Die Kölner Handwerkskammer hat ihre Zentrale am Heumarkt. Foto: Eppinger

Köln Die aktuelle Lage im Handwerk ist robust, allerdings sorgen sich die Betriebe in Köln und der Region um die nahe Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Handwerkskammer in der zweiten Septemberhälfte, an der sich 920 Betriebe im Kammerbezirk beteiligt haben. Ähnlich wie bei der Frühjahrsumfrage überwiegt der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage aktuell als gut (42 Prozent) oder als befriedigend (42 Prozent) beurteilen. 15 Prozent der Befragten spricht von einer schlechten Geschäftslage. Damit sinkt der Anteil der guten Bewertung nur moderat.

Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse in den verschiedenen Branchen im Handwerk. Besonders schlecht sieht es derzeit wegen der gestiegenen Bauzinsen und Materialkosten im Bauhauptgewerbe aus, das mit Auftragsrückgängen und -stornierungen zu kämpfen hat. Deutlich besser beurteilen die Betriebe im Kfz-Gewerbe ihre momentane Lage. Nachdem die Kunden lange zurückhaltend beim Neuwagenkauf waren, scheint sich jetzt ein verstärktes Kaufinteresse abzuzeichnen. Auch beim Ausbaugewerbe sieht die Lage besser aus, da hier zum Beispiel beim Heizungskauf Entscheidungen getroffen werden oder im Bestand renoviert wird.

Umsatz hat sich konstant entwickelt

Über alle Gewerke hinweg vermelden die Betriebe in Köln und der Region eine konstante Umsatzentwicklung im vergangenen Halbjahr. Hier legen vor allem das Kfz- und das Lebensmittelgewerbe zu. Eine rückläufige Entwicklung gibt es im Bauhauptgewerbe und beim Handwerk für den gewerblichen Bedarf zu verzeichnen. Der Auftragsbestand war in den vergangenen sechs Monaten rückläufig. Hier meldeten 38 Prozent einen sinkenden und lediglich 26 Prozent einen steigenden Auftragsbestand. Die Wartezeit auf einen Handwerker entwickelte sich im Durchschnitt von 8,1 auf 7,5 Wochen im Vergleich zum Vorjahr.

Gestiegen sind beim Handwerk die Verkaufspreise. So gibt jeder zweite Betrieb (56 Prozent) höhere Kosten an seine Kunden weiter. Das betrifft insbesondere das Lebensmittelhandwerk, das auch weiterhin mit hohen Agrarrohstoffpreisen und Energiekosten zu kämpfen hat. Hier ist auch in den kommenden Monaten kaum Entspannung zu erwarten. Etwa gut ein Drittel der Betriebe hält dagegen seine Preise konstant.

Auch weiterhin ein Thema ist der Fachkräftemangel im Handwerk. Die Zahl der unbesetzten Stellen pro Betrieb ist mit 1,9 (Vorjahr 2,2) allerdings leicht gesunken. Die meisten unbesetzten Stellen melden das Lebensmittelhandwerk und der Gewerbliche Bedarf. Die wenigsten offenen Stellen gibt es bei den personenbezogenen Dienstleistungen.

Zahl der Betriebe ist leicht gestiegen

Die Gesamtzahl der Betriebe im Kölner Kammerbezirk liegt bei 35.000 und ist leicht um 0,9 Prozent gestiegen. Auch wenn sich viele Betriebe bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger schwertun und sich so auch Betriebe zusammenschließen, bleibt das Interesse der Handwerksmeister, sich selbstständig zu machen, weiterhin groß. Insgesamt rechnet die Kammer künftig mit steigenden Betriebsgrößen.

Regional gibt es im Kammerbezirk verschiedene Entwicklungen. Während in Bonn 54,4 Prozent der Befragten eine positive Geschäftslage vermelden, sind es in Köln nur 37,7 Prozent und im Rhein-Sieg-Kreis 38,2 Prozent. Im Rheinisch-Bergischen-Kreis beurteilen 44,3 Prozent die Geschäftslage als gut und 42,9 Prozent als befriedigend, in Leverkusen schätzen 48,8 Prozent die Lage als gut ein, im Rhein-Erft-Kreis sind das 45 Prozent.

Überwiegend pessimistisch sind die Erwartungen für das kommende Halbjahr. Nur 15 Prozent der Betriebe rechnet mit einer verbesserten, 56 Prozent mit einer unveränderten und 30 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage. Damit bewegen sich die Erwartungen auf dem Niveau der Herbstumfrage 2022. Gerechnet wird mit sinkenden Umsätzen und mit rückläufigen Auftragszahlen. Das gilt insbesondere für das Bauhauptgewerbe.