Köln | Während der letzten Minuten des olympischen Beachvolleyball-Finales läuft Christiane Stenchly aufgeregt hin und her. „Jonas, Jonas, mach jetzt den Punkt“, ruft sie lautstark, als sich der 33-jährige Jonas Reckermann zur Aufgabe bereit macht. Mit Spannung erwartet sie mit 300 anderen Fans den nächsten Ballwechsel. Am Donnerstagabend verfolgen sie beim Public Viewing auf dem Sportgelände „Playa Köln“ das Endspiel zwischen dem deutschen Duo Julius Brink und Jonas Reckermann und den brasilianischen Weltmeistern.

Olympiasieger trainieren an der Playa

Auf dem Gelände in Köln-Müngersdorf trainiert das deutsche Duo normalerweise, daher werden sie dort an diesem Abend besonders frenetisch unterstützt. „Ich habe hier schon zusammen mit Jonas gepritscht und jetzt steht er im Finale“, sagt Stenchly. Schon streckt sie gemeinsam mit den übrigen Besuchern die Arme in die Höhe und fiebert beim nächsten Ballwechsel mit. Zum glücklichen Schluss liegen sich alle in den Armen und freuen sich über den unerwarteten Erfolg ihrer beiden Sportler.

Simone Bauer hat einen engen Bezug zu den Olympioniken: „Ich kannte die beiden schon als Kinder.“ Um Kinder drehten sich zuletzt auch immer häufiger ihre Gespräche mit Jonas Reckermann. „Er wird bald Vater, ich gebe ihm einige Tipps“, erzählt die 44-jährige Mutter grinsend. Beim Vorrundenspiel gegen die Schweiz war sie selbst in London im Stadion und feuerte ihre Freunde an. „Von London sind sie im Gegensatz zu Peking begeistert“, berichtet sie.
Vor der Großleinwand liegt das Sieger-Schwert

Zur Unterstützung für das Duo Brink/Reckermann haben die Fans ein etwa 1,20 Meter langes Schwert, das normalerweise über der Kaffeemaschine hängt, auf einer Empore vor die Großleinwand gelegt. Die Trophäe hatte Reckermann bei seinem Weltmeistertitel 2009 im norwegischen Stavanger gewonnen. Anschließend stiftete er das Schwert dem Trainingsgelände „Playa“. „Ich habe Jonas damals einfach gefragt, ob wir das Schwert hier aufhängen können“, berichtet Mitarbeiter Olivér Szabó. Auch Sven Fenn – stilecht gekleidet mit Dreitagebart, Flipflops und Shorts – kennt die beiden Olympiasieger flüchtig. „Gesehen habe ich die beiden schon öfter. Sie sind ganz normal, überhaupt nicht abgehoben“, findet er.

In den kommenden Tagen werden die beiden Athleten in der Domstadt und an der „Playa“ zurückerwartet. Das Sportareal hofft dann auf ein steigendes Interesse der Öffentlichkeit: „Bislang waren kaum Zuschauer da, wenn sie trainiert haben. Das könnte sich jetzt ändern“, meint „Playa“-Personalleiterin Vanessa Meven.

Autor: dapd
Foto: Symbolfoto