Helmut Buchen, Wolfgang F. Meier und Marion Mennicken

Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums erzählt, wie es zu der Ausstellung gekommen ist. "Während der Bunkertour am 11.05.2005 stellte man mir die Frage: Herr Jung, ist das eigentlich dokumentiert?" Es war nicht dokumentiert, und so entstand aus der engagierten Kooperation von Rheinischem Bildarchiv, den Fotografen des Archives, dem NS-Dokumentationszentrum Köln, der Volkshochschule Köln und dem Kurator Günther B. Sellen ein in Deutschland einzigartiges Projekt. "Die Fotografen sind ausgeschwärmt und haben monatelang fotografiert." , berichtet Dr. Elke Purpus, die Direktorin der Kunst- und Museumsbibliothek und des Rheinisches Bildarchivs." Bundesweit ist die Bunkerforschung noch ein sehr junges Forschungsfeld."


Erforschung ist Sisyphosarbeit

Die Unterlagen über Bunker sind weit verstreut, häufige Besitzerwechsel erschweren die Recherche. Günther B. Sellen hat sich der Sisyphosarbeit angenommen, und versucht alle Bunker Kölns zu finden. " Das Bunkerprojekt war eines der größten Bauvorhaben der NS-Zeit", erzählt er, "hinzu kommt, dass die Baumaßnahmen strengster Geheimhaltung unterlagen. Viele Bunker sind architektonisch "getarnt" zum Beispiel mit einem Kirchturm versehen – wohl als Schutz gegen innere Spionage." Neben den Bunkern aus der NS-Zeit existieren in Köln auch viele Atomschutzbunker aus der Zeit des "Kalten Krieges".


Zwei Sorten Bunker

Die Fotografen des Rheinischen Bildarchives haben beide Sorten dokumentiert. Wegen der Fülle von Bunkeranlagen haben sie sich allerdings auf öffentliche Bunker beschränkt. Die Fotografen erzählen über ihre Arbeit: " Kalt, Still und kein Leben in den Bunkern." Weshalb sie immer gemeinsam – zu Dritt- in die verschiedenen Anlagen expedierten. Einmal fanden sie eine tote Katze, an der nicht einmal der sonst übliche Kadaverfraß zu sehen war. " Wir haben eine Zeitreise unternommen, aus einer Zeit in der wir uns relativ sicher fühlen  sind wir in eine Zeit gereist, in der die Menschen sich vor allen äußeren Einflüssen schützen wollten." Gefunden haben sie nur noch Spuren, eine stehen gelassene Schaufel, eine vergessene Fotografie, abblätternde Anstriche.

 

Einzig die Technik steht noch so dort, als sei sie gerade erst verlassen worden. Die Fotografen hielten diese Relikte fest, ganz bewusst machten sie die Innenaufnahmen in Farbe, um alle noch verbliebenen Spuren einzufangen. Kontrastierend dazu dokumentierten sie die erst vor einigen Jahrzehnten errichteten Atombunker und auch die heute genutzten Schutzbauten mit Schwarz/Weiß-Fotografien neutral.

Im Laufe der Kriegsjahre fanden viele Kölner Frauen und Männer Unterschlupf in den Bunkern – das NS-Dokumentationszentrum sucht immer noch Zeitzeugen, die bereit sind über diese Jahre ihres Lebens zu berichten und Dokumentationsmaterial wie Fotografien und Aufzeichnungen  besitzen. Interessierte Menschen, die ihre gelebte Geschichte gemeinsam mit den Fachleuten des Zentrums für eine öffentliche Dokumentation und Archivierung aufarbeiten möchten, melden sich bei Günther B. Sellen, Telefon 221-24664 und -22388, E-Mail: sellen@rbakoeln.de und Dieter Maretzky, Telefon 221-26361, E-Mail: dieter.maretzky@stadt-koeln.de

Buch zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint der erste Band der Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek. Günther B. Sellen und Elke Purpus berichten darin über das Fotografieren und das Bauen von Bunkern sowie über das Erinnern an sie. Walter Geis schildert am Beispiel des Bunkers in der Herthastraße die Geschichte eines solchen Schutzbaus von der Planung über den Bau bis heute. Die Publikation enthält auch die 50 Fotos der Ausstellung und die Aufnahmen der Projektion. Eine Dokumentation (in Text und Bild) aller derzeit bekannten öffentlich zugänglichen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg in Köln, in denen mindestens 100 Personen Schutz finden konnten, rundet den Band ab.

 

Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3,60 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Öffentliche Führungen gibt es am 10. und 24. Oktober sowie am 7. und 19. November 2006, jeweils um 14 Uhr. Die Teilnehme ist kostenlos, zu zahlen nur der Eintritt. Anmeldung unter Telefon 0221/221-26331

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Mehrere Veranstaltungen begleiten die Ausstellung

 

Zeitzeugen im Gespräch 
Dienstag 24.10.2006, 19.30 Uhr, 
im NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln 
Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem EL-DE Haus, der Kunst- und Museumsbibliothek und dem Rheinischen Bildarchiv und der VHS Köln  

 

Bunkerführung (1) 
Exkursion 
Anmeldung über VHS erforderlich 
A-115011    Treffpunkt: (in der Hofdurchfahrt Marktstr. 6, Köln-Raderthal) Mittwoch, 27. September, 17.30 Uhr, 7,- € | Günther Sellen

Bunkerführung 2 
Exkursion 
Anmeldung über VHS erforderlich 
A-115012 Treffpunkt: ( Vor Bunker Berliner Str. 20, Köln-Mülheim) 
Mittwoch, 4. Oktober, 17:30 Uhr, 7,- € | Günther Sellen 

 

Bunkerführung 3 
Exkursion 
A-115013    Treffpunkt: (Stadtbahnhaltestelle Kalker Post, Verteilerebene vor dem Kiosk, Köln- Kalk) 
Mittwoch, 25. Oktober, 17.30 Uhr, 1 Termin, 7,- € | Günther Sellen

 

Bunkerführung 4 
Exkursion 
Anmeldung über VHS erforderlich 
A-115014    Treffpunkt: (Vor Bürgertreff Honschaftstr. 322 a, Köln- Höhenhaus)
Samstag, 11. November, 14 – 16.15 Uhr, 7,- € | Günther Sellen

 

"Dienststelle Marienthal" 
Filmische Dokumentation und Gespräch 
Hinter der amtlichen Bezeichnung "Dienststelle Marienthal" verbirgt sich der ehemalige Regierungsbunker der Bundesrepublik Deutschland, mit rund 25.000 Türen eine der größten Bunkeranlagen der Welt. Derzeit im Rückbau begriffen, wurde 1999/2000 die an der Ahr gelegene Verteidigungsarchitektur von dem Aachener Künstler Andreas Magdanz umfassend fotografisch dokumentiert. In der Veranstaltung werden Anlage und künstlerisches Projekt vorgestellt und über die zukünftige Nutzung berichtet. Innenstadt, VHS-Studienhaus am Neumarkt, Josef-Haubrich-Hof 2, IZE
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ittwoch, 25. Oktober, 19.30 Uhr, entgeltfrei | *     Dr. Christoph Schaden

Die Welt der Bunker 
Zunächst berichtet der Historiker Michael Foedrowitz und Autor des Buches "Bunkerwelten – Bunkeranlagen in Norddeutschland" über das Bunkerbauprogramm des 3. Reiches an verschiedenen Beispielen mit Schwerpunkt Norddeutschland. Anschließend referiert Dietmar Arnold, 1. Vorsitzender des Berliner Unterwelten e.V. und Autor des Buches "Sirenen und gepackte Koffer – Bunker in Berlin" über das "Bunkerbauprogramm für die Reichshauptstadt" und über Nutzung und Umgang mit dem betonierten Erbe in der Nachkriegszeit bis heute.
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nnenstadt, VHS-Studienhaus am Neumarkt, Josef-Haubrich-Hof 2, IZE Donnerstag, 2. November, 19.30 Uhr, 1 Termin, 5,- € | (Abendkasse) *    Michael Foedrowitz, Dietmar Arnold  

 

Eine Zeit-Seeing Tour zur Geschichte und Gegenwart der Angst
Bunkertour mit Martin Stankowski und den Talking
Bunker sind Objekte der Erinnerung, Relikte aus Krieg und Zerstörung. Die meisten im zweiten Weltkrieg errichtet, einige im kalten Krieg wieder fit gemacht, waren sie die Verheißung für den Fall der Not, Höhlen der Hoffnung. Sogar für den Fall der atomaren Katastrophe wurden Bunker gebaut, nicht für alle, aber doch Garantie zum Überleben – für 72 Stunden. In Köln sind heute noch mehr als 100 Bunker bekannt: Hochbunker, Tiefbunker, die man nicht sieht und von denen man nichts weiß, private Bunker unter Wohnhäusern oder hinter Spiegelfassaden. Manche Bunker sind umfunktioniert für den Friedenseinsatz: Kulturzentrum oder Jugendtreff, Lagerort oder exklusiver Wohnraum für Singles. Wo sind sie? Wie sehen sie aus? Was wird aus ihnen? Die Talking Horns, das sind  Achim Fink, Bernd Winterschladen und Andreas Gilgenberg eröffnen faszinierende Klangwelten und Martin Stankowski wird von der Geschichte und Gegenwart dieser Orte erzählen.
Treffpunkt: Römisch-Germanisches-Museum, Roncalliplatz, Haupteingang Sonntag, 22. Oktober, 12 – 17.15 Uhr, 36,- € | 
 

 

Foto & Text Christina von Haugwitz für report-k.de / Kölns Internetzeitung