Der blühende Garten und die düsteren Kriegsaquarelle
Das erste Bild das Gerd Baukhage nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Köln 1949 malte ist ein bunter Hinterhofgarten, voller Lebensfreude, so als hätte Nichts als der Frühsommer eben begonnen. Den Garten gesehen im Kringsweg aus seiner ersten Kölner Bleibe einer Souterainwohnung, nach vier Jahren Kriegsgefangenschaft. Direkt daneben hängen Aquarelle, die düsterer kaum sein könnten. Sie stammen aus der Zeit als Gerd Baukhage Soldat und Kriegsgefangener in Russland war. Die kleine aber feine Ausstellung in der Kölnischen Galerie nimmt den Betrachter mit auf eine Zeitreise der Künstlergeneration Eins und Zwei nach dem II. Weltkrieg.

Melting Pot der Kölner Kunstszene – die Wohnung der Baukhages
Geboren wurde Baukhage in Herten in Westfalen, begann ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in München, bevor er Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. Nur drei Jahre hielt es Baukhage an der Universität bevor er für sechs Jahre in die Schweiz ging. 1939 kam er auf Wunsch seiner Familie nach Deutschland zurück und leistete seinen Kriegsdienst bis er 1945 in Russland in Kriegsgefangenschaft geriet. Seit 1949 lebte und arbeitete er in Köln und führte gemeinsam mit seiner Frau Maria eine offene Künstlerwohnung.

Die Kölner Kunstszene der 70er und 80er Jahre
Baukhage ist wie so viele Künstler hin- und her gerissen zwischen hyperrealistischem Abbild und der Abstraktion des ihn umgebenden Informel und der Kunstszene der 70er und 80er Jahre. Dennoch entscheidet er sich zunächst für die realistische Tafelmalerei, erst ganz spät geht er in die Abstraktion. Bei seiner Serie „Hinrichtungsmaschinen“ malt er etwa eine Gaskammer 1972, oder das Krematorium im KZ Majdanek, 1971, fotorealistisch. Dies sind aber keine Abbilder, sondern Bilder aus der Vorstellung Baukhages. Sein ganz großes Thema ist „Versperrung“, das ihn über Jahre begleitet. So auch 1975 der Titel seiner Ausstellung, die in berühmt gemacht hat. Realistisch in Übergröße malt Baukhage Bretter, es ist Schwemmgut vom Rhein, die übereinander genagelt, vernagelt, mit Blechen oder anderen Brettern übernagelt sind. Öffnungen, werden zugenagelt, verschlossen. Kein Durchkommen gibt es durch diese Bilder, weder visuell noch inhaltlich. Baukhage selbst will mit diesen Bildern den Menschen ihre eigene Versperrung zeigen und ihnen so einen Weg zur Öffnung weisen. Die Bilder der „Versperrung“ kommen einem heute aber noch viel vielschichtiger vor. So kann man an den Arbeiten Baukhages trefflich über Transparenz diskutieren.

Kölns Kunstsalon der 70er und 80er Jahre
Neben der künstlerischen Tätigkeit verband das Ehepaar Baukhage mit seiner Wohnung in der Gleueler Straße 213 aber auch eine ganz besondere Leidenschaft. Sie führten eine Art künstlerischen Salon, in dem sich viele Maler- und Künstlerfreunde trafen. Auch diesen Aspekt zeigt die Ausstellung im Kölner Stadtmuseum. Es war die große Blütezeit der Kölner Kunstszene. Die Namen und sie gingen bei Baukhages ein und aus: Wolf Vostell, Ansgar Nierhoff, Elisabeth Marx, Michael Buthe, Peter Herkenrath oder Sigmar Polke. Und von allen sammelten Gerd und Maria Baukhage Arbeiten. Einige Exponate der Sammlung sind nun auch in der Kölnischen Galerie zu bewundern. Im Wechselspiel mit den Arbeiten Baukhages gelingt der Ausstellung so ein faszinierender, weil zeitgeschichtlicher Blick auf die Künstlerszene in Köln, die zwischen Realismus, Pop Art und Informel changierte und ihren eigenen Weg suchte und letztlich jeder der Individualisten fand. Baukhage ist keiner der Geringeren unter Ihnen, ganz im Gegenteil, nur viel sperriger als etwa ein Buthe. Und die Sperrigen vermochten es selten Lieblinge eines größeren Publikums zu werden, um so nachhaltiger war aber häufig ihr Einfluss auf die Szene.
 
1989 malte Baukhage sein letztes Bild, einen Kosmos, bevor er erblindete. Am 1. März 1998 starb der Künstler Baukhage in Köln.

Die Ausstellung in der Kölnischen Galerie des Stadtmuseums ist noch bis zum 17. Mai 2009 zu sehen.

[ag]