Köln | So als ginge es um einen edlen Jahrgang, beschrieb der Vorsitzende des Vorstandes der Kreissparkasse Köln Alexander Wüerst, die Geschäftsentwicklung für das Jahr 2014: „Prädikatsjahrgang“. Das Ergebnis vor Steuern ist auf rund 120 Millionen Euro gestiegen, davon wird die Sparkasse rund die Hälfte an Steuern abführen, also rund 60 Millionen Euro. Also rund 30 Millionen Euro an Gewerbesteuer, die den Kommunen in der Region zu Gute kommen wird. Für 2015 dämpft der Vorstand der Kreissparkasse allerdings ein wenig die Erwartungen.

Das Kreditgeschäft bleibt stabil

Die Kennzahlen, die der Vorstand der Kreissparkasse Köln heute präsentierte, lesen sich alle positiv, wenngleich auch Veränderungen in den Geschäftsmodellen erkennbar werden. Mit drei Milliarden Euro hat man weniger Kredite vermittelt als noch in 2013. Die Hälfte davon waren Baufinanzierungen. Zum einen führt man das auf die gute Geschäftslage der Unternehmen zurück, vor allem der Großunternehmen, die 2014 in der Lage waren ihre Kredite zu tilgen. Kompensieren konnte man dies mit Krediten an kleinere und mittlere Unternehmen. Wüerst forderte die Unternehmen auf mutiger zu sein, denn aktuell sei die Investitionslage eher verhalten. Im Leasingneugeschäft verzeichnet man bei der Kreissparkasse Zuwächse und vermittelte in Höhe von 110 Millionen Euro. Anders sieht es bei den Förderkrediten aus, hier schrumpft das Geschäft, was daran liegt, dass öffentliche Kredite bei dem aktuell niedrigen Zinsniveau keine Vorteile gegenüber privaten Finanzierungen böten. Gestiegen sind die Konsumentenkredite auf 231 Millionen Euro.

Existenzgründungsdarlehen auf Schmalspur

Das Existenzgründungen unbeliebt sind, zeigt sich auch an der Höhe der Darlehen, die in diesem Segment vergeben werden. Gerade einmal 16,2 Millionen Euro in 2014. Das waren zwar fast 70 Prozent mehr als in 2013, aber viel ist das im Vergleich zum Kreditvolumen, das an Unternehmen mit 1,5 Milliarden Euro vergeben wurde, nicht. Das sind gerade einmal 1,08 Prozent. 202 Unternehmensgründungen wurden 2014 mit den gefördert, rein rechnerisch jedes neu gegründete Unternehmen mit gerade einmal rund 80.000 Euro und jeden der dort 2014 entstanden 513 Arbeitsplätze mit rund 32.000 Euro.

Aufgrund der niedrigen Zinsen zeigt sich, dass auch Privatanleger wieder mehr in Wertpapiere investieren. Die Unternehmen haben, wie schon beschrieben, die gute Liquiditätslage dazu genutzt Schulden zu tilgen. Insgesamt hat die Kreissparkasse Köln Einlagenbestände im Wert von 17.203 Millionen Euro. Damit kann sie ihre Kreditbestände von 19.656 Millionen Euro nicht vollständig refinanzieren. Die Lücke in der Finanzierung habe man durch Pfandbriefe geschlossen, so Wüerst. 2014 hat die Kreissparkasse Köln ein Ergebnis vor Steuern von 119,8 Millionen Euro erwirtschaftet. 2013 waren dies noch 104,5 Millionen Euro und für 2015 habe man sich das Ziel von 100 Millionen Euro gesetzt. Die Kreissparkasse verfüge zudem über eine Kernkapitalquote von 12,6 Prozent nach Gewinnzuführung, die gesteigert werden konnte. 6,4 Millionen Euro habe man für soziale und kulturelle Institutionen in der Region 2014 verausgabt.

Online neue Wege gegangen

Besonders stolz ist man bei der Kreissparkasse Köln auf die neue Onlineberatung per Video und Chat, für die man sogar einen Preis bekommen hat. Täglich würden schon 170 Kunden online beraten. Derzeit baue man die Videoarbeitsplätze in den Filialen aus und will bis Ende dieses Monats 140 weitere anschließen.

Kritische Sicht auf Regulierung

Kritisch sieht Wüerst wie die Regulierungsansätze der Bundesregierung sich auf das Geschäftsmodell der mittelständischen Banken auswirkten. So sieht er Ungleichbehandlungen bei der Risikobewertung von Unternehmen unterschiedlicher Größe und damit einen Bevorzugung von Großunternehmen. Mahnend zeigt er das Beispiel USA auf. Dort habe die Zahl der sogenannten Community Banks um die Hälfte abgenommen. Parallel haben sich die Marktanteile der Top Fünf Banken mehr als verdoppelt. Als negative Auswirkung, so Wüerst, habe das Kreditvolumen an den amerikanischen Mittelstand abgenommen. Im Klartext bedeute dies, der Mittelstand habe weniger Kredit erhalten. Um so eine Entwicklung nicht auch in Deutschland zu forcieren, sollten die Regulierungsansätze nicht dort ansetzen, wo die Dinge eigentlich gut seien, so Wüerst.

Autor: Andi Goral
Foto: Alexander Wüerst, Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Köln bei der Vorstellung der Geschäftsentwicklung 2014