Köln | Am morgigen Freitag, 9. November 2012, eröffnet im Römisch-Germanischen Museum (RGM) eine Sonderausstellung zu den Ausgrabungen entlang des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn. Unter dem Titel „ZeitTunnel – 2000 Jahre im Spiegel der U-Bahn-Archäologie“ werden bis zum 5. Mai 2013, verteilt auf zwei Ausstellungsräume, die beeindruckendsten Fundstücke der Öffentlichkeit präsentiert.

Besonders angetan haben es Dr. Marcus Trier, dem Leiter des RGM die Überreste einer beinahe vollständig erhaltenen Bergkristallwerkstatt aus dem 12. Jahrhundert, die bei Grabungen am Kurt-Hackenberg-Platz zutage kamen und die den einzigen in dieser Form erhaltene Fund dieser Art in Europa darstellen. Aber auch Alltagsgegenstände wie etwa Teile eines Krugs der XIX. Legion, die bei der sagenumwobenen Varus-Schlacht im Teutoburger Wald ausgelöscht wurde, kamen bei den Grabungen zum Vorschein. Ein Teil der Ausstellung widmet sich speziell der römischen Hafenanlage in der Nähe des heutigen Kurt-Hackenberg-Platzes, die sich dank naturwissenschaftlicher Messmethoden nun auf das Jahr 90/91 nach Christus datieren lasse, so Trier weiter.

Trier betonte, die Ausgrabungen anlässlich des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn an den Stellen der künftigen unterirdischen Haltestellen, Versorgungsschächte und Rampen der vier Kilometer langen Trasse in den Jahren 2004 bis 2011 zählten zu den größten archäologischen Projekten in einer europäischen Großstadt und hätten insgesamt 2,5 Millionen Funde zutage gefördert. Die archäologischen Untersuchungsflächen umfassten insgesamt mehr als 30.000 Quadratmeter, entsprächen also einer Fläche von mehr als vier Fußballfeldern. Stellenweise erreichten die Schichten eine Mächtigkeit von über 13 Metern, was einem archäologischen Gesamtvolumen von 150.000 Kubikmetern entspräche.

Die Untersuchungen stellten laut Trier einen einzigartigen Querschnitt durch die mehr als 2000-jährige Kölner Geschichte dar. Frührömische Militaria am Breslauer Platz, römische Hafenfunde in der Altstadt, gewaltige antike Tempelmauern nahe Sankt Maria im Kapitol, Siedlungs- und Grabfunde aus der südlichen römischen Vorstadt zählten genauso dazu wie frühmittelalterlicheHandwerker- und Händlerviertel in der Altstadt, beeindruckende Festungswerke des Mittelaltersam Chlodwigplatz, preußische Grabenwerke am Bonner Wall, aber auch zerstörte Keller der Kriegsjahre 1943/44 am Kurt-Hackenberg-Platz.

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Öffnungszeiten der Sonderausstellung:
täglich außer montags von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
außerdem jeden ersten Donnerstag im Monat von 10:00 Uhr bis 22:00 Uhr geöffnet

Zur Ausstellung erscheint ein rund 260 Seiten starkes Begleitbuch, das in fast 100 ausgewählten Fundgeschichten aus zehn Jahren U-Bahn-Archäologie über neue Erkenntnisse zur Kölner Stadtgeschichte informiert.  Kosten: 22 Euro.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Eine römische Theatermaske (rechts im Bild) in der Ausstellung und beim Auffinden während der Grabung (Foto Hintergrund).