Das Symbolbild zeigt eine S-Bahn.

Köln/Düsseldorf | „Verkehrswende“ ist ein Wort, das in Wahlkampfzeiten, ganz gleich ob bei Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahlen geworben und besserer Verkehr versprochen wird. Dazu zählt vor allem ein leistungsfähiger ÖPNV auf der Schiene. Der, so ist es allgemein bekannt in Deutschland, eigentlich ausreichend nur in den Ballungsräumen zur Verfügung steht. Aber auch dort funktioniert er nicht mehr, wie die vergangenen Tage in Köln und im Rheinland zeigten. Der neue NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, Grüne, mahnt nun, dass sich „Fahrgäste auf Mindestangebot im Schienenverkehr“ im Verkehr verlassen können müssen und schiebt den Schwarzen Peter in Richtung Bund weiter und fordert höhere Regionalisierungsmittel. Die Deutsche Bahn AG (DB) verspricht ab Montag wieder regulären S-Bahn-Verkehr, den sie aber nicht einhalten kann.

Mehr ausbilden soll helfen

Jetzt soll alles besser werden in NRW. Der neue grüne Verkehrsminister Oliver Krischer traf sich mit den drei NRW-Verkehrsverbünden: Rhein-Ruhr, Nahverkehr Rheinland und Nahverkehr Westfalen-Lippe. Es seien, so eine Mitteilung seines Ministeriums, erste Schritte vereinbart worden „solche Problemlagen“ zukünftig zu vermeiden. Jetzt soll im Krisenfall die Kommunikation und die Reaktionszeit verbessert werden. Es soll Fahrpläne geben, die eine Mindestbedienung vorsehen und Busersatzverkehre sollen schneller bereitgestellt werden können. Zugleich soll mehr ausgebildet werden, um die Personalreserve zu erhöhen. Fraglich ist, woher die Menschen kommen sollen, die Krischer ausbilden will.

Ausbilden schön und gut – aber wen?

Denn nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) leben so wenig junge Menschen wie noch nie in den letzten Jahrzehnten in Deutschland: Zum Ende des Jahres 2021 waren gut 8,3 Millionen Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren, ein Anteil von nur noch 10,0 Prozent an der Gesamtbevölkerung, wie Destatis mitteilte. Die Zahl der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sei sowohl absolut als auch anteilig so klein wie nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950, hieß es. Zudem steigt nach Destatis Angaben die Studienanfängerquote. Lag sie im Jahr 2000 noch bei 33,3 Prozent, so erreicht sie seit 2011 jährlich kontinuierlich über 55 Prozent.

NRW-Verkehrsminister zeigt mit dem Finger nach Berlin

Krischers Ministerium verweist darauf, dass es eine Arbeitsgruppe aus Land NRW und den zehn Eisenbahnverkehrsunternehmen gebe, die im Programm „Fokus Bahn NRW“ an Lösungen gegen den Fachkräftemangel arbeiteten. Die Kooperation besteht seit 2019. Krischer macht den Bund als Sündenbock aus: „Neben den aktuellen Zug-Ausfällen durch Corona nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern in weiten Teilen der Bundesrepublik, leidet das System aber an strukturellen Problemen und Unterfinanzierung. Hier erwarte ich vom Bund deutlich mehr Maßnahmen und Regionalisierungsmittel, wie es im Koalitionsvertrag des Bundes auch schon vereinbart wurde.“

In der aktuellen Krise wünscht sich der Minister, dass die Auswirkungen so gering wie möglich auf die Fahrgäste gehalten werde. Der Grund für die Ausfälle seien: Hohe Krankenstände, Urlaubszeit und das 9-Euro-Ticket. Das Angebot sei zwar stabiler, dennoch rechne das NRW-Verkehrsministerium mit weiteren Ausfällen.

DB spricht von regulärem Bahnverkehr seit dem gestrigen Montag

Seit gestern rolle der S-Bahnverkehr in NRW wieder regulär, so die Bahn, der durch die massiven und kurzfristigen Krankmeldungen des Personals ausgefallen sei. Die S-Bahn-Linien S 8, S 11, S 12 und S 13/S 19 sollen wieder fahrplanmäßig verkehren.

Weiter schreibt die Bahn: „Aufgrund eines regional weiterhin hohen Krankenstandes auch bei Triebfahrzeugführer:innen bei DB Regio NRW kann es noch vereinzelt zu Zugausfällen kommen. Die Deutsche Bahn (DB) bittet die Fahrgäste, sich vor Beginn der Fahrt über die Auskunftsmedien zu informieren.“

So ganz regulär läuft es nicht, wie ein aktueller Blick, 26. Juli, 9:22 Uhr auf die Bahnhofstafel des Kölner Hauptbahnhofes zeigt: Die Fahrten der S-Bahnlinie 12 um 9:30 Uhr und 9:50 Uhr fallen aus und die S 11 nach Bergisch-Gladbach um 9:11 Uhr kam nicht.