Köln | Kommentar |Wenn sich nach dem „Spiel am Hofe des Helden Karneval“ die Türen im Gürzenich öffnen, dann bekommen die Macher, also das Festkomitee Kölner Karneval, seit Jahren in der Regel immer gute und zum Großteil Bestnoten und zwar von allen Seiten. Auch gestern Abend war das so, die Transformation der Veranstaltung in die Moderne gelungen und mit dem Programm und Motto schaute man über den kölschen Tellerrand hinaus in Richtung Brasilien. Mit der neuen Städtepartnerschaft mit Rio streckt Köln die Fühler aus, in Richtung der so genannten Emerging Markets, zu denen die BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China gehören. Das alles verdient viel Lob und Anerkennung für die Macher im Festkomitee und auch die Kölner Politik.

Umso mehr erstaunt, handelt es sich ja bei der Prinzenproklamation um eine echte Premiumveranstaltung, dass es sowohl Stadtspitze, Politik, aber auch dem Festkomitee Kölner Karneval anscheinend nicht gelingt, diesen Leuchtturm weit über die Stadtgrenzen hinaus zum Leuchten zu bringen und nur die lokale Elite für den Event begeistern zu können. Auf der einen Seite gibt man sich weltoffen und tolerant, auf der anderen Seite bleibt man unter sich, auch medial. Lokalzeit, das dritte Programm des Westdeutschen Rundfunks, die lokalen Medien sind da, aber das war es auch. Aber schon bei den überregionalen deutschen Medien, Funkstille. ZDF, RTL, Pro Sieben, SAT 1, Deutschlandfunk, bleibt der Karneval, außer der Straßenkarneval Randnotiz, von internationalen Medien ganz zu schweigen und das bei diesem Motto. Auch bei der Politprominenz sieht es eher mau aus. Von der Landesregierung kommt gerade mal der Finanzminister, der früher einmal allerdings Kämmerer und Wirtschaftsdezernent in Köln war und dass obwohl die gleichen Parteien im Lokalen, wie Überregionalen das Sagen im Land haben. Bei der Bundespolitik ist es dann gleich ganz düster und auch von diplomatischer Seite hätte man sich eigentlich bei diesem Motto mehr erwartet. Brasilien und die Städtepartnerschaft wird dann leider nur auf der Ebene des Folkloristischen in Form von Sambatänzerinnen und musikalischer Darbietung präsent. Auch für die Bereiche Stars und Sternchen, Kultur, Wirtschaft und Sport bleibt man lokal und in der 2. Bundesliga und das obwohl der größte Privatsender Deutschlands seinen Sitz auf der gegenüberliegenden Rheinseite hat.

Eigentlich schade, dass der Kegel des Lichtstrahls dieser Leuchtturmveranstaltung am Ende nur die Ränder der Kölner Stadtgrenzen und Provinz streift und nicht weit darüber hinaus, den Weg von der Welt in die rheinische Metropole weist.

Autor: Andi Goral
Foto: Festkomiteepräsident Markus Ritterbach hat die Prinzenproklamation auf beeindruckende Weise modernisiert und auf eine ganz neue Flughöhe gebracht – schade dass die Internationalität dann nur im Folkloristischen wahrgenommen wird