Köln | Der Gedenkort am ehemaligen Deportationslager im linksrheinischen Kölner Vorort Müngersdorf wird realisiert. Das teilte am heutigen Mittwoch die Stadt Köln in einer Presseerklärung mit. Als letzte hatte am vergangenen Montag der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde sein Plazet erteilt.

Mit diesem Beschluss steht der weiteren Realisierung des Gedenkorts nichts mehr im Wege. Die Realisierung soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen. Schon im September dieses Jahres hatte der Stadtrat einen grundsätzliches Votum für die Realisierung dieses Gedenkortes abgegeben, mit großer politischer Mehrheit.

Im Mittelpunkt des Gedenkorts wird am Standort des ehemaligen Forts V ein großes Kunstwerk von Simon Ungers aus Cortenstahl errichtet. Zusätzlich verbinden drei Infoblöcke auf einem Weg des Gedenkens die beiden Lagerteile miteinander, so die laufenden Planungen. Das vom Bürgerverein Köln-Müngersdorf entwickelte Konzept wurde in enger Abstimmung mit Sophia Ungers und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln erstellt.

Große Bedeutung für die Geschichte der Kölner NS-Zeit

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Das ehemalige Deportationslager Köln-Müngersdorf hat eine große Bedeutung für die Geschichte des Nationalsozialismus in Köln. Nur ganz wenige andere Orte in Köln sind wie das Lager Müngersdorf mit den Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, mit Verfolgung und Holocaust derart intensiv verbunden. Die geschichtliche Bedeutung des Lagers Müngersdorf ist nur vergleichbar mit dem EL-DE-Haus als Zentrale der Gestapo und dem Messelager als Deportationsort und Außenlager des KZ Buchenwald.

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Das Deportationslager wurde ab Ende 1941 in Gebäuden des ehemaligen preußischen Forts V sowie in rasch erbauten Baracken errichtet. Planung und Bau des Lagers übernahm die Stadt Köln, in enger Abstimmung mit der Gestapo. Das Lager markiert den Höhepunkt der innerstädtischen Ausgrenzung der Juden in Köln. Köln sollte, wie die Nationalsozialisten es nannten, „judenfrei“ werden. Das Lager in Müngersdorf war der letzte Schritt auf dem Weg in den Holocaust. Die Inhaftierten mussten oft mehrere Monate unter unwürdigsten Bedingungen auf ihre Verschleppung in die Konzentrationslager Theresienstadt und weitere warten. Die Deportationen selbst begannen im Juni 1942.

Der Bürgerverein Köln-Müngersdorf hat sein Konzept als Schenkung zur Verfügung gestellt (Report-k.de berichtete). „Ich weiß dieses herausragende bürgerschaftliche Engagement sehr zu schätzen und danke dem Bürgerverein Müngersdorf für seine Initiative. Es ist ein wichtiges Zeichen, an diesem fast vergessenen Ort ein sichtbares und würdiges Gedenken an das Deportationslager Köln-Müngersdorf zu schaffen“, betonte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Angesichts der Bedeutung des Ortes für die NS-Geschichte Kölns stellt der neue Gedenkort einenwichtigen Beitrag zur städtischen Erinnerungskultur dar“, ergänzte Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums.

Autor: rk
Foto: Jüdische Internierte im Deportationslager Köln-Müngersdorf zwischen 1942 und 1944 (Fotograf unbekannt) – Foto: Archiv der Synagogen-Gemeinde Köln