Report-k.de: Wie wichtig ist für Köln der Kölner Karneval und wie wichtig in ihrer Partei?
Dr. Martin Müser: Karneval ist identitätsstiftend für Köln und die meisten Kölner Bürger, und gehört damit zu den zentralen Dingen dieser Stadt. Innerhalb unserer Organisation (Wir sind ja keine Partei) wird ebenfalls kräftig Karneval gefeiert. Wir feiern gerne gemeinsam und haben auch viel Spaß daran, in kleineren Gruppen zusammen im Karneval unterwegs zu sein.

Ist Karneval für Sie Kultur, oder nur Massenevent?
Vielleicht wissen Sie, dass meine Frau und ich vor 2 Jahren das Jan und Griet Paar des Traditionskorps Jan von Werth stellen durften. Daran erkennen Sie vielleicht schon, dass Karneval selbstverständlich in erster Linie Kultur ist. Da gibt es auch ganz viel Brauchtumspflege, kulturelle Höhepunkte, gesellige und gesellschaftliche Höhepunkte, vor allem aber ganz viel Spaß an der Freud für jeden Jeck (und die sind ja bekanntlich anders). Massenevents gehören auch dazu, wobei ich dem erst einmal überhaupt nicht negativ gegenüberstehe. Die Umzüge sind natürlich genauso Massenevents, in dem aber ganz viele Menschen ihren individuellen Platz finden, wie die Sitzungen und Bälle. Probleme habe ich mit der an manchen Stellen überbordenden Kommerzialisierung und Vereinnahmung von uns Jecken für kommerzielle Zwecke. Diese Entwicklung sehe ich mit Besorgnis und hoffe, dass es den Akteuren gelingt diesem Trend nicht zu erliegen.

Werden Sie den Karneval in den nächsten Jahren unterstützen? Wenn ja, wie, wenn nein, warum nicht?
Ich werde ihn sicherlich nicht nur unterstützen, sondern weiterhin einen aktiven Part einnehmen. Soweit Ihre Frage darauf abzielt, ob die Stadt als Kommune den Karneval auch in Zukunft unterstützen sollte, so ist dies meines Erachtens eindeutig der Fall. Schließlich profitiert die Stadt ganz enorm, sowohl ideell als auch finanziell von den vielen ehrenamtlich aktiven Karnevalisten und da ist es mehr als richtig, etwas zurückzugeben.

Was wollen Sie gegen die Exzesse ab Weiberfastnacht in der Kölner Innenstadt unternehmen, denn Schlägereien, bis zur Besinnungslosigkeit betrunkene Menschen schaden dem Ruf Kölns mehr, als dass sie nützen?
Was da passiert hat mit Karneval nicht mehr viel zu tun. Das ist teilweise eine Folge der zunehmenden Kommerzialisierung, andererseits fördert die Stadt Köln auch aktiv eine Entwicklung, die nicht gut gehen kann. Das Festkomitee ist einmal als Festordnendes Komitee gegründet worden, da ähnliche Exzesse am Anfang des Karnevals in Köln ebenfalls an der Tagesordnung waren. Man hat dann den Karneval ‚in geordnete Bahnen’ geleitet, woraus zu erkennen ist, dass diese einerseits diese Probleme uralt sind, es andererseits möglich ist, sie zu beherrschen. Natürlich sind die Mittel heutzutage andere, wie in den Anfangstagen des Karnevals, aber die Wege sind meines Erachtens nach die Gleichen. Einige Stichworte hierzu:
– Keine Konzessionen für fliegende Bierflaschenverkäufer. Es ist schon absurd, dass die Stadt Köln auf dem Neumarkt eine Party sponsort, bei der kein Alkohol ausgeschenkt wird und 10 Meter weiter, im Eingangsbereich der Schildergasse stehen die Händler mit hunderten Kisten Bier auf der Straße und verkaufen den Alkohol, dass es nur so kracht.
– Keine Bierstände mehr in der Altstadt und Verbot des Bier-/Alkoholverkaufs durch Kioske bzw. fliegende Händler.
– Wenn es sein muss auch Glas-/Flaschenverbot, ähnlich wie bei Fußballspielen rund ums Stadion.
– Mehr Partyangebote für Jugendliche außerhalb der Kneipen und vor allem in den Veedeln.

Es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Möglichkeiten, nicht nur durch die Stadt Köln, sondern auch seitens der Vereine, Schulen, des Festkomitees u.a. Ich bin sicher, dass das etwa die neue, junge Riege im Festkomitee das Thema in Zukunft verstärkt angehen wird. Auch die Karnevalsgesellschaften wissen, dass sie ‚nur’ mit alten Zöpfen die Jugend nicht an die Gesellschaften heranführen kann und ich weiß, dass es hier viele neue Ideen gibt, die z.T. schon in der Umsetzung sind. Wichtig ist, dass sowohl restriktiv mit dem Alkohol, als auch proaktiv mit den Angeboten gedacht wird.

Herr Dr. Müser, vielen Dank für das Gespräch

Das Gespräch führte Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung
Foto: KBB