Lüpertz, einer der erfolgreichsten Maler der Nachkriegszeit und bis vor kurzem auch Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, ist bekannt für seine egozentrische Rhetorik und die Konkurrenz zu Richter.

"Es ist das große Phänomen, dass der Künstler Richter keine Kritik mehr bekommt. Die Rezeption, also die Beschreiber, sind Opfer dieser Geldvorstellung", sagt Lüpertz. "Sie können doch ein Bild von Gerhard Richter, das sechs, acht, zehn Millionen kostet, nicht mehr beurteilen. Da können Sie doch nicht mehr sagen, das ist schlecht. Sie können über diesen armen Mann kulturell gar nichts mehr schreiben."

Auch der unschmeichelhafte Vergleich mit italienischen Ministerpräsidenten Berlusoni deutet an, wie Lüpertz Richter gesehen wissen will: "Wir haben eine sehr einfach strukturierte Zeit. Der reichste Mann von Italien wurde Präsident, der teuerste Künstler von Deutschland ist der beste Künstler, und der Künstler, der die dicksten Bücher macht, kriegt einen Preis" (Anspielung auf die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Maler Anselm Kiefer im letzten Jahr.)

In Köln ist die Konkurrenz zwischen den beiden Starkünstlern auch künstlerisch produktiv geworden und nachprüfbar. Während Gerhard Richter mit seinem Glas- fenster für den Kölner Dom großes Aufsehen erregte, durfte Markus Lüpertz wenige Meter weiter die Glasfenster von St. Andreas gestalten.

Christoph Mohr