Ein lauter Knall – und der Schweinwerfer, der auf Alice Schwarzer und die Schauspielerinnen Sandra Hüller und Anja Lais schien, war kaputt. Den Protagonisten des Leseabends zu Simone de Beauvoir auf der MS Rheinenergie erlebten außer einem Schrecken zum Glück nichts. Doch der Knall des Scheinwerfers gab einen kleinen Eindruck davon, wie groß der Knall gewesen muss, den die französische Philosophin de Beauvoir mit ihren Werken wie „Das andere Geschlecht“ (1949) gehabt haben muss. Beauvoirs These: "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es." In dem Essay untersucht sie kritisch das, was zuvor der Frau zugeordnet wurde. Ehe und Familie wertet sie als Institutionen zur Unterdrückung der Frauen.

Radikal und visionär
Alice Schwarzer wollte einen persönlichen Abend anlässlich des 100. Geburtstags der Philosphin gestalten, die1986 starb. Schwarzer hatte sie 1971 während ihrer Zeit als Korrespondentin in Paris kennen gelernt. „Sie hat den radikalsten und visionärsten Beitrag zur Emanzipation geleistet“, meinte die Emma-Herausgeberin. „Beauvoir erlaubte sich einen männlichen Verstand, was man in der Zeit  für unvorstellbar hielt.“ In einem Lesebuch hatte Alice Schwarzer Ausschnitte aus Romanen und  Essays ausgesucht und zusammengestellt. „Die wahre Dimension ihrer Werke für die Emanzipation bleibt noch abzuwarten“, sagte Schwarzer.  Die Schauspielerinnen lasen etwa aus Reisetagebüchern, die Beauvoir Ende der 40er geschrieben hatte oder aus ihren Memoiren. Schwarzer sprach auch  über die besondere Beziehung Beauvoirs zu Jean-Paul Sarte, mit dem sie einen lebenslangen Pakt geschlossen hatte. „Sie waren eines der größten Liebespaare des 20. Jahrhunderts“, so Schwarzer.  Gleichwohl vermutete sie, die Philosphin habe Sarte als Medium für ihre eigenen Thesen genutzt. Als Beweis führte sie Beauvoirs Mitarbeit an seinen Manuskripten an.

Kaum persönliche Anekdoten
Wer persönliche Anekdoten erwartet hatte, wurde an diesem Abend enttäuscht. Zwar erzählte Schwarzer, Beauvoir habe mit einer typisch abweisenden Kopfhaltung auf die junge Journalistin Alice Schwarzer reagiert, die im Minikleid Jean-Paul Sartre interviewen wollte. Doch weitere Geschichten, die das Verhältnis zwischen den beiden Frauen hätten illustrieren können, blieben dem Publikum verwehrt.

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung