„Diese millionenfachen Morde werfen bis heute noch ihre Schatten auf uns. Das Erinnern ist eine dauernde Verpflichtung“, mit diesen Worten eröffnete Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, heute im RheinTriadem, am Konrad-Adenauer-Ufer 3, die Wanderausstellung „Sonderzüge in den Tod“. Die Ausstellung soll „an die Kinder und Menschen erinnern die deportiert worden sind, und soll zeigen wie die Deutsche Reichsbahn organisiert und an den Deportationen beteiligt war“, erklärt Dr. Susanne Kill, Leiterin der Konzerngeschichte Deutsche Bahn.

Historiker der Deutschen Bahn haben die Präsentation in Kooperation mit dem Deutschen Technikmuseum Berlin und dem Berliner Centrum Judaicum zusammengestellt. Bilder und Biografien der aus Frankreich deportierten jüdischen Kinder steuerten Serge und Beate Klarsfeld, Fils et Filles des Déportés Juifs de France, bei. „Chance den Kindern ein neues Leben in Erinnerung zu geben“, erklärt Beate Klarsfeld von Fils et Filles. Die Ausstellung und das Begleitprogramm werden in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln veranstaltet.

Ausstellungsort Köln besitzt historischen Hintergrund
„Köln besitzt einer der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands. Aus dieem Grund war es uns wichtig die Ausstellung nach Köln zu bringen“, begründet Dr. Susanne Kill den Ausstellungsort Köln. Auch Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn NRW Rainer Latsch ist mit dem Standort Köln sehr zufrieden: „Wir sind froh das wir dieses Gebäude für die Ausstellung anmieten konnten.“ An jedem Ausstellungsort wird ein regionaler Bezug hergestellt und dargestellt, wie viele Menschen von welchen Bahnhöfen mit den Zügen der Deutschen Reichsbahn in die Ghettos und Vernichtungslager transportiert wurden. „Ein historischer Ort wo wichtige Entscheidungen gefallen sind. Der Raum eignet sich hervorragend dafür. Man sollte sich Zeit nehmen, weil die Austellung viele Informationen enthalte“, erklärt Dr. Susanne Kill. Damals wurden aus Köln heraus 7.000 Menschen am Bahnsteig fünf des Bahnhofs Köln-Deutz deportiert. „Wir wurden in den Zug reingeschmissen. Es stank und es gab kein Essen“, erzählt die Zeitzeugin Tamar Dreifuss.

Wanderausstellung seit Januar 2008 unterwegs
Eine Medienstation mit Zeitzeugeninterviews, 40 Ausstellungstafeln, Dokumenten, Grafiken und Fotos belegen und erläutern die Rolle der Reichsbahn bei der Planung und Durchführung der Transporte in die Vernichtungslager. Die Ausstellung mit dem Titel „Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn“ ist am 23. Januar 2008 in Berlin eröffnet worden. Bisher war sie außerdem in Halle (Saale), Schwerin, Wittenberge und Münster zu sehen. Die Wanderausstellung ist ein Bestandteil des Engagements der DB AG, die Geschichte der deutschen Bahnen darzustellen. Das DB Museum in Nürnberg zeigt seit vielen Jahren eine Dauerausstellung, die sich besonders mit der Rolle der Deutschen Reichsbahn in der NS-Zeit auseinandersetzt.

Deportationen mit Hilfe der Deutschen Reichsbahn
Die Deutsche Reichsbahn war durch die Derportationen zahlloser Menschen unmittelbar am Holocaust beteiligt. Ohne den Einsatz der Eisenbahn wäre der systematische Mord an den europäischen Juden, Sinti und Roma nicht möglich gewesen. Insgesamt wurden im Zweiten Weltkrieg etwa drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa mit Zügen zu den nationalsozialistischen Vernichtungsstätten transportiert.

Informationen
Die Ausstellung im RheinTriadem ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt frei. Öffentliche Führungen: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag: 14 Uhr und 16 Uhr. Anmeldungen für Gruppenführungen ebenfalls Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag bitte unter
oeffentlichkeitsarbeit@bahn.de. Nächster Ausstellungsort ist Frankfurt.

Begleitprogramm
Das NS-Dokumentationszentrum hat zu der Wanderausstellung ein Begleitprogramm zusammengestellt.

Dienstag, 24. Juni 2008, 19 Uhr
Die wunderbare Rettung aus dem rollenden Zug.
Tamar Dreifuss erzählt von ihrer Deportation und ihrem Überleben.

Die Lebenserinnerungen ihrer Mutter Jetta Schapiro, in der diese auch die Kindheitsgeschichte ihrer Tochter erzählt, hat Tamar Dreifuss aus dem Jiddischen ins Deutsche übertragen. Dreifuss ist seit Jahren als Zeitzeugin in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.

Freitag, 27. Juni 2008, 19 Uhr
Die „Judentransporte“ aus Deutschland. Referent: Alfred Gottwaldt, Berlin

60 Jahre nach Kriegsende haben Alfred Gottwaldt und Diana Schulle eine umfassende Übersicht der Deportationen von Juden aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Vernichtungslager veröffentlicht. Gottwaldt, Abteilungsleiter und Kustos am Deutschen Technikmuseum Berlin und Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur Eisenbahngeschichte, entwickelt auf der Grundlage seiner Forschungen einen Überblick der „Judendeportationen“ aus den Städten Mitteleuropas, erläutert aktuelle Forschungsergebnisse und die heutigen Frageansätze.

Johannes Braun für report-k.de/ Kölns Internetzeitung