„Der Einsturz ist ein Supergau für die historische Forschung“, betonte Kulturdezernenten Georg Quander. Mindestens 90 Prozent der Archivmaterialen liegen nach Angaben des Kulturdezernenten noch unter den Trümmern. Wie viele davon geborgen werden können, ist derzeit nicht abzuschätzen. „Sicherlich sind einige der Dokumente unwiederbringlich verloren. Einige der bereits geborgenen Bücher sehen aus wie nach einem Bombenanschlag.“, so Quander.

Restaurierung dauert bis zu 30 Jahre
Das Historische Archiv wird nun jahrelang geschlossen bleiben, verkündet Schmidt-Czaia, Leiterin des Stadtarchivs. Sie rechnet damit, dass die Restaurierungsarbeiten 20 bis 30 Jahre dauern werden. Derzeit arbeiten rund 50 bis 60 Personen in einem Zwei-Schicht-Betrieb daran, Archivmaterial aus den Trümmern zu bergen. In der ersten Nacht nach dem Einsturz konnten aus dem Keller im hinteren Bereich des Archivs gut 40.000 Urkunden die Film- und Fotosammlung sowie die Dienstbibliothek geborgen werden. Letzte Nacht wurden außerdem rund 50 Container Schutt abgetragen. Der wird nun unter anderem von Studenten des Fachbereichs Restaurierung an der Fachhochschule Köln nach Archivarien untersucht. Schmidt-Czaia vermutet in dem Schutt Dokumente aus dem sechsten Stockwerk des Historischen Archivs. „Wir hoffen das Schlimmste zu verhindern.“, sagt Robert Fuchs vom Institut für Restaurierungswissenschaften der Fachhochschule Köln unter Tränen. „Wir machen hier keine Restaurierung, sondern eine Notversorgung der Dokumente – vergleichbar mit der Arbeit eines Rettungswagens.“

Aufnahmen des Archivs lagern unter der Erde
Schuldige für die Katastrophe wolle sie nicht suchen, betonte Schmidt-Czaia. Sie erklärte jedoch, dass der Stadt Köln schon seit längerem Meldungen über Risse im Gebäude weitergeleitet wurden. Ein Gutachter hatte noch im Dezember 2008 die Statik des Hauses untersucht. Im Gutachten wurde jedoch „keinerlei Hinweis auf diese Gefahr festgestellt.“, erklärt Pressesprecher der Stadt Köln Gregor Timmer. Daher wurden im Vorfeld keine Dokumente aus dem Historischen Archiv ausgelagert. Das könnte sich nun als Fehler erweisen, denn von den meisten Archivarien existieren keine Duplikate. Ein Teil der Archivarien, die von Historikern als besonders wertvoll eingestuft worden sind, wurde jedoch in einem Projekt des Bundes auf Mikrofilmen verfilmt. Sie lagern nun im Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland in Oberried bei Freiburg. Über eine Million Aufnahmen von Dokumenten des Historischen Archivs befinden sich in luftdichten Edelstahlbehältern verpackt unter 200 Metern Fels im so genannten Barbarastollen eines ehemaligen Silberbergwerkes.

Erzbistum nimmt Dokumente auf
Da das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium derzeit als einsturzgefährdet gilt, werden die dort gelagerten Dokumente des Historischen Archivs aktuell in das Archiv des Erzbistums umgelagert. Darunter befinden sich Akten verschiedener städtischer Ämter sowie Dokumente über Kriegsschäden und Schulzeugnisse. Insgesamt können hier Dokumente auf einer Länge von drei Kilometern verstaut werden. Ulrich Helbach, Leiter des Archivs, berichtet außerdem, dass nun auch Urkunden aus dem Bau unter dem Lesesaal des Historischen Archivs im Erzbistum untergebracht werden sollen. Rund 30.000 Urkunden konnten dort unter den Trümmern geborgen werden. Neben dem Erzbistum Köln haben zahlreiche Archive ihre Hilfe angeboten. Darunter Archive aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus Belgien, der Schweiz und Österreich. „Ich hoffe, sie alle werden uns auch in Zukunft weiter unterstützen. Denn alleine schaffen wir das nicht.“, sagt Schmidt-Czaia.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung