Köln | Die Industrie-Unternehmen in der Region Köln kämpfen mit steigenden Energiekosten. Insbesondere kleine und mittelständische Betriebe fühlen sich allein gelassen. Mit einem Positions-Papier fordert die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) die Politik nun zum Handeln auf.

Industrie fürchtet um Wettbewerbsfähigkeit

Über 61 Prozent der Industrie-Unternehmen in der Region Köln fürchten aufgrund der Energie-Wende um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das geht aus einer aktuellen Umfrage zur Energiewende der Industrie- und Handelskammer Köln hervor. An der Befragung beteiligten sich 213 vornehmlich kleinere und mittlere Unternehmen der Region. 89 Prozent rechnen gar mit weiteren Steigerungen bei den Strompreisen. Dabei gaben knapp 51 Prozent an, dass die Preise bereits gestiegen sind. Weil sie die Kosten jedoch kaum auf ihre Kunden umlegen könnten, reagieren die Unternehmen mit anderen Maßnahmen. Gut 47 Prozent optimierten ihre Prozesse, 43 Prozent haben bereits energieeffiziente Maßnahmen umgesetzt und knapp 40 Prozent wechselten den Energie-Versorger. Allerdings gaben nur knapp fünf Prozent an, aufgrund der Energiepreise ihren Standort zu verlegen.

Fred Arnulf Busen, Geschäftsführer der Polytron Kunststofftechnik, erklärte heute, dass sein Unternehmen bereits aufgrund der Preise Stellen abgebaut habe. Zwar betrügen die eigenen Stromkosten nur etwa ein bis zwei Prozent der Fixkosten, durch die steigenden Energiepreise hätten sich jedoch die Einkaufspreise der Zulieferer deutlich erhöht. Mit den Strompreisen zu kämpfen hat derzeit auch die kleine Druckerei Glock-Druck in Köln. „Unser Umsatz ist zwar nicht eingebrochen, die Margen sind jedoch deutlich gesunken“, berichtete Geschäftsführerin Tanja Hilberg. Insgesamt betrügen die Energiekosten inzwischen 20 Prozent der gesamten Fixkosten. Aufgrund dessen habe das Unternehmen bereits auf Investitionen in neue Maschinen verzichten müssen.

„Geht es der Industrie gut, geht es auch der Wirtschaft gut“

Gemeinsam forderten die Unternehmern heute von der Politik mehr Rücksicht für die Industrie. Hilberg betonte dabei, dass sie eine Energie-Wende grundsätzlich befürworte. Wichtig sei es jedoch, diese für die Industrie verträglich umzusetzen. Schließlich gelte: „Geht es der Industrie gut, geht es auch der Wirtschaft gut“, sagte Christi Degen, Geschäftsführerin IHK Köln. Die Industrie- und Handelskammer legte heute ein Positionspapier zur Energie-Wende. Das soll nun Landes- und Bundes-Politikern zu gesendet werden. Mit elf Thesen wirbt die IHK darin für mehr Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen. Diese würden von der Politik oftmals übergangen. Dabei arbeiteten im Kammerbezirk rund 60 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen mit ein bis drei Mitarbeitern. Insgesamt erwirtschaften die 4.250 Industrie-Unternehmen in der Region etwa 57,5 Milliarden Euro im Jahr.

Die elf Positionen der IHK

<UL><LI>Die Energiewende benötigt ein wirtschaftsfreundliches Energie-Konzept. Dazu gehören etwa verlässliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen

</LI><LI>Stromausfälle und Spannungsschwankungen im Netz sind nicht tolerierbar. Schon kleinste Ausfälle können laut IHK dazu führen, dass die Produktion in Unternehmen einen ganzen Tag ausfiele

</LI><LI>Die Rahmenbedingungen für rheinische Braunkohle im Energie-Mix sind zu stärken. Die IHK fordert etwa eine Förderung der Erforschung neuer Technologien, um Braunkohle-Kraftwerke klimafreundlicher zu gestalten. Zudem will die IHK auch weiterhin Energie aus diesen Quellen schöpfen

</LI><LI>Die gesellschaftliche Akzeptanz für neue Kraftwerke und Netzausbau ist zu stärken. Oftmals fordere die Bevölkerung zwar erneuerbare Energien, wollte jedoch vor der eigenen Haustür kein Windrad stehen haben

</LI><LI>Die Förderung erneuerbaren Energien gehört auf den finanziellen Prüfstand. Die IHK spricht sich dafür aus, dass nur effiziente Energien eine Förderung erhalten

</LI><LI>Der Ausstieg aus der Kernenergie ist wirtschaftlich vertretbar zu gestalten

</LI><LI>Der grenzüberschreitende Stromhandel ist für effiziente Stromversorgung auszubauen

</LI><LI>Staatliche Abgaben auf den Strompreis sind dringend zu reduzieren Derzeit betragen sie laut IHK 30 bis 40 Prozent der Strompreise

</LI><LI>Die Gesetzgebung für den Klimaschutz ist technologieorientiert zu gestalten

</LI><LI>Die Förderung der Energie- und Klimaforschung ist technologieorientiert auszubauen

</LI><LI>Die Wirtschaft setzt auf Maßnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz

</LI></UL>

Autor: Cornelia Schlösser | Foto: endostock | fotolia