Köln | Die Durchgänge sind eng, vor ihnen dicke Menschenknubbel und vor allem aus Richtung Dom und Hauptbahnhof fällt ein bunter Jeckenschwarm über die Kölner Altstadt her. Die hat schnell ihr Limit erreicht. Bis mittags feierten die Jecken allerdings friedlich und die üblichen Sperrmaßnahmen waren eingeläutet. Im Rathaus unterschrieb das Dreigestirn den Vertrag mit der Stadt und ist jetzt designiert, sozusagen die zweite Warmlaufphase nach der Vorstellung und vor der Proklamation. Der zukünftige Prinz Michael Gerhold spricht Kölsch, gerne lang und ausgiebig.

Impressionen vom Heumarkt und rund um den Heumarkt:

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Rituale und Heimat – das Kölschkarnevalsjeföhl

Der Kölner Karneval ist, zumindest was die Stadt und das Festkomitee angeht, stark ritualisiert, auch wenn es etwa an der Spitze des Komitees einen Wechsel gab und heute Christoph Kuckelkorn den Orden Nummer 1 an Oberbürgermeisterin Reker übergab. Rituale, so die Psychologie, schaffen nicht nur Vertrauen, sondern vermitteln Heimatgefühl und wenn das so ist, dann ist das Festkomitee gerade darin besonders gut aufgestellt. Eines dieser Rituale ist, dass das neue Trifolium den Vertrag im Senatssaal des Historischen Rathauses unterzeichnet und danach wird gesungen, bevor sich die Türen wieder für die Öffentlichkeit öffnen. Die zukünftige Jungfrau Emma verriet dieser Internetzeitung, dass sie nur anderthalb Stunden geschlafen hat und die ehemalige „titschende“ Jungfrau und heute Präsident der Nippeser Bürgerwehr Artur Tybussek erklärte, dass er sich mit Erich Ströbel, der die Jungfrau mimen wird, schon über Schmincktipps ausgetauscht habe.

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Auch Alkohol im Überfluss und Wildpinkeln gehören zum Ritual

Als die Reden im Rathaus geschwungen werden, ziehen draußen tausende in Richtung Heumarkt. Ab und an hört man sie durch die dünnen Butzenscheiben singen, grölen und lachen. Die ersten haben da schon einen gewaltig in der Krone und suchen verzweifelt nach Orten an denen sie ihren Flüssigkeitshaushalt ausgleichen können, was nicht oft an den dafür vorgesehenen Lokationen geschieht. Ist das Wildpinkeln vielleicht auch ein Ritual, dass dem Jecken oder der Jeckin Heimatgefühle vermittelt? Der neue Festkomiteepräsident Kuckelkorn erinnerte in seiner Rede an die frisch gestartete Kampagne und dass Karneval eben nicht bedeute, nach Köln zu reisen, sich im Zug schon abzuschießen und dann zum Heumarkt zu rollen. Ob die Plakate, die, die sich schon im Zug mit Flüssigem betüteln, die das Hirn ausschalten sollen, erreicht, mag da den ein oder anderen zweifeln lassen. Denn nicht wenige stehen bis heute vor den Glaskontrollstellen mit vollen Whiskey oder Ginflaschen.

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Appetithappen auf den Januar und Februar

Oberbürgermeisterin Reker wünscht sich, wie alle Offiziellen, ein friedliches Fest und nennte den Elften im Elften Appetithappen auf mehr im Kölner Karneval. Das designierte Trifolium schlug sich wacker, vor allem Bauer Christoph Stock traf den Humor der Jecken, während Prinz Michael Gerhold schon beim Fastelovendsruf die Festgemeinde aufweckte und die Jungfrau in spe Erich Ströbel mit der Lieblichkeit eines Immis die Damen betörte. Die Jecken auf dem Heumarkt jubelten ihrem Trifolium zu, dass sogar mit einer Teilwache der Nippeser Bürgerwehr, also dem Traditionskorps, aus dem die drei stammen, die Bühne besiedelte. Im übrigen, auch die Abläufe auf dem Heumarkt sind stark ritualisiert, zwar changiert schon mal die Reihenfolge der Bands, wie sie auftreten, aber der Countdown zum Elften im Elften, der erste Auftritt des designierten Kölner Dreigestirns vor großem Publikum ist Heimat für die Fastelovendsfründe. Zum Ritual des Straßenkarnevals gehört übrigens auch das Anstehen an der Kneipentür. Alle Karnevalskneipen in den Veedeln, der Altstadt, im Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße verzeichneten lange Staus vor ihren Türen. Allerdings gab es keinen Jeckenfunk mit Staulängen und Meldungen, wie lange es dauert, die Engstelle zu passieren.

Köln im Heimatmodus

In der Kölner Altstadt ging schon seit den Mittagsstunden nichts mehr. Der Veranstalter, so Polizeisprecher Held, hatte dicht gemacht, wie auch die Zülpicher Straße früh gesperrt wurde und die KVB Bahnen umgeleitet. Köln ist auch an diesem Elften im Elften im Heimatmodus. Auch zum Ritual werden die Sperrmaßnahmen und Sicherungsvorkehrungen durch Stadt und Polizei. Heute sicherten große Müllfahrzeuge der AWB die Zufahrten zu den karnevalistischen Hotspots.

Report-K wird den Artikel laufend ergänzen

Autor: Andi Goral
Foto: Das designierte Dreigestirn 2018 Erich Ströbel, Michael Gerhold und Christoph Stock auf der Heumarktbühne