Für die Besucher der „Passagen“, Deutschlands größter Designveranstaltung vom 17. bis 23. Januar 2005 in Köln, lohnt ein Abstecher ins Museum für Ostasiatische Kunst ganz besonders. Dort ist noch bis zum 28. März die Ausstellung „Pure Form – Klassische Möbel aus China“ zu sehen.


 


In der späten Ming- und frühen Qing-Zeit, also im 16. und 17. Jahrhundert, avancierten aus edlen Harthölzern gefertigte Möbel zu Luxusgütern, mit denen die gesellschaftliche Elite Chinas ihre Individualität und ihren ausgewählten Geschmack demonstrierte. Erstmalig in Deutschland zeigt das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst solche klassischen chinesischen Möbel. In Europa war ihnen bislang nur im Musée Guimet in Paris eine eigene Ausstellung gewidmet. Die meisten Museen verfügen nicht über größere eigene Bestände an chinesischen Möbeln. Sie sind deshalb auf die erst in jüngerer Zeit zusammengetragenen Privatsammlungen angewiesen, die in Europa – anders als in den USA – allerdings auch noch Seltenheitswert haben.


 


In den rund 70 Möbelstücken, Teppichen und Malereien aus der Privatsammlung des Architekten Dr. Ignazio Vok spiegelt sich exemplarisch das Streben nach Luxusgütern – und damit auch nach Bildung und gesellschaftlicher Anerkennung – im China des 17. Jahrhunderts wieder. Sie sind Ausdruck der persönlichen Kultur und des individualistischen Lebensstils dieser Zeit. Die Einrichtungsgegenstände wurden aus kostbaren südasiatischen Tropenhölzern gefertigt. Erst die Expansion des Handels in der späten Ming-Zeit machte diese verfügbar. Als Beispiel kann das so genannte Rosenholz (Huanghuali) dienen, das in den folgenden Jahrhunderten das Ideal schlichter Eleganz prägte und nun viel höher geschätzt wurde als lackierte und mit kostbaren Einlagen versehene Möbel.


 


Europäische Designer griffen erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs bewusst auf chinesische Vorbilder zurück. Umgekehrt besteht kein Zweifel, dass die Bauhaus-Bewegung für die europäische Rezeption der klassischen chinesischen Möbel bahnbrechend wirkte. Sie öffnete die Augen für Qualitäten wie schlichte Eleganz, Reduktion auf das konstruktiv Notwendige und Wahrnehmung der natürlichen Schönheit des Materials. Darüber hinaus legte sie neues Gewicht auf den Aspekt der Verarbeitung, insbesondere der Holzverbindungen. Im letzten Raum der Ausstellung werden daher auch einige Beispiele des von China inspirierten Designs des 20. Jahrhunderts präsentiert, die dem Besucher die Möglichkeit bieten, den Zusammenhang zwischen den klassischen chinesischen Möbeln und dem modernen europäischen Design herzustellen.



 


Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, 50674 Köln, Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch, Freitag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Donnerstag 11 bis 20 Uhr, Führungen: Sonntags 12 Uhr, Eintritt: 6,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.


 


Zur Ausstellung ist ein Katalog in englischer und deutscher Sprache zum Preis von 75 Euro zuzüglich Versandkosten erschienen. Bestellung per E-Mail bei studiovok@hotmail.com