Das Symbolbild zeigt einen Regionalexpress in NRW

Köln | Bahnkunden im Regionalverkehr benötigen entweder einen Extrapack Nervennahrung oder bringen die „Nerven wie Drahtseile“ am besten schon mit zu ihrem Haltepunkt oder Bahnhof. Die Deutsche Bahn kündigt für den Regionalverkehr in NRW bis Mitte September weitere Zugausfälle an und entschuldigt sich schon heute.

Auf den Punkt gebracht bedeutet dies einen schlechten ÖPNV vor allem in Nah- und Regionalverkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland und das trotz aller politischen Beteuerungen und Verkehrswende, die zumindest im Nah- und Regionalverkehr in die Ferne rückt.

Dabei hatte der neue grüne NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer bei seinem Treffen mit den Verkehrsverbünden erst ein Mindestangebot für Fahrgäste gefordert und bessere Kommunikation. Wenigstens bei der Kommunikation scheint die Deutsche Bahn jetzt nachzulegen. Bei einer Linie wird das Angebot etwa an den Wochenenden komplett eingestellt, damit gibt es hier kein Mindestangebot. Die Fahrgäste sollen auf andere Strecken und Angebote ausweichen.

Die DB Regio NRW spricht von einem hohen Krankenstand beim Personal, der die Zugausfälle bedinge. Und das Unternehmen scheint schon jetzt zu wissen, dass dies bis 18. September so bleibe. Es läge an den steigenden Coronazahlen in NRW. Auch die vielen Baustellen im Streckennetz würden Kapazitäten in den Leitstellen und bei den Lokführer:innen binden.

Die DB Regio NRW schränkt daher ihren Sommerfahrplan ein und spricht von einem um 5 Prozent reduzierten Angebot. Dies sei mit den Aufgabenträgern Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Rheinland (NVR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) abgestimmt. Betroffen ist auch die Region Köln.

Das ist die Liste der DB Regio NRW mit den Zugausfällen bis 18. September:

Auf der Linie RB 32 (Duisburg – Oberhausen – Gelsenkirchen – Herne Dortmund) verkehren montags bis freitags pro Tag 8 Züge in jede Richtung. Sie werden im Auftrag von DB Regio von der Centralbahn gefahren. Am Wochenende fallen die Züge der RB 32 leider aus. Als Ersatz können die Fahrgäste die auf Teilstrecken parallel fahrenden Züge der S 2 nutzen. Zudem verkehren Busse insbesondere in Tagesrandlagen und am Wochenende.

An den Wochenenden entfallen die Züge der Linie RB 40 zwischen Essen über Witten nach Hagen ab 30. Juli. Auf dem Streckenabschnitt können Reisende u.a. auf die Linie RE 16 ausweichen. Zwischen Essen und Bochum sowie Witten und Hagen verkehren zahlreiche weitere Nahverkehrslinien.

Für die weiter entfallende Linie RE 49 von Wesel über Oberhausen nach Wuppertal stehen weiter die Linien RE 5 und RE 19 bzw. die S 3 und die S 9 alternativ zur Verfügung.

Die Linie S 6 verkehrt zwischen Düsseldorf HBF und Langenfeld regulär, von Langenfeld bis Köln-Mülheim verkehren weiter Ersatzbusse und ab Köln-Mülheim bis Köln-Worringen steht die Linie S 11 zur Verfügung. Im Raum Köln fällt die Linie S 6 bis zum 18.09.2022 aus.
 
Auf der RE 16/RB 91 entfällt weiter der Zubringer zwischen Letmathe und Iserlohn. DB Regio hat einen Busverkehr auf dem Streckenabschnitt eingerichtet.
 
Auf der RB 46 von Gelsenkirchen über Wanne-Eickel nach Bochum fährt DB Regio NRW montags bis freitags weiter im Stundentakt. An Wochenenden wird ein Schienenersatzverkehr angeboten.
 
Auf der Linie RE 42 zwischen Münster und Essen entfällt der Zwischentakt. Fahrgäste können auf die parallel verlaufenden RE 2 ausweichen, die bei ausgewählten Verbindungen morgens und abends auch Unterwegshalte der RE42 zwischen Münster und Essen anfährt.
 
Ab dem 15. August entfällt die Line RE 8. Es verkehren die beiden Fahrten Mo-Fr um 06:01 Uhr ab Kaldenkirchen nach Köln Messe-Deutz und von Köln Messe-Deutz nach Kaldenkirchen um 16:26 Uhr. Auf dem gesamten Streckenverlauf verkehren parallel verlaufende Linien, u.a. die Linie RB 27.

Das NRW Bahnchaos – Aufarbeitung gefordert

Zur Erinnerung: Am Nachmittag des 21. Juli hatte die DB Regio NRW völlig überraschend angekündigt, dass sie ihren S-Bahn-Betrieb auf den Linien S 8, S 11, S 12 und S 13/19 bis 24. Juli einstellen werde. Auch dies begründete die DB Regio mit einem stark erhöhten Krankenstand.

Jetzt arbeiteten die NVR-Gremien das Bahnchaos von Mitte Juni auf. Auf der Sitzung am Dienstag forderten  Jörg Hamel (CDU), Dierk Timm (SPD/Volt), Ingo Steiner (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Christian Pohlmann (FDP) im Austausch mit den NVR-Geschäftsführern Heiko Sedlaczek und Dr. Norbert Reinkober sowie NVR-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann und Bernd Kolvenbach, dem Vorsitzenden der NVR-Verbandsversammlung, dass alle Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine Wiederholung dieses inakzeptablen Vorfalls zu vermeiden. Die Fraktionsvorsitzenden forderten die NVR-Geschäftsführung auf, bei der Aufarbeitung insbesondere alle in Betracht kommenden rechtlichen Schritte gegen die DB Regio NRW zu prüfen.

NRW-Verkehrsminister Krischer traf sich mit Verkehrsverbünden

Die Fraktionsvorsitzenden forderten zudem, dass bei Ausfällen ein adäquates Angebot im Schienenersatzverkehr sicherzustellen sei.

red01