Köln | Die Hochschule für Musik und Tanz Köln in Zusammenarbeit mit dem „artheater“ präsentiert das Musikfestival „Jazz Against The Machine“ anlässlich  der Semesterabschlusskonzerte des Fachbereichs Jazz/Pop vom 2. bis 4. Juli 2013. Erstmals werden diesmal auch Lehrende bei den Konzerten vertreten sein. Vorab führte report-k.de ein Interview mit einem der Organisatoren des Festivals, Paul Diemer.

report-k: Wie kam es zur Idee für das Festival? Ist es eine rein studentische Idee oder gab es Impulse seitens der Dozenten?

Paul Diemer: Es gab schon lange Semester-Abschlußkonzerte des Fachbereichs Jazz|Pop der HfMT Köln. Das war auch schon immer eine Plattform für die Bands von Studierenden, um neue Besetzunge auszuprobieren oder einfach den Kollegen zu zeigen, was man so macht. Diese Konzerte waren schon immer studentisch organisiert, natürlich immer mit der offiziellen Unterstützung der Hochschule; in den letzten Jahren ist das Festival dann stetig gewachsen, bekam den Namen „Jazz against the machine“, wanderte ins artheater und wurde immer mehr auch von externem Publikum wahrgenommen. Dabei liegt die Programmplanung, Entscheidungsgewalt und Organisation immer bei Teams aus Studierenden, die von Prof. Michael Rappe begleitet, aber nicht angeleitet werden.

Erstmals werden beim diesjährigen Festival auch Lehrende zu sehen sein. Wie kam es dazu? Gibt es vielleicht ein Jubiläum zu feiern?

Diemer: Ganz kurz davor – es ist das 9. Festival. Die Intention hinter den „Hochschul-Spots“ war die, zu zeigen, dass die Hochschule im Jazz und im Pop nicht aus Professoren besteht, die abgehoben ihren Einzelunterricht geben und sich sonst um nichts kümmern, sondern dass wir gemeinsam Musik machen. Es gab schon immer bei Jazz against the machine Auftritte von Combos, also jedes Semester neu gebildeter Arbeits-Ensembles, in denen ein ganz bestimmter Stil genauer angeschaut wird – das Festival soll ja gerade die Hochschule vertreten, und dazu gehören eben auch offizielle Ensembles. Wir haben diese Gruppen eingeladen, um die Lebendigkeit, den von Beginn an lebendigen Austausch und das gemeinsame Lernen rüberzubringen. Ohne dies wäre das Leben an der Hochschule nicht dasselbe.

In welcher Form (solo, Band) werden die Lehrenden vertreten sein, wie viele beteiligen sich insgesamt daran?

Eröffnet wird das Festival von der BigBand der Hochschule, also einem der offiziellen Ensembles aus Studierenden, unter Leitung von Prof. Joachim Ulrich, die Kompositionen von Studierenden spielt. Am zweiten Abend gibt es Brasil Caleidoscopio zu hören, das ist eine Combo, die das ganze letzte Jahr als Lehrveranstaltung angeboten wurde, um brasilianische Musik im Detail zu erarbeiten, geleitet vom Percussionisten Alfonso Garrido. Für den letzten Abend haben wir Sebastian Sternal und Claudius Valk eingeladen, die im Duo Klavier/Saxophon schon länger zusammenspielen und für die intensive Vermischung Kölner Musikszene und der Hochschule für Musik und Tanz in Köln stehen.

Gibt es vielleicht einen heimlichen Star unter den Teilnehmern?

Nein, und das ist eine der ganz großen Stärken von „JATM“. Wir haben zwölf Bands, die alle völlig unterschiedlich klingen und völlig unterschiedliche Stile vertreten. Dabei reicht das Spektrum  von klassisch orientierten Jazzbesetzungen über Latin, Freie Improvisation, R&B bis zu zeitgenössischem Pop. Einige dieser Ensembles sind erst seit kurzem aktiv – wir möchten, dass das Publikum jedes Mal überrascht wird und sich die Besucherinnen des Festivals ihre eigenen Favoriten aussuchen.

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie für das Festival?

Wir gehen von etwa einhundert Besuchern pro Abend aus, freuen uns aber über mehr – die Jazz- und Popszene in Köln ist ja nicht klein. Wir arbeiten sehr eng mit der Kunsthochschule für Medien zusammen, so dass alles live auf Großbildschirme im Foyer und Vorhof des artheaters übertragen wird. Alle Besucher bekommen alles mit, auch wenn der Saal mal voll sein sollte!

„jazz against the machine“ die Kurzform „JATM“ und auch das Festival-Logo sind eine Anlehnung an die Band „rage against the machine“. Die Band ist politisch sehr aktiv, kritisch gegenüber Globalisierung und Kommerzialisierung. Gibt es inhaltlich Parallelen zwischen der Message der Band und der Ihres Festivals?

„Against the machine“ ist für uns offener gefasst, aber uns gefällt nach wie vor der Titel des Festivals. Er sagt: Unsere Art Musik zu machen, ist nicht weltfremd oder etwas für Spezialisten, sondern gesellschaftlich relevant und musikalisch höchst aufregend! Außerdem sehen wir unseren Namen als klare Positionierung gegen die Kommerzialisierung des Jazz, die ein paar wenige Jazzstile zum Mainstream erhebt und sich oft um die lebendigen Experimente wenig kümmert. Darüber hinaus können und wollen wir unsere Kunst nicht von der Gesellschaft und ihren Themen abkoppeln, aber auch keine eindeutige politische oder ästhetische Richtung vertreten, schon weil das Organisationsteam jedes Semester wechselt.

Jazz lebt wie keine andere Musikart von Improvisation, ist nicht vorhersehbar, berechenbar. Aus „…against the machine“ könnte man schließen, dass die Veranstalter elektronischer, nicht „handgemachter Musik“ kritisch gegenüberstehen. Stimmt das?

Die Auseinandersetzung mit jeder Art von Musik ist fruchtbar! Der junge Jazz lebt von Experimenten, Crossovers und Einflüssen jenseits aller Dogmatik. Was für uns zählt, ist musikalische Qualität und Stimmigkeit, und die kann mit elektronischen Mitteln genauso erreicht werden wie mit analogen. Die Improvisation als wichtiges Element des Jazz muss dem nicht entgegenstehen – es gibt so einige Künstler, die ihre elektronischen Sounds sehr spontan und improvisatorisch einsetzen.

Report-k bedankt sich für das Interview.

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Infobox:

„Jazz Against The Machine“
artheater, Ehrenfeldgürtel 127, 50825 Köln
Einlass 19:30, Eintritt 6 Euro /4 Euro ermäßigt.
4 Bands pro Abend

Dienstag, 2. Juli
BigBand
EMCO
Matthias Schuller´s MULTITUDE
Wyoming

Mittwoch, 3. Juli
HNK Trio
SLADEK
SchwengelBOB
Brasil Caleidoscopio

Donnerstag, 4. Juli
ZGPM
Die Japanische Angst
Valk & Sternal
EagleRock Bluegrass Departments

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Autor: Daniel Deininger | Foto: Carlos Castilla / Fotolia
Foto: Symbolfoto