„Ein Thema ohne Ende“
„Kölner gucken lieber, als zu lesen“, erklärte heute Werner Schäfke, ehemaliger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums. Kaum verwunderlich sei es da, dass sich die Kölner schnell von der Fotografie begeisterten. So erschien auch 1853 das erste Fotobuch auf deutschem Boden in Köln. Seitdem erscheinen in jedem Jahr zahlreiche neue Werke, die Köln in unterschiedlichsten Facetten im Foto festhalten. Es war daher eine wahre Mammutaufgabe, als sich Schäfke zusammen mit dem Archivar und Mitautor Roman Heuberger daran machte, eine Sammlung aller Fotobücher über Köln zusammenzutragen. Und schon während das Werk in Druck ging, mussten die beiden Autoren feststellen, dass es weitere Fotobücher gibt, die nun in der neu erschienenen Dokumentation „Köln und seine Fotobücher“ fehlen. Es ist eben „ein Thema ohne Ende“, wie Schäfke betont.

Dennoch war sich Mario Kramp, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums und Nachfolger Schäfkes, bereits heute schon sicher, dass das Buch ein Standardwerk ist. Denn über 650 Fotobücher vom Postkarten-Leporello über Kalender und Bilddokumentationen bis hin zu umfangreichen Bildbänden werden in dem Buch vorgestellt. Ergänzend dazu diskutieren Schäfke, Heuberger und ihre Mitstreiter Wolfgang Vollmer und Eusebius Wirdeier die Historie des Fotobuchs in Köln. Zur Sprache kommt dabei auch ein Stück Kölner Stadtgeschichte. Denn es vor allem die Bauten und Menschen in der Domstadt, die die Fotografen in Bann zogen. Dabei musste Schäfke jedoch auch Überraschungen erleben. So würden zahlreiche Motive wie etwa die Kölner Kirchen oder auch der Karneval über die Jahre hinweg immer wieder auftauchen, andere Aspekte wären dagegen bislang unbeachtet geblieben. So fehle etwa ein Fotobuch über die Entwicklung der Nord-Süd-Fahrt,  über die Schweizer Ladenstadt oder insgesamt über die Architektur der 70er Jahre in Köln.


Die Ausstellung "Köln und seine Fotobücher" im Kölnischen Stadtmuseum


Historische Fotos und skurille Ideen
Gegliedert ist die Dokumentation des Fotobuchs nach verschiedenen Aspekten. So beleuchten die Autoren zunächst Fotobücher, in denen Fotografen zu ihrer Zeit aktuelle Bilder der Stadt veröffentlichten, gefolgt von Büchern, die historische Aufnahmen präsentierten. Ein eigenes Kapitel wird dabei „Köln in Trümmern“ nach dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Wegen der schier unendlich scheinenden Fülle an Publikationen zum Kölner Do, erhält auch das Wahrzeichen der Stadt ein eigenes Kapitel. Darüber entdeckte so mancher Fotograf auch kleine Nischen der Stadt. Ein Kapitel widmen Schäfke und Heuberger daher auch den Details Kölns. Zu finden sind darin natürlich bekannte Fotobücher etwa zu den Rheinbrücken, den Kirchen in Köln oder einzelnen architektonischen Highlights wie etwa dem Rheinauhafen. Dazwischen lassen sich jedoch auch teils skurille Bücher finden. Dazu gehört etwa Henry Maiteks Buch „Kölner Hinterhöfe“ (1988), in der er die eigentümliche Atmosphäre dieser Orte im Foto zu erfassen sucht.

Köln jenseits der Postkarten-Motive
Den Abschluss bildet dann das Kapitel „Köln lebt“, in dem sich Fotobücher über den Karneval, einzelne Persönlichkeiten der Stadt sowie  Blicke hinter Kulissen und das Kölner Alltagsleben finden lassen. Auch hier lassen sich immer wieder überraschende Bücher entdecken. So etwa das Buch „Kölner Junggesellen“ aus dem Jahre 1986. Im Vorwort widmet der Herausgeber das Buch einer Freundin bei ihrer Suche nach potentiellen Liebhabern. Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch fünf Exkurse, in dem sich die Autoren ganz speziellen Aspekten nähern. So untersucht Wolfgang Vollmer etwa die Fotobücher, die die Kölner nicht wollten. Sie zeigen die Stadt vor allem jenseits der Postkarten-Motive. Dazu gehört etwa Chargesheimers Bildband „Köln 5 Uhr 30“. Das Buch erschien 1970 und enthielt nur Schwarz-Weiß-Abbildungen. Dabei überbetont er in seinen Fotos menschenleere Straßen. Die Domstadt erscheint dadurch nüchtern, wie ausgestorben uns teilweise durchaus hässlich. Gerade in einer Zeit, in der jeder den Wiederaufbau Deutschlands feierte, wollte wohl niemand die düsteren Ecken der Städte vorgehalten bekommen, vernutet Vollmer in seinem Essay.

Ausstellung im Stadtmuseum – „das Unmögliche möglich machen“
Eine Auswahl der Fotos in, aus und für Köln zeigt nun das Kölnische Stadtmuseum in der neuen Sonderausstellung „Köln und seine Fotobücher“. Dabei versucht die Schau das Spektrum der Bücher abzubilden. Die Ausstellung sollte eigentlich bereits im Herbst 2010 präsentiert werden, wurden dann jedoch zugunsten der Schau zum Einsturz des Stadtarchivs auf das Frühjahr 2011 verschoben. Mit der Schau betritt das Stadtmuseum Neuland und folgt zugleich einem aktuellen Trend. „Das Fotobuch ist derzeit in aller Munde“, betonte Kramp. Auch in Wien und Paris versuche man derzeit „das Unmögliche möglich zu machen“, so Kramp, und Fotobücher in einer Ausstellung zu präsentieren. Das Stadtmuseum versucht dies, indem die rund 80 bis 90 gezeigten Fotos sortiert nach ihrem Buch einzeln in Bilderrahmen ausgestellt werden. Dazu wurde jeweils das Cover des Buches mit als Bild an die Wand gehängt. Ergänzend dazu zeigt das Museum einen Film, in dem Fotobücher durchgeblättert und kommentiert werden. Zur Sprache kommen dabei auch solche Bücher, die in der Buch-Dokumentation unbeachtet blieben.



Köln und seine Fotobücher
Fotografie in Köln, aus Köln, für Köln im Fotobuch von 1853 bis 2010
Werner Schäfke/ Roman Heuberger
Mit Beiträgen von Wolfgang Vollmer und Eusebius Wirdeier
Emons Verlag
228 gebunden mit Schutzumschlag
78 Euro
ISBN: 978-3-89705-790-6

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung