Kladde mit Gästeliste von fremden Besuchern einer Sitzung in Köln: Ob da wohl Düsseldorfer dabei waren?

Sogar Dichter Johann Wolfgang von Goethe kam offenbar am Kölner Karneval nicht vorbei: 1825 schrieb er eine Strophe für das berühmte Gedicht „Der Kölner Mummenschanz“ von Johann Josef Dilschneider. Die Verbindung entstand aus einer Korrespondenz zwischen Mitgliedern literarischer Kreise in Köln und bekannten Autoren. Als das Gedicht im selben Jahr in Köln veröffentlicht wurde, erschien es ohne Goethes Verse. Deshalb geriet sie in der Domstadt ins Vergessen. In der Strophe spielt er auf das „Lob der Torheit“ vom Humanisten  Erasmus von Rotterdam und die satirischen Dunkelmännerbriefe an, die die damalige theologische Fakultät der Kölner Universität lächerlich machten. Zu sehen ist die original handschriftliche Strophe des Dichters nun im Historischen Archiv der Stadt Köln, wo die Ausstellung „Vom Helden Carneval“ zur Kölner Karnevalsgeschichte stattfindet. Bei der Eröffnung mit Bürgermeister Josef Müller wird der Puppenspieler Hans Fey mit Stadtführer Günter Schwanenberg alte Gedichte und Lieder vortragen und Historiker Markus Leifeld wird den Gästen eine Einführung in das Thema geben. Zudem spricht Dr. Joachim Wüst ein Grußwort für das Festkomitee.


Ausstellungskurator Dr. Eberhard Ilner

„Nachdem wir dieses Jahr die Kulturkamelle erhalten haben, wollten wir etwas zur Karnevalsgeschichte anbieten“, sagte Ausstellungskurator Dr. Eberhard Ilner. So wurden rund 200 Exponate wie Zeichnungen, Eintrittskarten oder Menülisten aus der Zeit zwischen 1823 bis 1848 aus der Sammlung der Familie von Wittgenstein oder aus der Sammlung von Franz-Ferdinand Wallraff zusammengetragen. „Das Jahr 1823 ist deshalb wichtig, weil damals der Karneval vom höheren Bürgertum reformiert wurde. Zum Beispiel führte man den Sitzungskaneval und Gesellschaften ein“, erklärt Ilner. „Davor war er sehr wild und mit Maskenbällen eher venezianisch.“

Wie wild und teilweise obszön es Ende des 18. Jahrhunderts in Köln zuging, beschrieb etwa 1825 der Arzt Dr. Bernard Elkendorf in „Medizinische Topographie der Stadt Köln“. Unter den Ausstellungsstücken ist etwa auch ein Aquarell von David Levy-Elkan, mit dem ersten Maskenumzug namens„Vom Helden Carneval“ aus dem Jahr 1827. „Der Maler war mit seinen Typografien auch stilbildend für fein gestochene Eintrittskarten“ so Ilner. Darüber hinaus sind Reden und Liedtexte ebenfalls ausgestellt. „Damals unterlegte man Volkslieder mit Karnevalstexten. Interessant ist, dass sie nicht auf Kölsch , sondern auf Hochdeutsch gesungen wurden“, berichtet der Kurator. „Erst Dichter wie Dilschneider machten die Mundart hoffähig. Der Schall der Sprache eignete sich, humoristische Begebenheiten wiederzugeben“, berichtete Ilner. Interessierte können die Ausstellung noch bis zum 5. Februar besuchen.

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung