Die Opernbaustelle im Jahr 2016 mit Blick von der Bühne in den Zuschauerraum des Kölner Opernhauses mit Baustromkasten

Köln | Seit 12 Jahren saniert die Stadt Köln die Bühnen der Stadt Köln am Offenbachplatz. Eigentlich sollten in 15 Tagen die Schlüssel übergeben werden. Daraus wird nichts. Es gibt weitere Verzögerungen. Daraus resultiert zudem eine Anhebung des Budgets um weitere 37,2 Millionen Euro auf nunmehr 709,4 Millionen Euro. Das teilte die Stadtverwaltung am 6. März 2024 mit.

Einen Tag vor der geplanten Schlüsselübergabe am 22. März 2024 wird der Kölner Rat die Kostenerhöhung durchwinken. Der Grund: Die Baustelle wird und wird nicht fertig und die geplante Zeit für die Fertigstellung reicht einfach nicht aus. Das geplante Fertigstellungsdatum am 22. März 2024 war nicht einzuhalten. Jetzt sollen die Bühnen am 28. Juni 2024 fertig werden. 40 Prozent der jetzt gemeldeten Mehrkosten resultierten aus der verspäteten Fertigstellung. Die anderen 60 Prozent kommen vor allem durch Nachträge der Unternehmen oder weil Baufirmen pleitegingen und deren Arbeiten neu ausgeschrieben werden mussten. Zwischenfinanzierungen werden über die Sparkasse Köln Bonn abgewickelt. Dazu schreibt die städtische Verwaltung: „Zur Überbrückung des noch nicht über Darlehen finanzierten Mittelbedarfs setzen die Bühnen kurzzeitige Tagesgeld-Kredite der Sparkasse KölnBonn auf Basis der Rahmenvereinbarung vom 29.07./01.09.2014 mit aktuellem Stand vom 04.12.2023 in Höhe von 190 Mio. EUR ein. Die Kredite werden zu variablen Zinssätzen verzinst. Die Inanspruchnahme des vereinbarten Kreditrahmens betrug zum 29.2.2024 171,8 Mio. EUR. Neu vereinbarte langfristige Finanzierungsdarlehen werden unverzüglich dem Tagesgeld-Kreditbedarf gutgeschrieben.“

Zum Start des Spielbetriebes am Offenbachplatz schreibt die Stadtverwaltung: „Der Start des Spielbetriebs am Offenbachplatz und die begleitenden Maßnahmen und Veranstaltungen werden derzeit geplant und mit der Baustelle synchronisiert. Details werden zu gegebener Zeit kommuniziert.“

Das sagt die Kölner Politik

Nach nun fast 12 Jahren Bauzeit und rund 700 Millionen Euro Baukosten rückt die Eröffnung der Kölner Bühnen in ungewisse Ferne. Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, kommentiert: „Wieder gibt es Verzögerungen bei der Eröffnung der Kölner Bühnen. Die Stadt Köln hat gestern mitgeteilt, dass die Premieren zu Beginn der neuen Spielzeit nicht wie ursprünglich angekündigt am Offenbachplatz stattfinden. Das ist bedauerlich und auch etwas überraschend, scheint doch die Sanierung Ende Juni abgeschlossen zu sein. Jedenfalls ist dieser Termin von Bernd Streitberger, dem Leiter der Bühnenbaustelle, nicht abgesagt worden. Vielmehr scheint es so zu sein, dass die Bühnen für das Szenario einer Eröffnung der Spielzeit am Offenbachplatz keine belastbare Planung haben. Mit der Möglichkeit, dass man tatsächlich Ende Juni den Schlüssel übergeben bekommt, scheint man nicht gerechnet zu haben.

Was offensichtlich fehlt, ist ein Zeitplan der Bühnen für das Vorgehen nach der Schlüsselübergabe: Welchen konkreten Plan für den Umzug im Sommer hat man entwickelt? Welche Abläufe waren für die Inbetriebnahme geplant und wann sollte der Spielbetreib am Offenbachplatz starten? Gibt es, für den Fall der Schlüsselübergabe im Juni, keinen Plan A für eine Spielzeiteröffnung im Herbst? Und warum wurde sie jetzt aufgegeben? Oder hat es diesen Plan nie gegeben? Ich erwarte von den Verantwortlichen der Bühnen Köln nun eine belastbare Planung für die Eröffnung des sanierten Opern- und Schauspielhauses. Es ist den Kölnerinnen und Kölnern nur schwer vermittelbar, dass die Bauarbeiten im Juni abgeschlossen sind, es aber keine Perspektive für die Inbetriebnahme gibt.“

Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion: „Aus dem Drama um das Baustellenchaos wird eine kommunikative Farce. Wie können Bernd Streitberger und Stefan Charles öffentlich am Eröffnungstermin im Juni festhalten und gleichzeitig den Verbleib der Bühnen in Depot und Staatenhaus verkünden? Das ist eine riesige Enttäuschung für die Ensembles, Mitarbeitenden und alle Kulturbegeisterten in Köln. Auch ich persönlich bin sehr irritiert über das Agieren der Herren Streitberger und Charles. Sämtliche kritische Nachfragen zum Baufortschritt und Eröffnungstermin wurden im Kulturausschuss von oben herab abgetan. Nun müssen die beiden erneut kleinlaut die Scherben ihrer Arbeit zusammenkehren. Sie tun damit weder sich, noch der Kulturstadt Köln einen Gefallen. Angesichts dieser Milliarde sind Kürzungen im Sozialbereich auf der anderen Seite nicht mehr hinnehmbar!“