„Unsere Freiheit hat Geschichte – 40 Jahre CSD“
Markus Dannuser erläuterte das Motto in diesem Jahr, dass auch in die Szene hinein wirken solle. Denn gerade junge lesbische Frauen oder schwule Männer, die ihr Coming Out heute in geschützten Räumen, wie dem Jugendzentrum „anyway“ erleben, wissen oftmals nichts von den Kämpfen, die man als Minderheit für kleine Schritte auf dem Weg zur Gleichberechtigung führen musste. Auch heute noch gebe es selbst in Köln Stadtviertel in dem Männer die Hand in Hand spazieren gehen angepöbelt werden. Sähe man dann in den osteuropäischen Raum, oder gar in den arabischen Raum, dann ist es mit der Gleichberechtigung von homosexuell lebenden Menschen ganz düster bestellt. So sei es wichtig über den bisherigen Weg zur Gleichberechtigung zu informieren.

Dank an die Alt-Aktivisten – Mahnung und Hoffnung für die Jugend
Das Motto soll aber nicht nur erinnern, sondern steht auch dafür, dass Homosexuelle froh und stolz ihre Identität leben, so der KLuST. Auch in Deutschland gibt es immer wieder Versuche die Identität von Lesben und Schwulen zu bedrohen und Homosexualität als therapierbar darzustellen, wie etwa die aktuellen Diskussionen rund um den Marburger Kongress und die in Köln lehrende Professorin Düsing zeigen. Das Motto des ColognePride 2009 kann von den Gruppen unterschiedlich aufgefasst und variiert werden, etwa in „Meine Freiheit hat Geschichte, Deine Freiheit hat Geschichte, Unsere Freiheit hat Geschichte…“. Hier sei für die rund 80 Gruppen, die an der Parade teilnehmen werden, viel Platz für eigene Kreativität, so der KLuST. Der Cologne Pride ist mehr als eine Party. Er gedenkt auch der Wurzeln der Emanzipationsbewegung und sichert die Solidarität in Gegenwart und Zukunft, so die Veranstalter.

Rund 100 Veranstaltungen
Das Programm des Cologne Pride 2009 startet schon am 20. Juni und findet am 5. Juli 2009 mit der Parade und der anschließenden politischen Kundgebung auf dem Heumarkt, eingebettet in das Straßenfest seinen Abschluss. Für die Kundgebung hofft man beim KLust auch auf den ein oder anderen Hochkaräter aus der Bundespolitik, schließlich stehen im Herbst ja Kommunalwahl und Bundestagswahl an. Die ersten Wochen sind stark inhaltlich geprägt. Fragestellungen wie etwa „Schwules Leben im Internet – wie geht es uns damit?“, „Safer Sex ohne Kondom – geht das?“, „Die schwierige Geburt der sexuellen Menschenrechte aus dem Geist der Grundrechte“, oder „Was tun wenn Ümit schwul und Natascha lesbisch sind? – einem Thema von Homosexualität in Migrantenfamilien“ werden nachgegangen. Natürlich gibt es auch Parties oder etwa im Jugendzentrum anyway eine Fräuleinmittwoch-Cocktaillounge für junge Lesben. Am Freitag den 3. Juli eröffnet das Straßenfest auf dem Heumarkt, dem Alter Markt und mit der Tanzbühne vor dem Gürzenich. Am Abend findet die große AIDS-Gala im Hotel Maritim statt. Und damit natürlich auch das große Feierwochenende. Ein besonderer Moment im großen Getöse ist allerdings am Samstagabend gegen 21:45 Uhr. Denn dann erglimmen über 10.000 Kerzen auf dem Heumarkt. Es sind die „Kerzenlichter gegen das Vergessen“, ein Moment des Gedenkens an alle die, die nicht mehr mit dabei sind. Um 22 Uhr geht dann die größte Party des Cologne Pride an den Start in der Kölnarena, die „Colour Cologne“ mit sechs Areas, drei Dancefloors und einer Cruising Area. Die Parade startet am Sonntag um 12 Uhr auf der Deutzer Brücke und zieht quer durch die Innenstadt, bis sie sich am Dom an der Marzellenstraße auflöst.

Bühnen erstmals unter künstlerischer Leitung – viel Kölsches im Programm
Neu in diesem Jahr ist, dass das Bühnenprogramm unter rein künstlerischer Leitung steht. Verantwortlich zeichnen Olaf Müller und Marion Scholz. Noch steht das Programm nicht zu 100 Prozent, aber es zeichnen sich erste Strukturen ab. Neu in diesem Jahr ist, dass auf der Tanzbühne am Heumarkt nicht mehr ausschließlich Techno gespielt wird, sondern am Freitag heißt der Style von Indie bis Rock´n Roll. Auch die Politurbühne, die Olaf Müller als das Theater des CSD bezeichnete, erhält neue Elemente. So wird es etwa am Freitag Abend ein Galadinner mit der Gruppe Galadinner geben und die Bühne wird zum Festsaal. Den Protagonisten auf der Bühne kann das Publikum dann Fragen stellen, wie etwa KLust, was machen die eigentlich? Auch ein kölsches Programm wird es auf der Politur Bühne am Sonntag mit dem Motto „Klüngel, Kölsch und Kapriolen“ geben. So sollen Marie Luise Nikuta und Marc Metzger auftreten. Auf der Hauptbühne soll als Main Act die Gruppe Monrose zu Gast sein, aber auch viele Bands die bekannte Songs singen werden. In den Abend startet man am Freitag mit einem Robbie Williams Cover. Neu auf der großen Bühne am Heumarkt ist auch, dass DJ´s eingesetzt werden. Am Samstag wird es auch wieder eine kölsche Stunde geben. Dann treten etwa Marie Luise Nikuta oder die drei Colonias auf. Der WDR wird keine Schlagerstunde mehr auf die Bühne bringen, aber Schlagerfans müssen nicht bang sein, für Ersatz wird gesorgt und eine feste Größe ist jetzt schon bekannt: Chris Andrews, dessen größter Hit „I´m a yesterday man“ war. Zudem hat sich Hella von Sinnen für die große Bühne mit einer Überraschung angekündigt und auch Ralph Morgenstern und Lilo Wanders werden zu sehen und zu hören sein. Das Campusradio wird live senden und eine schwule russische Band wird auftreten.

Women Pride feiert fünfjähriges Jubiläum
Nur in Köln gibt es im Pride einen Pride speziell für Frauen und der feiert 2009 fünfjähriges Jubiläum. Zum ersten Mal wird der „Augspurg-Heymann-Preis“ für couragierte Lesben von der LAG Lesben NRW an Miriam Müntefering verliehen. Auf dem Programm des Women Pride 2009 stehen neben Konzerten und Parties das Bouleturnier, Tresenlesungen, Rheinschifffahrt und Feminale Kooperationen. Gezeigt werden auch Filme, wie etwa der Klassiker aus den 80er Jahren „Desert Hearts“ im Filmhaus Kino.

Die AIDS-Gala
Marlon Berkigt von der AIDS-Hilfe Köln machte deutlich, wie wichtig auch heute noch die Aufklärung und Prävention im AIDS Bereich ist. Noch immer infiziert sich jeden zweiten Tag ein Mensch in Köln mit AIDS. 3.000 Menschen in Köln leben mit der Krankheit und bei 500 Menschen ist sie ausgebrochen. Zum ersten Mal hat die Gala ein Motto : „Großstadtdschungel“. Im Programm mit dabei das Comedy-Trio Hanno Friedrich, Tilo Nest und Alexander Paeffgen mit ihrer Show „Abba jetzt!“. Fools Garden, Gaby Baginsky, Katharina Herb, Nevio, die Popband Opus, die Paveier, Claudia und Chris Roberts und Nessi Tausendschön um nur einige zu nennen. Bärbel Schäfer und Marco Schreyl werden durch den Abend führen. Der Reinerlös kommt der AIDS-Hilfe Köln zu gute. Karten zum Preis von 15 bis 50 Euro können über die Website der AIDS-Hilfe Köln
www.koelner-aidsgala.de bestellt werden.

Die Colour Cologne Party in der Lanxess Arena
Kölns größte schwul-lesbische Party. Am Samstag des CSD Wochenendes startet zum zweiten Mal die Colour Cologne und die Veranstalter rund um Theo Siegfried freuen sich auf rund 10.000 Besucher. Sechs Areas, drei Dancefloors und eine Indoor und eine Outdoor-Chill-Out-Lounge erwarten die Partypeople of Cologne. Auch eine letztes Jahr heiß diskutierte Cruising Area wird es wieder geben. Den VIP Bereich wird man aufgrund der großen Nachfrage ausbauen. Auf der Hauptbühne sollen zwischen 40 bis 50 Künstler auftreten. Durch die vielen unterschiedlichen Angebote eignet sich die Party für alle Gruppen und jedes Alter. Zugesagt haben bereits die DJs: WestBam, Phil Romano, Fabio White, DJane Mary, Gloria Viagra, und GinaG.

Die Paradestrecke
Aufstellung in der Mindener Straße >>> START Deutzer Brücke >>> Heumarkt >>> Gürzenichstraße >>> Schildergasse >>> Krebsgasse >>> Am Alten Posthof >>> Zeppelinstraße >>> Neumarkt >>> Apostelnstraße >>> Breite Straße >>> Neven DuMont Straße >>> Burgmauer >>> Komödienstraße >>> Auflösung Marzellenstraße / An den Dominikanern. In den letzten Jahren kam es auch innerhalb der Szene immer wieder zu Diskussionen, wie freizügig die Parade sein darf, oder ob etwa Werbung für ein bekanntes Kölner Großbordell erlaubt ist. Die Mitgliederversammlung des KLuST verabschiedete eine Charta als Selbstverpflichtungserklärung. Markus Danuser machte deutlich, dass man zwar die Charta in der Mitgliederversammlung verabschiedet habe, diese aber in diesem Jahr noch nicht zur Anwendung bringen wird. Denn die Charta werde in der Szene immer noch sehr weit und breit diskutiert. Zudem will man sich die Parade in diesem Zusammenhang noch einmal ansehen und den Dialog zu den Gruppen suchen, da jeder Mensch sein eigenes Wertefundament habe. Verhindert werden soll auch eine Entsolidarisierung und Aufspaltung der Szene.

Überblick über das Programm und einzelne Veranstaltungen: www.colognepride.de

Die Geschichte des CSD in Köln
Am 28. Juni 1969 lehnten sich Homosexuelle in der New Yorker Christopher Street gegen Polizeiwillkür und –terror auf. In Deutschland starteten die ersten Straßenumzüge schon in den frühen 70er Jahren, aber erst Ende der 70er Jahre unter der Bezeichnung „CSD“. In Nordrhein-Westfalen fanden die ersten Veranstaltung noch unter dem Label „Gay Freedom Day“ statt. 1991 bewarb sich Köln um die Ausrichtung des Gay Freedom Day. Die Kölner Community aber wollte einen jährlichen „Kölner Lesben- und Schwulentag“. Aus dieser Zeit rührt der Verein und der Name des Veranstalters. Waren es 1991 noch wenige hundert Teilnehmer und Menschen am Straßenrand, war der CSD Mitte der 90er Jahre schon die drittgrößte Veranstaltung nach Karneval und Ringfest. 2002 fand dann der EuroPride in Köln statt und damit die Entscheidung dem Kölner CSD das Label Cologne Pride zu geben. Damit erfuhr die einst dreitägige Veranstaltung eine Ausweitung über zwei Wochen, deren Höhepunkt das CSD Wochenende bleibt. Schon 2005 bot man über 100 Veranstaltungen an. Der Cologne Pride gehört zu den größten Veranstaltungen seiner Art in ganz Europa.

[ag]