Köln | Passend zum Lutherjahr erscheint im emons-Verlag der historische Roman „Die Reformatorin von Köln“. Bettina Lausen entwickelt darin – verpackt in eine Liebesgeschichte (oder umgekehrt) – das pralle Bild einer Stadt, die ihre ersten Kontakte mit den revolutionären Gedanken des Kirchenrevolutionärs erlebt.

Mit ihrer Bewertung von Luthers Schriften als „gottlos und verdammungswürdig“ stellte die Kölner Universität 1519 die Weichen für die Bannandrohungsbulle, die der Papst ein Jahr später gegen den Wittenberger Mönch erließ. Der Rat der Stadt beschloss daraufhin, Druck, Verkauf und Besitz von Luthers Schriften zu verbieten. Im Vorfeld dieser Ereignisse spielt „Die Reformatorin von Köln“.

Ungewöhnlich für damals: eine Frau, die lesen und schreiben kann

Titelheldin ist die (erfundene) Brauerstochter Jonata. Da sie lesen und schreiben kann, ist sie eine für die damalige Zeit ungewöhnlich emanzipierte junge Bürgersfrau. Nach dem ungeklärten Tod ihres Bruders beginnt sie am Sinn der Ablassbriefe zu zweifeln, deren Kauf die Zeit im Fegefeuer zu kürzen verspricht.

Auf einer Geschäftsreise nach Wittenberg lernt sie die Schriften Luthers und auch ihn persönlich kennen. Von beiden höchst beeindruckt, bringt sie seine Schriften nach Köln, lässt sie heimlich nachdrucken und verkauft sie. Dabei hilft ihr der junge Drucker Simon – und landet deswegen vor der Inquisition (für die arbeitet pikanterweise Jonatas Bruder, ein Dominikanermönch), leugnet aber auch unter der weltlichen Folter.

Fakten über Inquisition, Buchdruck, die Stellung der Frau und das Zunftwesen

Der über 400 Seiten starke Roman beschreibt nicht nur detailreich und farbig das Wirken der Inquisition, die folgenreiche Erfindung der Buchkunst für das verbreiten neuer Ideen und das strenge Zunftwesen. Er ist auch ein oft brutales Sittenbild dieser Zeit, in der Frauen nichts zu sagen hatten, es die Zwangsehe gab und eine verlogene katholische Religion den Alltag bestimmte. Wo zugunsten der Handlung die historischen Fakten ein bisschen zurecht gebogen werden, wird das in einem Nachwort erklärt.

Das alles aber liest sich trotz der vielen Fakten stimmig, spannend und überaus flüssig, manch überraschende Wendung eingeschlossen. Gibt es für Jonata und Simon ein Happy End? Das sei hier nicht verraten. Verraten sei aber – aber das ist ja kein Geheimnis: Köln duldete bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 nur Katholiken in seinen Mauern.

[infobox]Bettina Lausen: „Die Reformatorin von Köln“
emons Verlag
Köln 2017
448 Seiten
12,90 Euro

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Autor: ehu
Foto: Buch-Cover