Köln | Der Kölner Fotograf Peter Fischer wurde durch seine Aufnahmen während des Zweiten Weltkriegs bekannt, die die Zerstörung seiner Heimatstadt dokumentierten. Nach 1945 gehörte Fischer zusammen mit seiner Frau Charlotte Sänger zu den gefragtesten Kölner Reportagefotografen. Das Historische Archiv der Stadt Köln hat Fischer nun eine kleine Ausstellung gewidmet, die Bilder aus den fünfziger Jahren zeigt.

Bis zum 1. Februar präsentiert das Historische Archiv 18 Schwarz-Weiß-Fotos, die aus den Beständen des Archivs stammen. Beim Einsturz des Stadtarchivs seien die rund 9.700 Glasnegative aus dem Nachlass Peter Fischers nicht beschädigt worden, da sie in Keller 3 gelagert waren, der vom Einsturz nicht betroffen gewesen sei, erklärte Gisela Fleckenstein, Historikerin des Archivs. „Lediglich der Baustaub, den man auf allen Archivalien findet, musste entfernt werden.“, so Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. Das Stadtarchiv Mannheim hatte die zerbrechlichen Glasnegative zuvor vollständig digitalisiert.

Die Aufnahmen Fischers zeigen das Köln der fünfziger Jahre. „Oft erkennt man erst auf den zweiten Blick interessante Details über das damalige Kölner Leben.“, erklärte Schmidt-Czaia. Von der alten Mensa der Universität zu Köln über den ersten Kölner Supermarkt bis hin zu einer Versammlung hunderter Zeugen Jehovas in der Messe Köln erwartet die Besucher eine bunte Mischung an Motiven. Der 1903 geborene Fischer war kein gelernter Fotograf und arbeitete auch als Schriftsteller und Journalist. Nach der Hochzeit mit der Fotografin Charlotte Sänger gründete er zusammen mit seiner Frau ein Atelier in der Altstadt. Während des Zweiten Weltkriegs filmte und fotografierte Fischer mit versteckter Kamera das zerstörte Köln. „Das Fotografieren der zerstörten Stadt galt damals als Wehrmachtzersetzung und wurde hart bestraft.“, erläuterte Schmidt-Czaia. 1980 verstarb Fischer in Erftstadt-Niederberg.

Die genaue Datierung und Identifizierung der Fotos erfordert oftmals Detektiv-Arbeit. „Wir müssen uns die Fotos genau anschauen und auf Hinweise untersuchen, die nützlich sein könnten.“, so Historikerin Fleckenstein. Bei der Aufnahme des Autohauses Fleischhauer seien beispielsweise die Nummernschilder ein wichtiges Indiz zur Datierung: Vor 1956 waren Nummernschilder in weiß auf schwarz gehalten, nach 1956 hingegen, wie heutzutage auch noch, in schwarz auf weiß. „Somit kann das Foto nicht aus den Jahren nach 1956 stammen. Das Autohaus wurde aber erst zwischen den Jahren 1952 und 1953 gebaut.“ erklärte Fleckenstein. Auch Verkehrsschilder, Mode oder Währungen könnten Aufschluss über die Zeit geben, aus der die Fotos stammen. Das Historische Archiv bittet auch die Bürger um Mithilfe bei der Identifizierung und Datierung der Aufnahmen. Einige Besucher konnten bereits bei der Eröffnung hilfreiche Angaben zu den Fotos machen.

Zusammen mit dem Förderverein hat das Historische Archiv vor einigen Tagen bereits einen Kalender mit Aufnahmen Peter Fischers veröffentlicht. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 9 bis 16:30 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Autor: Christian Bauer
Foto: Eine Aufnahme Peter Fischers vom Rathausturm mit Blick auf die Stadt bis zur Hohenzollernbrücke aus dem Jahre 1955.