölner Galerien.
Infos im Netz:
www.kunsthalle.eu

Teilnehmende KünstlerInnen: Vito Acconci, Michael Beutler, Bik van der Pol, Andreas Fogarasi, Luca Frei, Liam Gillick, Tue Greenfort, Karl Holmqvist, International Festival, Erik van Lieshout, An Te Liu, Alex Morrison, Olaf Nicolai, Tobias Rehberger, Pia Rönicke, Silke Schatz, Sean Snyder, Superflex, Lawrence Weiner, Axel John Wieder & Jesko Fezer und Haegue Yang.

Ausstellungsorte: U-Bahn Station Dom / Hbf, Hilton Cologne, Telecafe Köln Am Dom, Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG – Investment- und FinanzCenter, Industrie- und Handelskammer zu Köln, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Statthaus, Vic Coctailbar, Sportlounge Michael Janson, Erste Kirche Christi, Buchhandlung Walther König, Neumarkt-Galerie, Zentralbibliothek Köln, Aral Tankstelle, Jesuitenkirche Sankt Peter, Galeria Kaufhof, Wallraf-Richartz-Museum, St. Kolumba, Stadt Köln – Kundenzentrum Innenstadt, Stromkasten Rheinenergie, Deutsche Bank SB-Banking Center
 
Kuratiert von Nicolaus Schafhausen, Vanessa Joan Müller und Julia Höner
Raumkonzept von Spaces of Production



Texttafel des Künstlers Tobias Rehberger zu seiner Arbeit

Zum Entwurf für die Europäische Kunsthalle

Differenz oder Gleichheit.
Schwein oder Mensch. 
Drei Bau oder ein Bau.

Entweder Unterschiede oder was anderes.
Ganz großes und kleines Kino.
Entwweder überleben um jeden Preis.

Entweder Problem und Lösung.
– jetzt, heute morgen.
Dazwischen gibt es nichts.

T R F

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung