Eva-Maria Zimmermann, Geschäftsführerin der GEW Köln. Foto: GEW Köln

Köln | Die Serie trauriger Negativrekorde im Bereich Schulentwicklung reißt nicht ab: Nachdem Schüler:innen und Eltern vergangenen Montag gegen die Schulplatzlotterie in Köln mit Plakaten mit eindrücklichen Aufschriften wie „Ich bin doch keine Losnummer, sondern ein Kind!“ oder „Wir sind keine Nieten!“ demonstriert haben, folgt der nächste Tiefschlag.

 Am Mittwoch kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer im Schulausschuss des Landtages an, jenseits der bislang geplanten Mehrklassen an Gymnasien in Köln keine weiteren zuzulassen. „In Köln ist das eine Dauerlösung. Da müssen nun andere Entscheidungen getroffen werden“, sagte Gebauer.

Dies bedeutet im Klartext: Voraussichtlich 100 Kölner Kinder müssen künftig jenseits der Stadtgrenze auf dem Land beschult werden. Berichten zufolge haben sich die umliegenden Kommunen bereits dahingehend geäußert, dass auch sie nicht in der Lage seien, die Kölner Schüler:innen aufzunehmen.

„Die Stadt Köln schafft es erschreckenderweise, sich in ihren Negativrekorden im Bereich Schulentwicklung immer wieder selbst zu übertreffen. Nun geht Köln tatsächlich als erste Kommune in die Geschichte ein, die es nicht schafft, ihrer kommunalen Pflichtaufgabe nachzukommen und für alle Kinder Schulplätze bereitzustellen“, empört sich Eva-Maria Zimmermann, Geschäftsführerin der GEW Köln.

GEW warnt seit Jahren vor Schulplatzmangel

Zimmermann weiter: „Seit Jahren mahnen sowohl wir als GEW als auch Eltern und Schüler:innen eindringlich eben jenen Schulplatzmangel an. Dass die Stadt Köln hier sehenden Auges in eine Katastrophe hineinrennt und dies nun auf dem Rücken der Schüler:innen ausgetragen wird, ist ein politisches Totalversagen mit Anlauf.“

Klaus Minartz vom Arbeitskreis Schulentwicklung der GEW Köln erläutert zudem: „Diesmal trifft es die abgelehnten Kölner Gymnasialkinder und ihre Eltern. Unkommentiert lässt die Schulministerin, dass in Köln auch ca. 1000 Kinder, die an Gesamtschulen angemeldet wurden, keinen Platz an einer Kölner Gesamtschule finden konnten. Hätte die Kölner Politik die seit Jahrzehnten fehlenden Gesamtschulen errichtet, dann wäre der erzwungene Drang auf die Kölner Gymnasien wesentlich milder gewesen. Nun droht ein weiteres Desaster der Kölner Schulpolitik.“

GEW kritisiert die Kölner Politiker

Minartz greift dabei auch die Kölner Politiker an: „Auf diesem Hintergrund ist es uns absolut unverständlich, dass das Anliegen des Schuldezernenten Voigtsberger, dem Schulbau oberste Priorität einzuräumen, im Schulausschuss erst länger diskutiert werden musste und sich das Ratsbündnis aus CDU, Grünen und VOLT erst dazu durchringen konnte, als dem Antrag ein zweiter relativierender Satz beigefügt wurde.

Dass es Probleme geben würde, war bereits in den letzten Jahren bekannt. Zimmermann: „Schüler:innen fallen nicht plötzlich vom Himmel, sondern die Bedarfe an Schulplätzen sind lange vorher bekannt. Das Wegducken der letzten Jahre in der Hoffnung, dass die Klassengrößen immer mehr nach oben geschraubt werden und die Bezirksregierung immer weitere Mehrklassen genehmigt, muss sofort ein Ende haben!“

Zudem wird sich die Situation ab 2026 noch einmal verschärfen, wenn aufgrund des zusätzlichen Jahrgangs wegen G9 viele weitere Gymnasialplätze gebraucht werden. Deshalb die Forderung der GEW an die Stadt Köln. „Die Stadt muss ihre Prioritäten klären und endlich eine vorausschauende Schulentwicklungsplanung zu machen, ohne Relativierungen, ohne Wenn und Aber!“