Berlin | Die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan beobachtet die schwindende Bedeutung des Mediums Buch und ist für eine stärkere Förderung des digitalen Lesens.

„Wir erkennen tatsächlich, dass Kinder zunehmend weniger lesen, das liegt natürlich auch an den technischen Angeboten, an den virtuellen Angeboten, alles das, was wir vom Lesen kennen, dass Lesen nicht nur eine Kompetenz, dass man Buchstaben aneinanderreihen kann, sondern auch dafür da ist, einem neue Welten zu eröffnen“, sagte sie am Samstag dem Deutschlandfunk. Das verschwinde zunehmend mehr und mehr in digitale Angebote.

„Kinder können über Spiele oder Filme sehr viel mehr dieses Gefühl von Immersion erleben, aus sich selbst heraustreten, in andere Figuren hinein. Das ist natürlich im Grunde genommen offenbar ein befriedigenderer Moment als das langsame Lesen, was wir noch von früher so wertgeschätzt haben“, so die Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. Die Zeit sei schneller geworden.

„Die Welt ist schneller geworden, und wir Älteren in dem Falle, die das langsame Lesen noch kennen, können unseren Kindern diesen Genuss gar nicht mehr glaubhaft vermitteln“, argumentierte Foroutan. Ihre Prognose: „In zehn Jahren wird es kaum noch Bücher geben, so wie es keine Schallplatten mehr gibt. Das wird alles in ein digitales Konzept ausweichen, und wir, die sie haben, werden sie als Schmuckstück in unsere Regale stellen, immer wieder anschauen und uns freuen, dass wir diese Zeit noch kennengelernt haben.“

Autor: dts
Foto: Symbolbild