Köln. 6.4.2007, 21:45 Uhr >
  Wann immer es um Brauch und Traditionen im Rheinland geht, bemühen sich die Volkskundler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) um Aufklärung: "Der Genuss von grünen Speisen an Gründonnerstag, wozu im
Rheinland Spinat oder Suppe mit grünen Kräutern gehören, geht nicht auf kirchliche Tradition zurück, sondern auf eine volkstümliche Fehldeutung der Tagesbezeichnung. Für den Namen Gründonnerstag besteht ein Zusammenhang mit der im Mittelalter auf diesen Tag festgelegten Lossprechung der Büßer von Kirchenstrafen, die mit jungem Grün geschmückt wurden", so der LVR-Volkskundler Dr. Alois Döring. Eine andere Deutung leite von Gründonnerstag das mittelhochdeutsche Wort
"gronan" ab, was soviel greinen oder wehklagen heiße.

Das Karfreitagsgeschehen ist von der Passionsgeschichte bestimmt. Volkstümliche Prozessionen, die im Rheinland heute weitgehend verschwunden sind, vollzogen den Kreuzweg Christi nach.

Am Karsamstag gehörte es zur frommen Übung, zum Gedächtnis an die Grablegung Christi das in den Kirchen errichtete "Heilige Grab" aufzusuchen. Dabei handelt es sich um architektonische Nachbildung des Grabes Jesu. Man findet solche Nachbauten im Rheinland zum Beispiel in Klein-Jerusalem in Neersen, in der Erlöserkapelle in Mirbach in der Eifel und in der Bonner Kreuzbergkirche. In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag findet die Auferstehungsfeier statt, bei der die
Naturelemente Feuer und Wasser gesegnet und Osterfeuer abgebrannt werden.

Auch die Bräuche um das Osterei stammen ebenfalls aus dem kirchlichen Bereich. Bereits im 12. Jahrhundert wurde die kirchliche Eiersegnung eingeführt. Außerdem kannte man besondere Formen der Speisesegnung während der Karwoche zum Beispiel in der Eifel, wo der Pastor in Begleitung des Küsters von Haus zu Haus ging, um Brot, Salz, Wasser, und Eier zu segnen. In der christlichen Sinngebung deutet man das österliche Ei als Zeichen für Auferstehung und neues Leben. Damit verband sich die Eierabgabe als Naturalzins und Besoldung für Pfarrer (Beichteier) und Küster. "Diese Bezüge sind weitgehend verloren gegangen, seitdem Ostern zum kommerzialisierten Geschenkfest geworden ist", hat Volkskundler Döring beobachtet.

Diese und andere rheinische Bräuche sind nachzulesen in dem Buch von Dr. Alois Döring: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland/Amt für rheinische Landeskunde Bonn. Greven-Verlag, Köln 2006. 440 Seiten mit 230 Abbildungen. ISBN 3-7743-0377-0, 24,90 Euro

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