Es scheint der Fluch des Michael Ballack zu sein, zehn Mal hätte er schon die Möglichkeit gehabt ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und zehn Mal musste er mit dem zweiten Platz sich zufrieden geben, zu Letzt erst im Champions League Finale. Nach 1972, 1980 und 1996 sollte es nicht sein und Deutschland ist ein fairer zweiter Sieger. Manche Fans an der Kölnarena sangen dann auch "Wir sind Vizeeeuropameister". Zunächst aber herrschte große Traurigkeit, die Fans litten, verhüllten sich mit der deutschen Fahne, trösteten sich gegenseitig

Bundeskanzlerin Angela Merkel in Wien: "Unsere Mannschaft hat toll gekämpft, bis zur 90sten Minute war alles drin. Und Finale ist ja auch schon etwas. Die Bundeskanzlerin ist der Überzeugung 2006 WM-Dritter, jetzt EM Zweiter und 2010 bei der nächsten WM ist dann alles drin. Die Spanier waren das bessere Team, das haben auch die deutschen Fans in der Kölnarena so gesehen. Für die Spanier ist es der erste Titel seit 1964. Das deutsche Team kommt morgen an die Berliner Fanmeile, allerdings zum zweiten Mal ohne Trophäe und will sich dort bejubeln lassen. Die Kölner Fans können ja dann die Fan-Devotionalien in die Kiste mit den Karnevalsutensilien packen und in zwei Jahren wieder auspacken.

Die meisten Beobachter sind der Überzeugung, daß das spanische Team, dass auch als einzigstes die Vorrunde für sich entscheiden konnte, über weite Strecken das bessere Team war und die deutschen Starkicker dem wenig entgegensetzen konnten. Auch an Chancen waren die Spanier klar führend, einmal musste sogar der Pfosten am deutschen Tor helfen. Die meisten Kölner Fans gingen nach dem Spiel friedlich nach Hause, traurig und enttäuscht.


Marisa Ines und EruDina finden, dass dies einer der schönsten Tage in diesem Sommer ist. Maris Ines ist hier geboren und Erudina lebt seit 37 in der Kölner Region, heute in Refrath.

Aktualisiert 30.6.2008, 6:00 Uhr > Kölner feiern das EM-Finale weitgehend friedlich – Die Sicht der Polizei
Bereits gegen 17.40 Uhr war die Kölnarena im rechtsrheinischen Deutz mit cirka 20.000 Fußballbegeisterten voll ausgelastet. Zu diesem frühen Zeitpunkt mussten die eingesetzten Polizei- und Sicherheitskräfte auch die Eingänge zur benachbarten Public-Viewing-Fläche – die ebenfalls etwa 20.000 Personen fasst – sperren: "Kein Spielraum mehr".

Die entsprechenden Verkehrsfunkhinweise und Ansagen der Verkehrsbetriebe in den Bahnen wurden gleichwohl von zahllosen Fußballbegeisterten ignoriert. Weiterhin entstiegen den vollbesetzten KVB-Zügen in Deutz immer wieder hunderte Euphorisierte und versuchten, das gesperrte Gelände an der Arena zu betreten. Die Uniformierten hatten alle Hände voll zu tun, um die enttäuschten Massen freundlich, aber bestimmt zurückzuweisen. Die große Mehrheit der Abgewiesenen trat dann den Weg in die Innenstadt an. Auch dort herrschte erwartungsgemäß drangvolle Enge. So musste aufgrund des hohen Besucheraufkommens die Zülpicher Straße schon um 17.50 Uhr gesperrt werden. Im Bereich der Zülpicher Straße / Roonstraße versammelten sich letztlich cirka 12.000 Fußballfans.

Gegen 20.00 Uhr mussten dann die vorbereiteten Sperrstellen an den Ringen – dort wurden etwa 10.000 Besucher festgestellt – sowie der Roonstraße geschlossen werden. Auch die Kölner Altstadt war bei Spielbeginn mit etwa 13.000 Besuchern voll ausgelastet.

Unter den insgesamt cirka 75.000 Fans waren nur vereinzelt Spanier auszumachen. Hier und da wurden auch türkische Fahnen festgestellt. Während überall bis Spielbeginn ausgelassene, weitgehend friedliche Stimmung herrschte, so wurde diese mit dem wenig glücklichen Spielverlauf für die deutsche Mannschaft zunehmend ruhiger.

Vor und während des Spiels forderte zudem der teilweise exzessive Alkoholkonsum seinen Tribut. Im volltrunkenen Zustand konnten einige Fans dem Spielgeschehen offensichtlich kaum mehr folgen. Unmittelbar nach Spielende wurde an allen Plätzen – bei allgemein gedrückter Stimmung – sehr starke Abwanderungstendenz deutlich. Die große Mehrheit der enttäuschten Deutschen wurde offensichtlich nur noch von einem Gedanken gelenkt: "Ab nach Hause."

Anders die spanischen Anhänger des neuen Europameisters: Geschlossene Autokorsos wurden zwar nicht festgestellt, immer wieder jedoch hupende Einzelfahrzeuge der feiernden "Iberer". Und in den nunmehr überfüllten spanischen Gaststätten stieg eine regelrechte "Fiesta Colonia". Bis 24.00 Uhr mussten lediglich acht Personen in Gewahrsam genommen werden, mehrheitlich zur Ausnüchterung, oder auch, weil sie Platzverweisen nicht Folge geleistet hatten.

Auch aus Sicht der Bundespolizei verlief der gestrige Abend ruhig, denn man meldet: Ruhige Rückreisephase nach verlorenem Finalspiel
Rund 12.000 Fans reisten gut gelaunt in Erwartung eines spannenden EM-Finalspiels gegen die spanische Elf im Laufe des Sonntagnachmittags mit Zügen der Deutschen Bahn AG über den Bahnhof  Köln Messe/Deutz zum "Public Viewing". Nachdem der Traum vom Europameister geplatzt war, begann unmittelbar nach Spielende die Rückreise. Diese verlief unter dem Eindruck des verlorenen Titels weitestgehend störungsfrei, friedlich und sehr zügig. Mehrmals kurzzeitig musste allerdings der Zugang zum S-Bahnsteig wegen Überfüllung gesperrt werden, um dort mögliche Gefahren für die Fans abzuwehren. Fünf Fußballfans erhielten von Beamten der Bundespolizeiinspektion Köln Anzeigen wegen des Abrennens von so genannten "Bengalischen Feuern" am Bahnhof Köln Messe/Deutz.


Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung
[ots]