Köln | Sie ist aus vollem Herzen Kölnerin, war fester Bestandteil der Kölner Theaterszene. Und wenn sie auch national durch Film- und Fernsehproduktionen bekannt war, sie stand zu Unrecht immer etwas im Schatten populärerer Kollegen wie der Millowitschs, Hella von Sinnen oder Trude Herr. Jetzt legt Samy Orfgen ihre Autobiografie mit dem Titel „Die Geierwally vom Barbarossaplatz“ vor.

Geboren 1951 in eine eingesessene Gastronomenfamilie, war der Eintritt ins Rentenalter der Anlass, ihr Leben von Monika Salchert, Expertin für kölsche Sproch un Verzällcher, aufzeichnen zu lassen. Die Liebe des „Papakinds“ zum Theater wurde schon in der Schule gestillt. Doch zunächst verdiente sie – dank Spanisch-Studiums – ihr Geld in der Außenstelle der spanischen Botschaft in Köln, wo sie unter anderem Gastarbeiter betreute.

In der „Filmdose“ startete sie durch, am Barbarossaplatz wuchs sie auf

Die ersten Bühnensporen verdiente sie in der Kleinkunstbühne „Cordial“, der Durchbruch kam 1984 mit der Titelrolle der „Geierwally“ in Walter Bockmeyers „Filmdose“, die später auch erfolgreich verfilmt wurde. Auf diesen Karrierestart bezieht sich auch der Buchtitel – und Barbarossaplatz, weil sie Kind- und Jugendzeit verbrachte. Es folgten Engagements im Millowitsch-Theater, eigene Stücke und TV-Auftritte. Zum Dauererfolg wurde die WDR-Serie „Die Anrheiner“.

Das Buch ist nicht nur ein amüsanter, flott erzählter Streifzug durch das Leben von Samy Orfgen, die eigentlich Hilde heißt. Es ist auch Sittenbild der jungen Bundesrepublik, in der Mädchen behütet aufwuchsen und sich ihre Selbstständigkeit erst erobern mussten. Hier profitierte die 15-Jährige sicher auch von ihrer Teilnahme an den Demonstrationen gegen die KVB-Fahrpreiserhöhungen im Jahr 1966. Und es war die Zeit, in der ihrem Freund das Studentenzimmer gekündigt werden konnte, weil sie zweimal bei ihm übernachtet hatte.

In der Kölner Kneipen- und Discoszene der 70er Jahre zu Hause

Voyeure kommen nicht auf ihre Kosten. Skandale vor oder hinter dem Theatervorhang gab es mit Samy Orfgen nicht. Auch das Privatleben der Erwachsenen ist kein Thema. Zwar nennt sie Namen von Freunden und Lebensgefährten – doch warum die Beziehungen zu Ende gingen, bleibt offen. Immerhin: Die Freundschaften halten bis heute. Voll auf seine Kosten kommt dagegen, wer wissen will, welche Kölner Lokale und Discos in den 70er Jahren bei der Jugend – und bei Samy Orfgen – angesagt waren.

Auch wenn sie die Rentnerinnenzeit genießen will – bei einem passenden Angebot würde sie wieder ins Scheinwerferlicht von Bühne oder Fernsehkameras zurückkehren. Dank und Freude der Kölner Fans wäre ihr sicher.

[infobox]Samy Orfgen: „Die Geierwally vom Barbarossaplatz – Die Autobiografie“ – marzellen verlag, Köln 2019. Zahlreiche Fotos, 144 Seiten, 14,95 Euro

[/infobox]

Autor: ehu