Das Renngeschehen
Mit kämpferischen Vorstellungen konnten die beiden Ford Focus RS WRC-Besatzungen jeweils einen Rückstand egalisieren, den sie sich auf der ersten Etappe eingehandelt hatten: Hirvonen, der am Freitag als Tabellenführer in der Fahrer- WM-Wertung als Erster auf die Strecke gehen musste, verlor als „Straßenfeger“ für die Nachfolgenden viel Zeit; Latvala büßte 90 Sekunden aufgrund eines Reifenschadens ein. Im Ziel, nach insgesamt 17 über schnellen Schotter führende Wertungsprüfungen (WP) mit einer Länge von insgesamt 344,73 Kilometer, trennten Hirvonen nur noch 10,6 Sekunden von Titelverteidiger Sébastien Loeb.

Insbesondere Latvala, mit 23 Jahren für einen Topfahrer noch erstaunlich jung, sorgte
auf der zweiten Etappe für großes Aufsehen: Der Finne gewann alle sechs
Wertungsprüfungen des Tages und verkürzte seinen Rückstand auf Loeb von 91 auf nur
noch 29,4 Sekunden – und belegte vor dem Schlusstag damit, bis auf die
Zehntelsekunde gleich, gemeinsam mit seinem erfahreneren Teamkollegen den zweiten
Rang. „Das war ein Tanz am absoluten Limit“, gestand der Youngster. „Heute morgen
hätte ich noch nicht damit gerechnet, Loeb eine ganze Minute abzuknöpfen – aber mein
Ford Focus funktionierte einfach perfekt.“

Auch Hirvonen machte im Laufe des Samstags fast 30 Sekunden auf den Führenden gut
und schob sich auf diese Weise am bis dahin noch zweitplatzierten Dani Sordo vorbei.
„Obwohl wir an meinem Turbo-Allradler nach der ersten Etappe nichts verändert
haben, lief es heute deutlich besser“, staunte der 27-Jährige. „Wir haben den Nachteil,
als erstes Auto auf der Strecke zu sein, im Vorfeld wohl unterschätzt.“

Am Sonntag setzte das Ford-Duo seine Jagd auf den führenden Franzosen fort: Um 10,3 Sekunden konnte Hirvonen den Rückstand auf seinen Titelrivalen allein auf der ersten WP des Tages verkürzen. „Das war ein guter Start in die letzte Etappe“, resümierte der Finne. „Aber gleich zu Beginn der zweiten Prüfung wäre ich fast abgeflogen und habe dabei einen Stein getroffen. Zuerst dachte ich, jetzt wäre das Auto ernsthaft beschädigt oder zumindest ein Reifen defekt und sorgte mich bereits um die Zielankunft, aber alles war okay. Am Nachmittag griff ich Sébastien noch einmal an, aber er konnte reagieren – also habe ich Tempo herausgenommen, um meinen zweiten Rang nicht zu gefährden.“

Latvala – als Zweiter hinter Loeb auf der staubigen Piste – musste realisieren, wie groß
der Nachteil dieser Startposition tatsächlich ist. „Die Schotterwege erwiesen sich als
ziemlich rutschig, es stellte sich einfach kein guter Rhythmus mehr ein“, so der
Gewinner der diesjährigen WM-Rallye Schweden. „Da ich die vor mir liegenden Fahrer
nicht mehr gefährden konnte, habe ich auf unnötige Risiken verzichtet und Platz drei
über die Runden gebracht. Jetzt ärgere ich mich umso mehr über meinen Fehler vom
Freitag – wer weiß, was hier für uns möglich gewesen wäre.“

Malcolm Wilson, Direktor des Teams BP Ford Abu Dhabi, kann sich mit dem
erreichten Ergebnis gut anfreunden: Vor den beiden besonders materialmordenden
Schotter-Veranstaltungen in Griechenland (29. Mai bis 1. Juni) und der Türkei hat die
Marke mit dem blauen Oval seinen sieben-Punkte-Vorsprung in der Konstrukteurs-
Wertung verteidigt. Mikko Hirvonen liegt in der Fahrertabelle nunmehr mit drei
Punkten Abstand auf Loeb an der Spitze. „Unsere Performance auf der Samstags-
Etappe hat mich wirklich begeistert“, so der Brite, einst selbst erfolgreicher Rallye-
Profi. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemand Sébastien Loeb an einem Tag
so viel Zeit abgenommen hat – das lässt mich zuversichtlich in die Zukunft blicken.“
Eine Meinung, der sich auch Mark Deans anschließt: „Unsere Fahrer haben besondere
Reife bewiesen, in dem sie unseren Vorsprung in der Marken-Wertung nicht
gefährdeten“, so der Motorsport-Direktor von Ford Europa. „Jetzt freuen wir uns auf
die bevorstehenden beiden WM-Läufe.“

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Ergebnisse Rallye Italien, 6. von 15 Läufen zur Rallye-WM 2008:
1. Loeb / Elena Citroën C4 WRC 3:57.17,2 Stunden
2. Hirvonen / Lehtinen Ford Focus RS WRC 07 10,6 s. zurück
3. Latvala / Anttila Ford Focus RS WRC 07 15,3 s. zurück
4. Galli / Bernacchini Ford Focus RS WRC 07 1.42,5 min. zurück
5. Sordo / Marti Citroën C4 WRC 2.05,6 min. zurück
6. Atkinson / Prevot Subaru Impreza WRC 5.08,6 min. zurück
7. H. Solberg / Menkerud Ford Focus RS WRC 07 6.01,0 min. zurück
8. Aava / Sikk Citroën C4 WRC 6.21,3 min. zurück
9. Andersson / Andersson Suzuki SX4 WRC 7.48,7 min. zurück
10. P. Solberg / Mills Subaru Impreza WRC 9.41,0 min. zurück
* = für Konstrukteurs-Wertung nicht nominiert

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WM-Zwischenstand Fahrerwertung nach dem 6. von 15 Läufen:
Fahrer Marke Punkte

1. Mikko Hirvonen Ford 43
2. Sébastien Loeb Citroën 40
3. Chris Atkinson Subaru 31
4 Jari-Matti Latvala Ford 24
5. Dani Sordo Citroën 21
6. Gigi Galli Ford 17
7. Henning Solberg Ford 11
8. Petter Solberg Subaru 9

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WM-Zwischenstand Markenwertung nach dem 6. von 15 Läufen:
Marke Punkte

1. Ford 71
2. Citroën 64
3. Subaru 42
4. Stobart-Ford 34
5. Munchi’s Ford 16
6. Suzuki 7

[ag; Quelle: Ford]