Köln, 24.02.2006, 17:30 Uhr > "Lassen Sie mich nicht allein im Dunkeln tappen!" Mit diesen Worten endete eine Einladung, die Kasper König, Direktor des Museum Ludwig, Anfang Januar an prominente Mitglieder des Kunstbetriebs verschickt hat. Die angeschriebenen Künstler, Kritiker und Galeristen sollten sich, so Königs Bitte, an einer höchst ungewöhnlichen Aktion des russischen Künstlers Yuri Albert beteiligen: mit verbundenen Augen an einer öffentlichen Führung durch die Sammlung des Museums teilnehmen, also ohne die vorgestellten Werke zu Gesicht zu bekommen.

Ähnliche Performances hat Albert schon in Museen auf der ganzen Welt veranstaltet, etwa in der Moskauer Tretjakow- oder der Berliner Gemäldegalerie. Jetzt ist das Museum Ludwig an der Reihe. Am Freitag, 3. März 2006, finden sich die Kunstprofis um 20 Uhr im Foyer ein, um sich die Augen verbinden zu lassen. Eine Stunde lang tasten sie sich unter Anleitung einer Führerin des Museumsdiensts durch die Säle der Sammlung. Sie werden vor bekannten und weniger bekannten Werken verweilen und vielleicht nutzen sie die Gelegenheit, ihre professionelle Sicht auf die Kunst zu überdenken: Wie genau und verlässlich ist die Erinnerung an das Bild? Eröffnet die Beschränkung des Augensinns der Vorstellung neuen Spielraum? Was bleibt von der Kraft der Bilder, wenn die Sicht auf sie verwehrt ist?

Das Museum Ludwig lädt alle Interessierten herzlich dazu ein, der Führung zu folgen und den "professional blinds" (Yuri Albert) bei ihrem Gang durch die Kunstsammlung zuzusehen.

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung
Quelle: Stadt Köln