Im Gespräch: Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Jürgen Rüttgers und Dietmar Meister, Sprecher des Vorstands Generali Deutschland.

Der Umzug der Generali Deutschland Konzernzentrale sei eines von drei Highlights seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister sagte Fritz Schramma beim Talk mit dem Sprecher des Vorstands Dietmar Meister und dem Versicherungsexperten Prof. Dr. Dieter Farny. Meister erläuterte in seinem Grußwort, warum die Konzernzentrale von Aachen nach Köln verlegt wurde. Zum einen ist es die hervorragende Anbindung an den Kölner Hauptbahnhof und den Köln Bonner Airport und zum anderen die Möglichkeit qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Auch weil Köln über eine hervorragende Universität und Fachhochschule verfügt. Meister ließ durchklingen, dass für 10 Minuten die Überlegung im Raum stand nach München zu ziehen, aus räumlicher Nähe nach Triest, wo die Konzernmutter ihren Sitz hat, aber dass dann auch schon die Entscheidung für Köln gefallen war. Das ist gut für Köln, denn so bleiben und kommen insgesamt rund 2.500 Arbeitsplätze nach Köln. Dazu hat die Stadt an einer exponierten Stelle durch architektonische Qualität substanziell städtebaulich gewonnen.

„Wir sind stark“
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers stellte die Qualitäten Nordrhein-Westfalens heraus, wie etwa 17 größte Volkswirtschaft weltweit mit rund 700.000 Unternehmen. Mehr als ein Viertel des ausländischen Kapitals, dass nach Deutschland fließt konzentriere sich auf NRW und fast 10.000 ausländische Unternehmen steuern von hier aus ihre Deutschland und Europageschäfte. Zudem sei NRW Exportland Nr.1 in Deutschland mit gut einem Fünftel aller Exportgüter. Rüttgers glaubt an ein „Wirtschaftswunder“ nach der Krise und die Soziale Marktwirtschaft. Eine Marktwirtschaft, die auch Werte lebe, die sie nicht selbst initiiert habe. Dazu gehört für Rüttgers nicht nur auf die Aktienkurse zu schielen, sondern auch die soziale Partnerschaft im Unternehmen zu stärken und gemeinsam mit motivierten Mitarbeitern etwas zu schaffen. Der Staat habe als zentrale Aufgabe die Spielregeln festzulegen und dies im konkreten Sinn, an die sich dann alle halten müssen. Aber, mahnte der Ministerpräsident, der Staat dürfe sich nicht an die Stelle des Unternehmers setzen. Rüttgers verdeutlichte dies am Fall Opel, den er lange besprach. So musste die Politik mit der amerikanischen Regierung verhandeln, aber jetzt sei wieder die Unternehmensführung und die Mitarbeiter gefragt, die Opel retten müssten.

Rüttgers warnte auch jene die glaubten, dass nach dieser Krise wieder das Casino eröffnet sei. Auch für die Eliten gelten Spielregeln und sie sitzen mit im Boot. Geht es nach Rüttgers werden in Zukunft keine Geschäfte mehr ausserhalb der Bilanz einer Bank in Zukunft möglich sein und er warnte auch die, die jetzt schon wieder mit Finanzprodukten auf den Märkten unterwegs seien, die sie selbst nicht verstünden. Rüttgers will dass Manager in Zukunft selbst mit ihrem eigenem Vermögen haften sollen. Incentives müssen richtig gesetzt werden und Manager die ihr Unternehmen gegen die Wand gefahren haben, sollten keine Bonizahlungen erhalten. Die Eliten müssen mit darauf achten, dass die Gesellschaft nicht auseinanderbreche. Aber Rüttgers mahnte nicht nur, er machte auch Mut und ist fest davon überzeugt, dass Nordrhein-Westfalen trotz Krise „stark ist“.


Dietmar Meister, Sprecher des Vorstandes Generali Deutschland betonte die Bedeutung der Gruppe: So ist man etwa Marktführer bei Produkten rund um die Riester Rente.

Wer ist die Generali Gruppe?
Die Unternehmen der Generali Gruppe sind die Nummer 2 im deutschen Erstversicherungsgeschäft. Zurück geht die Gruppe auf die vor 185 Jahren gegründete Aachener Feuerversicherung. 13,5 Millionen Kunden werden von 15.000 angestellten Mitarbeitern deutschlandweit betreut. Mehr als 90.000 Mitarbeiter im Außendienst sind für das Unternehmen tätig. 14.2 Milliarden Euro zählen die Gesamtbeitragseinnahmen und rund 85 Milliarden Euro an Assets werden gemanagt. Vielen Verbrauchern sind die Marken geläufiger. Dazu gehören AachenMünchener, CosmosDirekt, Central Krankenversicherung, die Deutsche Bausparkasse Badenia oder die Advocard Rechtsschutzversicherung. Eingeweiht wurde heute die Konzernzentrale der Generali Deutschland Holding AG in der 240 Mitarbeiter tätig sind.
 
Das neue Gebäude
Realisiert wurde der Siegerentwurf nach Auslobung eines internationalen Architektenwettbewerbs. 4.100 qm Grundstücksfläche hatten die siegreichen Berliner Architekten Kollhoff und Timmermann zur Verfügung. 1.800 qm unterirdische Lagerfläche alleine entstand unter dem Gebäude. Mit dem Bau begonnen wurde im Oktober 2006. „Dominium“ als Name stammt zum einen aus der Nähe zum Kölner Dom, zum anderen aber bezeichnete dieser Begriff im Mittelalter das Vermögen von Herrschaften. 25.000 qm Bruttogeschoßfläche und 235 Tiefgaragenplätze sind entstanden. In den neuen Gebäudekomplex sind auch, schräg gegenüber der Sal. Oppenheim, die Privatbankiers von Merck Finck & Co. eingezogen.

Aus den Annalen der Generali
1824

Am 13. August 1824 gründen 10 Kaufleute und der spätere preußische Finanzminister David Hansemann die Aachener-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft auf Aktien, die am 24. Juni 1825 die Genehmigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III erhält. Das Aktienkapital 1 Million Taler, das entspricht heute 30 Millionen Euro (berechnet nach Kaufkraft). Am 1. September 1825 nimmt die Gesellschaft ihre Geschäftstätigkeit auf.

1842
Der erste Ernstfall. Der große Hamburger Brand 1842. Der Direktor Adolph Brüggemann reist an die Elbe und zahlt 320.000 Taler (9,5 Mio. Euro) aus und gewinnt viele neue Kunden hinzu.

1870
Mit Hilfe eines gemeinnützigen Fonds finanziert die Aachener und Münchener Projekte. Darunter stellt man vielen Feuerwehren Brandspritzen und löschtechnisches Material kostenfrei zur Verfügung. Man unterstützt die Gründung der Technischen Hochschule in Aachen finanziell.

1879
Die Aachener und Münchener hat sich zum bedeutendsten deutschen Feuerversicherer gemausert. So hat etwa Bismarck sein Gut Varzin bei der Gesellschaft versichert und Wilhelm Busch lässt die Gesellschaft in einem seiner Strips hochleben.

1900
Man dehnt das Geschäft nach Übersee aus. Dependancen in San Francisco, New York und Chicago folgen. 1900 hat man 56 Vertretungen auf allen Kontinenten, darunter 25 Orte in Asien.

1933
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten übt man sich in linientreuen Verhalten und bekennt sich zur Staatsführung.

1945
Die Direktion ist nach Kriegsende nach Erfurt verlegt worden. So verzeichnet man bis 1948 nur einen schleppenden Wiederaufbau. Die Währungsreform und Einführung der D-Mark bezeichnet der Konzern heute als Initialzündung und meldet für 1951 schon 46 Millionen D-Mark als Prämieneinnahmen und in der Folge bis 1956 eine Verdoppelung der Brutto-Beiträge.

1975
Die Aachener und Münchener betritt Neuland und schließt eine Agenturvertrag mit der Allgemeine Vermögensberatung AG.

1979
Die Holding wird gegründet.

1998
Der französische Versicherungskonzern AGF erwerb rund 25 Prozent der AMB Aachener und Münchener Beteiligungs-AG. 1998 übernimmt die Allianz die französische AGF und im Zuge dessen erwirbt die italienische Assicurazioni Generali S.p.A, Triest, von der AGF und weiteren Aktionären eine Mehrheitsbeteiligung an der AMB. Damit wird der AMB-Verbund Teil einer der größten Versicherungsgruppen weltweit. Generali ist in Europa die Nummer drei und weltweit unter den Top Fünf.

2009
Seit dem 1. Januar 2009 firmiert die Konzern-Holding als „Generali Deutschland Holding AG“. Seit dem 1. Juni 2009 ist der Sitz der Konzern-Holding Köln und nicht mehr Aachen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung