Köln | Während Sänger Campino die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin nachhaltig lobt, geht die Wirtschaft mittlerweile auf Distanz zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU). 

Laut Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU), ist die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in den letzten Tagen stark angestiegen. Unterdessen berieten sich vergangene Woche laut der Wochenzeitung „Die Zeit“, die wichtigsten Wirtschaftsvertreter des Landes in Berlin über die aktuelle Flüchtlingssituation.

„Flüchtlinge lösen Fachkräftemangel nicht“

Die anwesenden Wirtschaftsvertreter in der Berliner Runde und vor allem die mittelständischen Unternehmen, haben sich laut der „Zeit“, angesichts der momentanen Flüchtlingslage in ihrem Gespräch, „sehr besorgt“ über die Lage in Deutschland geäußert. Innerhalb der Wirtschaft, macht sich momentan in Bezug auf die Flüchtlingsfrage tendenziell eine kritische Haltung breit. Diese Ansicht fußt vorwiegend darauf, dass die Verbandsvertreter der deutschen Wirtschaft mehrheitlich wohl nicht glauben, dass der Fachkräftemangel mit Hilfe des Flüchtlingszustroms gelöst werden kann. „Die Vorstellung, dass die Flüchtlinge unser Fachkräfteproblem lösen, ist blauäugig“, sagte Michael Knipper, Chef des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Viele Flüchtlinge verfügten über eher niedrige Qualifikationen. Die Regierung müsse den „weiteren unkontrollierten Zustrom begrenzen“, so die Forderung.

<ANCHOR></ANCHOR>Einzelne Wirtschaftsvertreter befürchten sogar, dass der anhaltende Flüchtlingsstrom das Auftreten eines „Investitionsrisikos“ für Deutschland bedeuten könnte und fordern in diesem Zusammenhang den Zuwanderungsstopp. Dabei werden auch die gesellschaftlichen Spannungen genannt und die Frage gestellt, wer wohl in ein Land investieren würde, indem der soziale Zusammenhalt angeblich schwinde.

Mittlerweile denkt die Bundesregierung dem Vernehmen nach bereits über eine Lockerung des seit dem 01. Januar diesen Jahres eingeführten Mindestlohns nach, um Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Mit eingeschlossen in diese Überlegungen sind beispielsweise Ausnahmeregelungen für berufsorientierte Praktika, und staatliche Zuschüsse für Arbeitslose, die eine Ich-AG gründen und sich somit selbstständig machen möchten. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Campino ist in der Flüchtlingsfrage anderer Ansicht

Der Sänger der Toten Hosen Campino hat die Bundeskanzlerin für ihre Haltung in der Flüchtlingspolitik gelobt: Angela Merkels Formulierung „Dann ist das nicht mein Land“ sei für ihn ein „herausragender Satz“ gewesen, sagte der Frontmann der Toten Hosen dem Magazin „Cicero“ (Onlineausgabe). „Das hat sie großartig gemacht“, dafür habe er sie „fast umarmen“ können. Die Bundeskanzlerin habe zwar spät, aber richtig reagiert.

Campino fordert zudem mehr Solidarität in Europa: „Wenn Europa eine Wertegemeinschaft ist und nicht nur eine Geldmaschine und Trutzburg gegen die, die ärmer sind, dann ist das jetzt eine hervorragende Gelegenheit, dies zu beweisen.“ Zugleich kritisierte der Sänger der Toten Hosen die unpolitische Haltung von Musiker-Kollegen. „Heute beschäftigen sich viele Musiker zu sehr mit der Frage, ob sie cool oder uncool sind“, sagte Campino.

Autor: Madeline Jäger