Köln/Düsseldorf | aktualisiert |Die Jecken Kölns haben ein Abbonement. Ein Abbonement auf Sonnenschein. Eigentlich klar, bei so viel Fröhlichkeit. Denn just als der designierte Prinz Ralf III mit Bauer und Jungfrau die Bühne, ok eigentlich schon beim Countdown, vor dem Heumarkt betrat lugte nicht nur, sondern strahlte der wärmende Himmelskörper so hell, dass die Jecken sogar die Augen zukneifen mussten. Köln darf sich auf eine heiße Samba-Session unter dem Motto „Fastelovend em Blot – he un am Zuckerhot“ (Karneval im Blut – hier und am Zuckerhut) freuen.


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Jecke am Elften im Elften in Köln >

22:35 Uhr > Hoppeditz erwacht in Düsseldorf

Blicken wir auch über den Tellerrand: In Düsseldorf erwachte wie an jedem 11. November auf dem Marktplatz der „Hoppeditz“ zu neuem Leben. Die Narrenfigur kommentierte in seiner traditionellen Rede die aktuellen Ereignisse in der Landeshauptstadt und ging dabei unter anderem auf die lange Bauzeit und die hohen Kosten beim Bau der neuen U-Bahn-Linie ein. Nach der Gegenrede von Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) gab es für die laut Polizei rund 4.000 Menschen auf dem Platz noch jede Menge Musik und Tanz. In Düsseldorf steht die Karnevalssession 2012/2013 unter dem Motto „Och dat noch“. Auch in anderen nordrhein-westfälischen Städten wie etwa in Bonn oder Aachen wurde der Auftakt der „fünften Jahreszeit“ gefeiert. Die Saison dauert noch bis Februar. Zwischen Weiberfastnacht (7. Februar) und Aschermittwoch (13. Februar) wird dann der Straßenkarneval gefeiert. Absoluter Höhepunkt sind die Rosenmontagsumzüge in Köln und Düsseldorf mit Millionen Besuchern.

22:30 Uhr > Zahlreiche Kölner Bands wie die „Bläck Fööss“ oder „Brings“ sorgten beim offiziellen Start der Session auf dem Heumarkt für Stimmung. Ungewöhnliche Unterstützung erhielten die „Höhner“. Sie traten zusammen mit dem gebürtigen Kölner und TV-Allzweckwaffe Stefan Raab auf. Gemeinsam präsentierten sie den neuen Karnevalshit „Ävver et Hätz bliev he in Kölle“ (Aber das Herz bleibt hier in Köln) – eine Hommage an die Domstadt.

19:40 Uhr > Bisher weniger Einsätze für den Rettungsdienst
Die Kölner Feuerwehr und die Hilfsdienste bereiten sich immer intensiv auf den Elften im Elften vor. Auch in diesem Jahr betrieb man auf der Deutzer Wert eine Art improvisierte Rettungswache mit 15 zusätzlichen Rettungsfahrzeugen. Die Bilanz bis 15 Uhr klingt gut: Weniger Rettungsdiensteinsätze wie beim Elften im Elften im vorigen Jahr. Von 7 Uhr bis 17 Uhr rückten die Rettungswagen insgesamt 268mal aus. Im Vorjahr waren es 294 Einsätze gewesen.

Auch der Ordnungsdienst der Stadt Köln zieht bislang eine positive Bilanz. Zum ersten Mal wurde der Ordnungsdienst mit 200 Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsunternehmens aufgestockt. Die Stadt geht davon aus, dass rund 50.000 Plastikbecher an den Kontrollstellen verteilt wurden, in die die Feiernden die in Flaschen mitgebrachten Flüssigkeiten umfüllen konnten. Viele Jecken so die Kölner Ordnungshüter hatten aber schon im Vorfeld auf Plastik oder Dose umgestellt. 172 Jecke weniger als im vergangenen Jahr wurden mit Glasbehältnissen in den Verbotszonen angetroffen. In der Summe waren 402, die aber so die Stadt sich einsichtig zeigten.

Durch die hohe Akzeptanz beim Glasverbot seien Freiräume für die Kräfte zur Überwachung des Jugendschutzes entstanden. 212 Kontrollen habe man durchgeführt, 56 mehr als noch im letzten Jahr. Hier zeichnet sich aber ein nicht so positives Bild. 123 Jugendliche, das sind 74 mehr als 2011, mussten ihre alkoholischen Getränke vor den Augen der Ordnungshüter ausschütten und 44 Jugendliche wurden beim Rauchen erwischt. (Vorjahr: 9) Dafür ging die Zahl der erwischten Wildpinkler bei den Männern zurück. Statt 168 noch 2011 wurden 107 erwischt, bei den Frauen waren es 13. Vier mehr als im letzten Jahr. Wer allerdings in der Altstadt unterwegs war, hatte ein anderes Bild, in jeder Ecke waren die Spuren und die Wildpinkler, weiblich, wie männlich zu sehen. Vor den Toiletten bildeten sich eigentlich seit den frühen Morgenstunden immer wieder äußerst lange Schlangen. Hier gebe es Verbesserungspotenzial.

Die Kölner Polizei zieht für das jecke Tagesgeschehen ebenfalls eine positive Bilanz. Nach den Sperrungen von Teilen der Altstadt ab 10:20 Uhr meldet man: Gegen 16.40 Uhr hatte sich die Situation auf dem Alter Markt und Heumarkt wieder soweit entspannt, dass die Sperrstellen wieder geöffnet werden konnten.
Bis 17:00 Uhr mussten die eingesetzten Polizisten insgesamt 27 Personen in Gewahrsam nehmen. Es handelte sich dabei um hochalkoholisierte Karnevalisten sowie einige weitere Personen kamen ihnen erteilten Platzverweise nicht nach. Morgen will man ein Resumee, dass auch die Abendstunden berücksichtigt, miteinbeziehen. Die „Partymeile“ Zülpicher Straße wurde gegen 13 Uhr gesperrt.

13:00 Uhr > Die Kölner Polizei berichtet von einem starken Zustrom vor allem in die Kölner Altstadt. Schon um 10:15 Uhr mussten die Bereiche um den Heumarkt geschlossen werden, kurz danach folgte auch der Alter Markt. Polizeisprecher André Faßbender berichtet von bislang friedlichen Feierlichkeiten. Der große Zustrom läge sicherlich auch an dem milden Wetter, so der Sprecher der Kölner Polizei. Auch das Zülpicher Viertel sei – zwar derzeit noch offen zugänglich – schon sehr voll. Eigentlich unüblich, da hier die Feierlichkeiten normalerweise erst später begönnen.

11:50 Uhr > Countdown vollbracht, die Session rollt, Dreigestirn vorgestellt, der OB macht eine gute Figur – nur ein Versprecher, der ist aber witzig, denn Jürgen Roters feiert nicht am „Zockerhot“, sondern im „Zockerhot“ – kann ja auch süß sein. Der Prinz wiederholte seinen Treueschwur an Köln und seine Liebeserklärung schon aus dem Rathaus jetzt vor tausenden Jecken. Und das noch im besten Sonnenschein, denn wenige Minuten vor dem Countdown schenkte der wärmende Himmelskörper den Jecken ich charmantestes Lächeln. Also am „Rhing“ ist in der „Zockerhot“-Session nur „Sonnesching“, wenn das so weiter geht. Prinz Ralf III, noch designiert, beschrieb die Gefühle der Drei mit „unglaublich“. Schuld daran seien allerdings nur die Jecken.

10:47 Uhr > Ostermann-Lieder von Peter Schmitz-Hellwing, Lieder von der Winzerin vom Rhein heizen dem Heumarkt der mittlerweile proppenvoll ist ein. Die Stimmung steigt dem Siedepunkt entgegen, denn jetzt sind es nur noch wenige Minuten. 

10:46 Uhr > Das Dreigestirn ist designiert

Jetzt ist der Vertrag mit dem Festkomitee unterschrieben. Im feinen und edlen Senatssaal im Turm des historischen Rathauses. Anschließend gab der Kölner Oberbürgermeister einen Empfang im Hansasaal und zog die Verbindungslinie zwischen dem Sessionsmotto und der neuen Kölner Partnerstadt Rio. Bei seinem Besuch in Rio habe er eine Sambaschule besucht und dort seien die guten Beziehungen mit einem Herrn „Christus Kuckelschon“ – gemeint ist der Leiter des Kölner Rosenmontagszuges Christoph Kuckelkorn – gelobt worden. Er als Westfale habe da weniger Probleme mit „Korn, Doppelkorn und Kuckelkorn“ witzelte der Kölner OB, sehr zur Freude der Anwesenden. Dem neuen Dreigestirn attestierte der OB „redegewandtheit“.

Auch der Präsident des Festkomitee Kölner Karneval Markus Ritterbach verdeutlichtete, dass man von Seiten des Kölner Karnevals gewillt sei, die jüngste Kölner Städtepartnerschaft mit Leben zu füllen. Und er versprach eine aufregende Session, bei der man den Karneval aus Rio kennenlernen wird, die Parallelen, aber auch die Unterschiede. Der designierte Prinz Ralf Görres machte der Stadt und den Menschen in Köln eine Liebeserklärung, die er heute mit seinen Dreigestirnskollegen unterzeichnet hätte.

9:14 Uhr > Die Jecken strömen in die Kölner Altstadt. Die Stimmung alles easy und noch ist genügend Platz, auch wenn sich der Heumarkt, zumindest in den ersten Reihen schon gut füllt. Um 10 Uhr beginnt im Kölner Rathaus die Regentschaftsübrenahme durch das designierte Dreigestirn, denn dann werden die drei Kölner Oberjecken für die Session 2013 unter dem Beisein des Oberbürgermeister Jürgen Roters den Vertrag mit dem Festkomitee unterschreiben.

7:34 Uhr > Zehntausende Jecken feiern heute in Nordrhein-Westfalen den Beginn der Fünften Jahreszeit. In der Karnevalshochburg Köln erwartet die Stadt nach eigenen Angaben etwa 70.000 Menschen in der Altstadt. Das Motto der Session 2012/2013 lautet „Fastelovend em Blot – he un am Zuckerhot“. Schon von 9.00 Uhr morgens an treten am Heumarkt Bands auf, bis um 11.11 Uhr wieder „Kölle Alaaf“ gerufen und gebützt werden darf. Dabei stellt sich auch das designierte Kölner Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau vor.

In Düsseldorf wird traditionell zum Karnevalsbeginn vor dem Rathaus der „Hoppeditz“, eine Narrenfigur, zum Leben erweckt. Er kommentiert und kritisiert humorvoll aktuelle Ereignisse in der Stadt und eröffnet damit die Session. „Wir erwarten mehrere Tausend Menschen“, sagte ein Polizeisprecher.

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Hintergrund: Wenn die Narren kommen – Am 11.11. um 11.11 Uhr
Der Karnevals- oder Fastnachtsbeginn fällt seit dem 19. Jahrhundert alljährlich auf den 11. November um 11.11 Uhr. Eine Theorie ist, dass sich dieses Datum aus einer Tradition herleitet, dass nicht nur mit Aschermittwoch eine 40-tägige christliche Fastenzeit begann, sondern bereits 40 Tage vor dem Weihnachtsfest auf Fleisch verzichtet wurde. Dabei wurden die Sonntage, wie bei der Fastenzeit vor Ostern, als „Ruhetage“ nicht mit gerechnet. Demnach läutet der 11. November die 40 Tage Fleischverzicht vor Weihnachten ein.
Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass in früheren Zeiten am 11. November landwirtschaftliche Betriebe ihre Arbeit für das Jahr beendeten und bis in den Frühling einstellten. Daher wurde an diesem Tag den Knechten und Mägden der Lohn ausbezahlt – ein Grund, ausgelassen zu feiern.
Auch zur Zahl selbst gibt es Deutungsversuche. So soll die Zahl Elf im Mittelalter für Maßlosigkeit gestanden haben. Im religiösen Sinne, waren bei der elften Stufe die zehn Gebote überschritten. Andere Deutungen, vor allem im Rheinland, sehen die Elf als Zahl, als ein Sinnbild der Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe: Eins und Eins nebeneinander.
Heutzutage wird insbesondere in den Hochburgen des Karnevals oder der Fastnacht unter anderem in Köln, Aachen, Düsseldorf und Mainz, bereits am 11. November eine Art „Vor-Karneval“ gefeiert. Dabei werden die Prinzenpaare oder Dreigestirne, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau, für die fünfte Jahreszeit vorgestellt. Zudem beginnen mit dem 11. November die alljährlichen Karnevalssitzungen, die sich bis zum Rosenmontag hinziehen.
Doch auch in zahlreichen nicht rheinischen Städten kommen die Narren und Jecken in ihren Verkleidungen zusammen. In der Bundeshauptstadt wird etwa zum Auftakt der Karnevalssaison das Rathaus der Stadt am 11. November um 11.11 Uhr von den Narren erobert.

Autor: dapd, ag
Foto: Das designierte Dreigestirn